Kapitel 19

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POV Saelind

Ich lief durch das Loch in der Mauer und entdeckte augenblicklich die beiden Personen, die ich gesucht hatte. Gimli saß auf einem Uruk-hai und rauchte entspannt Pfeife. Legolas ging gerade zu ihm und baute sich vor ihm auf. "Ich zähle 42," sagte er betont beiläufig. "42. Das ist gar nicht schlecht für so ein spitzohriges Elbenprinzlein. Ich meinerseits sitze gerade stramm auf Nummer 43," erwiderte Gimli, ebenfalls betont lässig. "Auch nicht schlecht, . . . für einen Mann. . . und auch noch ein Zwerg," grinste ich und trat hinzu. Gespannt wartete ich darauf, dass sie mich fragten. "Gar nicht schlecht," entrüstete sich Gimli:" Wie viel hast du denn, Prinzeschen?" "Also natürlich ohne die auf den Leitern und ohne die die mein Pferd zertrampelte, 46," antwortete ich prompt und mit dem breitesten aller breiten Grinsen. "46," Gimlis Mund klappte verblüfft auf. "Vielleicht halte ich mich das nächste mal etwas zurück, damit ihr auch eine Chance habt," stichelte ich weiter. "Wenn du das nächste Mal überhaupt noch dabei bist," meinte Legolas und machte einen Schritt auf mich zu. Kichernd drehte ich mich um und wollte davon laufen, doch packte er mich schon nach wenigen Schritten am Handgelenk und hielt mich fest. Er drehte mich herum und starrte lachend auf mich hinab. "Was wirst du denn jetzt mit mir machen," fragte ich unschuldig. Er antwortete nicht, sondern starrte mir nur mit einer solchen Intensität in die Augen, dass meine Knie ganz weich wurden. Ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden und so standen wir beide einfach nur da und starrten uns tief in die Augen. Plötzlich fiel mir auf wie nah wir bei einander standen und dass er mein Handgelenk noch immer festhielt, dann ertönte hinter uns ein Ruf und wir schreckten auseinander. "Kommt ihr beiden! Wir reiten nach Isengart," rief Gandalf uns zu. Ich nickte, immer noch ziemlich benebelt und stieß einen leisen Pfiff aus. Sofort kam die kleine feuerrote Stute angetrabt und ich schwang mich mühelos auf ihren Rücken. Was war das denn gerade, wenn Gandalf uns nicht unterbrochen hätte, hätte er dann. . . Ich verdrängte diese Gedanken, nein wir waren nur Freunde! Oder?

Wir ritten durch den Fangorn Wald, der über Nacht einfach hergelaufen war und wieder spürte ich diese unglaublich Macht, die von den Bäumen hier ausging. Doch nun spürte ich keinen Zorn, sie hatten ihre Rache gehabt, nun würden sie wieder Ruhe finden können. Als wir den Wald verließen, fiel sofort das überschwemmte Gelände um Orthanc herum auf. Die Mauer, die früher die hübsche Parkanlage und dann in jüngster Zeit die Mienen und Feuerstellen umschlossen hatte, war größtenteils zerstört und darauf, rauchend und essend, saßen zwei mir sehr vertraute, kleine Hobbits und begrüßten uns freudig. "Willkommen, meine Herren und meine Dame, in Isengart," rief uns Merry glücklich entgegen. "Ihr jungen Nichtsnutze!! Da jagt man euretwegen durch die Gegend und dann findet man euch schmausend und . . . und und und Pfeife rauchend," empörte sich Gimli. Ich lachte laut, als Pippin erwiderte:" Nun wir sitzen hier auf dem Feld unseres Sieges und erfreuen uns einiger wohlverdienten Annehmlichkeiten." "Mmh," stimmte Merry mit vollem Mund zu. "Das Pökelfleisch ist ausgesprochen delikat," ergänzte Pippin und nickte uns zufrieden zu. Ich schüttelte, immer noch lachend, den Kopf und machte mich dann auf den Weg um meine kleinen Freunde endlich in die Arme zu schließen.      

