POV Saelind
Wir erreichten den Wald und huschten zwischen die alten Bäume. Ich hörte das vertraute Raunen der Bäume und schloss zu dem vorne gehenden Aragorn auf. "Ich führe euch zur Brücke, ihr werdet sie sonst nicht finden," sagte ich leise zu ihm. Er nickte und überlies mir die Spitze. Mit halben Ohr hörte ich, wie Gimli etwas von einer Hexenkönigin erzählte, die alle verzaubern würde. Eine Mischung aus Wut und Belustigung machte sich in mir breit, Wut über seine Dummheit und Belustigung über die Hexenkönigin. Die Gerüchte die um unser Volk und vor allem um meine Tante Galadriel kursierten, überraschten mich immer wieder aufs Neue. Ich hörte ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch, und eine traurige Freude machte sich in mir bemerkbar. Bogen erschienen aus dem Nichts und richteten sich auf unsere Gruppe. Meine Gefährten erstarrten. "Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können," ertönte auch schon eine sehr vertraute Stimme. Ein Elb trat zwischen den Bogenschützen hervor. "Das freut mich, ich wäre enttäuscht gewesen wenn nicht," sagte ich, versucht fröhlich. "Mae govannen, nîn rîs (Willkommen, meine Königin)," erwiderte er mit einer tiefen Verbeugung vor mir. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch ich schloss ihn fest in meine Arme. Er hasste Umarmungen und doch erwiderte mein Freund Haldir diese ausnahmsweise. Dann schob er mich von sich weg. "Wir müssen gehen," drängte ich ihn. Mir entging nicht der Blick den er auf die anderen, außer Legolas und Aragorn, warf. Doch ein wütender Blick von mir genügte und er nickte. "Kommt sie wartet." "Was hat er zu dir gesagt? Und woher kennst du ihn?" fragte Boromir als wir weitergingen. Auch die Hobbits sahen mich fragend an. "Er sagte: Willkommen, meine Königin. Und du musst wirklich nicht eifersüchtig sein Boromir, er ist nur ein guter Freund," erklärst du den anderen belustigt, Boromir wirkte beleidigt und, aus irgendeinem Grund, erleichtert zu gleich. "Meine Königin? Wieso nennt er dich so," fragte Pippin neugierig. "Ich bin hier aufgewachsen, meine Tante ist die Herrin Galadriel. Und Haldir übertreibt, ich bin gar nicht Königin," beantwortete ich die Fragen.
Wir liefen die vielen Treppenstufen hinauf, die zu unserer Stadt in den Bäumen führten. Die Nacht war herein gebrochen und alles hier fühlte sich so vertraut und so richtig an, dass es mir automatisch besser ging, meine Trauer etwas leichter wurde. Wir blieben vor einer Treppe stehen und die Elben aus Haldirs Wache entfernten sich wieder. Celeborn und Galadriel kamen Hand in Hand die Treppe hinunter und blieben vor uns stehen. Ihre blonden Haare leuchten silbrig, ebenso wie meine und nun sah man deutlich meine Herkunft. Celeborn begann zu sprechen:" Zehn sind von Bruchtal aufgebrochen, doch nur neun stehen hier. Sagt mir wo ist Gandalf, denn es verlangt mir sehr mit ihm zu sprechen." Galadriel sah uns alle an und antwortete an unserer Stelle:" Gandalf, der Graue, ist in den Schatten gestürzt." Ihre Stimme war voller Trauer und Anteilnahme, aber in meinen Gedanken sprach ihre Stimme weiter, jedoch mit einem anderen Klang:" Noch immer respektieren sie dich nicht, du bist zornig und fürchtest dich vor dir selbst. Hör auf dich zu verurteilen, du wirst es kontrollieren, eines Tages." Ich schluckte und verkrampfte mich, wendete den Blick aber nicht ab und starrte weiter in ihre strahlenden, unergründlichen blauen Augen. Die anderen wurden nun zu ihrem Quartier geleitet, während ich stehen blieb und dann zögerlich zu meinem Onkel und meiner Tante ging. "Mein Kind," Galadriel streckte die Arme nach mir aus und zog mich an sich, dann gab sie mich weiter an ihren Gatten, der das Gleiche tat. "Wir freuen uns so dich wohlbehalten wieder zu haben," murmelte dieser in mein Haar. "Es tut mir Leid," brach es aus mir hervor, ich konnte dem Druck nicht standhalten:" Ich hätte euch fragen müssen und nicht einfach überstürzt mitgehen. Es tut mir Leid." Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle, es wurde einfach alles zufiel und die Mauer hinter der ich meine Trauer versteckt hatte, brach auseinander. Sanft strich Galadriel mir über den Kopf:" Weine nicht mein Kind, du musst dich nicht entschuldigen. Du hättest es dir nie verziehen, sie alleine ziehen zu lassen. Dein Leben gehört dir und niemand hat dir vorzuschreiben, was du zu tun hast. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, weder uns, noch irgendwem sonst, das bist du nur dir selbst." In diesem Moment wurde mir bewusst wie sehr ich die beiden vermisst hatte und wie sehr ich auf diese Antwort gehofft hatte, denn obwohl ich es mir nicht selbst eingestehen wollte, so hatte ich dennoch Angst davor was sie sagen würden, egal was ich in Bruchtal zu Elrond gesagt hatte.
Nach dem Gespräch mit meiner Familie lief ich zu meinem Zimmer, machte mich frisch und zog mir ein luftiges graues Kleid an. Danach suchte ich meine Freunde und fand sie auf der ihnen zugewiesenen Lichtung. Die meisten schliefen schon, aber als ich mich gerade auf den weichen Boden setzte, kam Frodo leise, alleine auf die Lichtung. Er wirkte verschreckt und aufgewühlt, dann bemerkte er meinen Blick und erstarrte. Ich klopfte neben mich auf den Boden und er lies sich nieder, mied dabei aber meinen Blick. "Hast du in den Spiegel gesehen?" ich sprach gerade so laut, dass er mich hörte. Galadriels Spiegel, etwas schönes und entsetzliches zugleich, er konnte einem die schönsten Sachen zeigen oder die größten Ängste wieder aufleben lassen. Man konnte nicht wissen ob das was man sah, eintreten würde und doch sah man eine mögliche Zukunft. Frodo starrte mich verblüfft an, dann nickte er. "Egal was du gesehen hast, es muss nicht eintreten, ok. Du kannst es schaffen," versuchte ich ihn zu beruhigen. "Ich bin mir nicht sicher ob ich das schaffe, manchmal glaube ich es gibt keine Hoffnung, dass die Dunkelheit schon gewonnen hat," murmelte er ebenso leise wie zuvor ich. Ich nahm seinen Kopf sanft in meine Hände und blickte in seine faszinierend, blauen Augen:" Hör zu, es gibt immer Hoffnung, ein Licht am Ende des Tunnels. Du bist die mutigste, selbstloseste Person, der ich je begegnet bin, wenn du keinen Weg findest, findet ihn niemand. Und so lange ich dir helfen kann, werde ich nicht zögern es zu, versprochen. Du bist nicht allein." Eine Träne rollte über seine Wange, aber ein schwaches Lächeln war auf seinem Gesicht erschienen. Er legte seinen Kopf in meinen Schoß und ich strich ihm sanft durch seine Locken:" Schlaf schön, kleiner Hobbit, schlaf." Sein Atem wurde ruhiger und er schloss die Augen, wenig später war er friedlich eingeschlafen. Ich aber konnte nicht schlafen, denn die Trauer kehrte zurück. Kalt und schmerzhaft.
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Die Elbenprinzessin
FanfictionEin Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Saelind wuchs in Lothlórien, bei ihrer Tante Galdriel und ihrem Onkel Celeborn, auf. Ihre Eltern starben als sie klein war. Als dann eines Tages die Nachricht v...