Ich zog Pippin hinter mir aufs Pferd, während Merry bei Aragorn Platz nahm. Unsere Gruppe ritt auf Orthanc zu, die Pferde stapften dabei durch kniehohes Wasser. Ein riesiger Ent, der aussah wie ein Baum mit Gesicht, begrüßte uns. "Ahh, junger Meister Gandalf. Ich bin froh über euer Kommen. Holz und Wasser, Stock und Stein kann ich beherrschen, doch hier gilt es mit einem Zauberer fertig zu werden, eingesperrt in seinem Turm." Ich sah die verwirrten Gesichter der Hobbits über seine Wortwahl. Nun ja, im Vergleich mit Baumbart war jeder jung. Wir standen nun direkt vor dem Turm und warteten gespannt auf Saruman. "Zeig dich gefälligst," murmelte Aragorn wütend. "Seid vorsichtig. Sogar in der Niederlage ist Saruman gefährlich," ermahnte Gandalf jedoch. Gimli grunzte unwillig:" Holen wir uns seinen Kopf, dann haben wir endlich Ruhe vor ihm." Gute Idee fand ich, doch Gandalf meinte, dass wir ihn lebendig brauchen würden. "Ihr habt viele Kriege geführt und viele Männer getötet, Théoden König und habt hinterher Frieden geschlossen," ertönte auf einmal die ölige Stimme Sarumans, welcher plötzlich auf dem Turm zu sehen war und zu uns runter spähte. Er fuhr fort, noch immer an den König gerichtet:" Könnten wir nicht gemeinsam beratschlagen, wie wir es einst taten, mein Freund? Können wir nicht Frieden haben, Ihr und ich?" Ich blickte nervös zum König, Sarumans Überzeugungskraft, oder vielleicht war es Magie, war unglaublich stark. "Das werden wir," sprach Théoden und das Herz rutschte mir in die Hose:" Wir werden Frieden haben, wenn man euch gerichtet hat für die Feuersbrünste in der Westfold und für die Kinder, die dort ihr Leben ließen! Wir werden Frieden haben, wenn das Leben der Soldaten, die vor den Toren der Hornburg zerhackt wurden, nachdem sie schon tot waren, gerächt ist! Wenn ihr an einem Galgen baumelt, zum Vergnügen eurer eigenen Krähen, dann werden wir Frieden haben." Er schrie beinahe und die Bitterkeit in seiner Stimme vermischte sich mit abgrundtiefem Hass. Ich war beeindruckt, es war sicher nicht leicht den schmeichelnden Worten Sarumans zu widerstehen. "Galgen und Krähen! Du Greis! Was willst du Gandalf Graurock? Lass mich raten. Den Schlüssel von Orthanc? Oder womöglich den Schlüssel von Barad-dûr selbst? Zusammen mit den Kronen der sieben Könige und den Stäben der fünf Zauberer?, schrie Saruman erbost über sein Versagen beim König. "Dein hinterhältiger Verrat kostete schon viele das Leben. Tausenden mehr droht jetzt Unheil. Doch du könntest sie retten, Saruman. Du warst tief im innersten Rat des Feindes," versuchte Gandalf im gut zu zureden. "Dann seid ihr also gekommen, weil ihr Auskünfte wollt. Ich habe welche für euch," fauchte Saruman und aus seiner weiten, inzwischen ziemlich grauen, Kutte holte er eine Kugel. Schwarz wie die Nacht, und doch ging ein eigenartiges Leuchten von ihr aus. Ein Palantir, ein sehender Stein. Der Zauberer starrte in die Kugel während er fortfuhr:" Etwas wuchert im Herzen von Mittelerde, ein Geschwür und ihr vermögt es nicht zu sehen. Doch das große Auge hat es gesehen. Selbst jetzt baut er seinen Vorteil aus. Sein Angriff wird rasch erfolgen. Ihr werdet alle den Tod erleiden. Aber das weißt du, nicht war Gandalf?  Glaubst du wirklich, dass dieser Waldläufer jemals auf dem Throne Gondors sitzen wird? Dieser Heimatlose, aus dem Schatten gekrochene, wird niemals zum König gekrönt." Mein Blick huschte zu Aragorn, dessen Gesicht ausdruckslos und kalt geworden war, doch sagte er nichts. "Gandalf zögert nicht jene zu opfern, die ihm am nächsten stehen, jene die er vorgibt zu lieben. Sag mir, welche Worte des Trostes hast du dem Halbling gespendet, ehe du ihn in sein Verderben schicktest. Den Weg, den du ihn nehmen ließest, endet einzig und allein im Tod." Ich spürte wie Pippin erschauerte und mir wurde schlagartig bewusst, dass der kleine Hobbit geglaubt hatte es würde Hoffnung geben, dass alles gut werden würde, dass er nicht wusste wohin Frodos und Sams Weg führen würde. Doch es gab nie viel Hoffnung, nur ein Funke, an das sich alle verzweifelt klammerten. In diesem Moment feuerte Saruman einen Feuerball aus seinem Stab auf Gandalf hinab. Unsere Pferde wichen ängstlich vor dem Feuer, das Gandalf und Schattenfell einhüllte, zurück und panische Schreie erklangen. Doch die Flammen verschwanden und ein vollkommen unbeschadeter Zauberer mit kerngesundem, schneeweißen Hengst kam zum Vorschein. "Saruman, dein Stab ist zerbrochen!" sprach Gandalf und augenblicklich zerbrach dieser in Sarumans Hand. Hinter ihm auf dem Turm erschien nun ein Mann mit fettigen, langen, schwarzen Haaren und einem ängstlichen Blick. "Gríma, du must ihm nicht gehorchen! Du warst nicht immer so wie jetzt. Einst warst du ein Manne Rohans. Komm herunter," sprach Thóden ihn an. Gríma wirkte beschämt und doch irgendwie dankbar. Er verneigte sich ein wenig und wollte der Aufforderung des König folgen, aber Saruman kam im zuvor. "Ein Manne Rohans?" schrie er:" Was ist Rohans Haus, als eine Strohgedeckte Scheune, wo Straßenräuber in stinkigen Rauch trinken und ihre Sprösslinge sich zwischen den Hunden auf dem Boden suhlen? Der Sieg in Helmsklamm gebührt nicht euch, Théoden, Pferdemensch. Ihr seid der minderwertige Sohn größerer Herren." Théodens Gesicht blieb ausdruckslos und neutral, auch wenn es ihm sichtliche Mühe kostete. Er wiederholte, ohne auf Sarumans Worte einzugehen:" Gríma, komm herunter! Befreie dich von ihm." "Befreien?! Er wird niemals frei sein! Auf die Knie! Köter," kreischte Saruman und schlug Gríma ins Gesicht, so dass dieser zu Boden ging. Ich spannte mich an, meine Hand wanderte langsam nach hinten zu meinem Köcher. Es war mir egal, dass er Schlangenzunge schlug, aber er wurde immer wahnsinniger und ich würde nicht zulassen, dass er jemand von uns verletzte. Gandalf versuchte erneut zu ihm durchzudringen und ihn zum Reden zu bringen, aber in diesem Moment sprang Gríma Saruman an und stach immer wieder mit einem Dolch auf dessen Rücken ein. Plötzlich bohrte sich ein Pfeil direkt in sein Herz und er fiel zurück. Saruman jedoch fiel wie Marionette mit durchgeschnittenen Fäden vom Turm und wurde unten von einem Mühlrad aufgespießt. Einen Moment starrten wir ihn fassungslos an, während sich das Rad weiterdrehte und den toten Zauberer versengte. Pippin schien etwas gesehen zu haben, denn er lies sich von Neira gleiten und stapfte durch das Wasser zu der Stelle, wo ein eigenartiges Leuchten aus dem Wasser drang. Er bückte sich und hob den Palantir auf. "Peregrin Tuk!" rief Gandalf und ritt zu ihm. Der kleine Hobbit drehte sich erschrocken um, den Stein noch immer in der Hand. Gandalf steckte die Hand aus:" Das nehme ich, mein Junge. Nah mach schon." Zögerlich und mit betretener Miene reichte er es ihm. Anschließend verabschiedeten wir uns von Baumbart und machten uns auf den Weg zurück nach Edoras.  

Die ElbenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt