Kapitel 18

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POV Saelind

Ich wusste nicht wohin Aragorn lief, doch ich stürzte mich von dem Wall, landete auf denen, immer noch durch das Loch strömenden Uruks und begann mit meinen Dolchen auf sie einzustechen. Ich spürte keinen Schmerz oder Furcht, da war nur Trauer, die zu Wut, Liebe, die zu Hass verkommen war. Ich wollte ihnen wehtun, jenen die ihn getötet hatten und es war mir egal, ob sie mich ebenfalls verletzten. Ich wäre hier geblieben, vermutlich hier gestorben, wenn der blinde Zorn nachgelassen hätte, doch Aragorn, der plötzlich wieder da war, packte mich am Arm und zog mich zurück in die Festung. Ich schrie vor Wut, doch lies er mich nicht los, bis wir durch die Tür waren und diese hinter mir verriegelt war. Ich lies Aragorn stehen, stapfte einfach an ihm vorbei, auf die Mauer der Festung und begann, wie die verbliebenen Elben, auf die immer noch angreifenden Scharen zu schießen. Diese schossen nun Harken über die Mauer und zogen daran Leitern hoch. Ich zerschnitt eins der Seile und die Uruk-hai stürzten zurück. Dann sah ich Gimli und Aragorn vor dem Tor, sie versuchten es zu schützen, während es repariert wurde. Legolas warf ihnen ein Seil zu, um sie daran hoch zu ziehen. Wie aus dem Nichts erschien ich neben ihm und erstach einen Uruk hinter ihm. So lange er damit beschäftigt war, konnte er sich nicht gegen die Uruks, die überall waren, verteidigen, also hielt ich ihm den Rücken frei, bis der Ruf des Königs durch die Burg dröhnte:" Sie sind durchgebrochen! Die Festung ist eingenommen! Rückzug! Rückzug!!" Uruk-hai strömten die Treppen hoch und alle die noch auf der Mauer kämpften, rannten in die Halle. Drinnen verbarrikadierten wir die Tür mit Bänken, Tischen und was es sonst so gab. Die Frauen und Kinder sollten sich auf den Gebirgspfad begegnen, auch wenn alle wussten, dass die Uruks zu zahlreich waren. Théoden hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als ich durch eins der schmalen Fenster die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne sah und mich an die Worte Gandalfs erinnerte:" Erwartet mein Kommen beim ersten Licht des fünften Tages. Bei Sonnenaufgang schaut nach Osten." Mein Blick traf den Aragorns, der wusste was ich dachte und den König überredete mit ihm rauszureiten. "Für Tod und Glorie," sprach der König fasziniert. "Für Rohan! Für euer Volk," entgegnete Aragorn. "Ja! Ja! Das Horn Helm Hammerhands soll erschallen in der Klamm, ein letztes Mal," Begeisterung erfasste den König, das würde ein glorreicheres Ende sein, als verbarrikadiert in einer Halle. Gimli machte sich auf den Weg zu dem Horn, während wir auf unsere Pferde stiegen. Dann ertönte das Horn, laut und volltönend und im gleichen Moment brach die Tür. Wir galoppierten los in durch die Menge, schlugen mit unseren Schwertern darauf ein. Galoppierten die Treppen hinunter, durch das Haupttor, die Zufahrt hinunter. Links und rechts stürzten die Uruks hinunter oder wurden niedergetrampelt. Bald schon konnte ich mit meinem Schwert niemanden mehr erreichen, denn Neira, mein wundervolles Pferd, kämpfte ebenso schmutzig, gemein und erbarmungslos wie ich. Dann ertönte ein Wiehern und Uruks wie Menschen erstarrten mitten im Kampf und starrten zu dem schneeweißen Hengst mit dem weißen Zauberer auf seinem Rücken, der auf dem Gipfel eines Berges erschien. Und hinter ihm erschien Éomer und mit ihm hunderte Männer. Mit wildem Kampfgeschrei stürzten sie sich den Abhang hinunter und in die Schlacht. Die Uruks sahen sich mit einer Übermacht konfrontiert und jene wenigen die noch lebten rannten davon, in den Wald der gestern definitiv noch nicht da war und der morgen verschwunden sein würde. "Nicht in den Wald hinein! Haltet euch von den Bäumen fern," schrie Gandalf uns zu. Wir standen in etwa 50 Meter Entfernung und sahen zu wie der letzte Uruk im Wald verschwand. Plötzlich begannen die Bäume sich zu bewegen und spitze Schreie drangen aus dem Wald, alle paar Sekunden wurden es weniger und schließlich brachen sie ab.

POV Éomer         

Ich wanderte über das Schlachtfeld und bemerkte plötzlich eine junge Frau mit langen, blonden Haaren. Ich hätte sie überall wiedererkannt, die hübsche Elbe, die so frech und respektlos gewesen war und meine Gedanken einfach nicht mehr verlies. Wenn ich es mir selbst eingestand, hatte ich sie nicht plötzlich bemerkt, sondern schon die ganze Zeit angestarrt. Es war unmöglich sie zu übersehen, inmitten des allgegenwertigen Todes und der Zerstörung strahlte sie wie die Sonne. "Was tut ihr denn hier," sprach ich sie schließlich endlich an. Sie hielt inne und drehte sich verdutzt zu mir um, dann lächelte sie als sie mich erkannte. Ich versuchte möglichst entspannt und cool zu wirken, doch sie brachte mich völlig aus der Fassung. "Ich fürchte ich verstehe eure Frage nicht," erwiderte sie immer noch lächelnd. "Ich wollte wissen, warum ihr schon hier auf dem Schlachtfeld seid. Wenn die Frauen und Kinder doch erst vor wenigen Minuten aus den Höhlen zurückgerufen wurden," antwortete ich. Sie zog spöttisch ihre Augenbrauen hoch und meinte in herablassenden, gelangweiltem Ton:" Ich habe mir die Höhlen angesehen, sie sind nicht mein Fall. Ich mag unterirdische Räume nicht besonders und deshalb dachte ich mir, kann ich euren Männern auch helfen die Festung zu verteidigen." Ich starrte sie an, wie konnte sie dort stehen so gelassen und behaupten gekämpft zu haben. Da erst bemerkte ich den Bogen den sie in ihrer Hand hielt und an dem einige Spritzer von schwarzem Blut klebten. Ich wollte gerade den Mund öffnen, als sie mir zuvor kam. "Ihr wollt sagen, dass ich eine Frau bin und deshalb nicht kämpfen kann. Spart euch den Atem, möglicherweise rettet euer Schweigen euch das Leben. Denn ich bin sehr wohl in der Lage eine Waffe zu benutzen. Meint ihr ich würde sie sonst tragen?!," schnaubte sie und ihr Blick wurde beinahe bedrohlich, doch dabei lächelte sie weiterhin, ein perfektes, herablassendes Lächeln. "Nein, nein," beeilte ich mich zu versichern, möglicherweise nicht überzeugend genug, denn sie starrte mich noch immer finster an. "Ich habe mich gefragt wie der Name einer so bezaubernder Elbe sein mag," schleimte ich ein wenig, es schien nicht zu funktionieren. Bei jeder anderen Frau hätte das sicher ausgereicht, damit sie mich anhimmeln und verehren würde, wenn sie von der Rüstung und dem Schwert nicht vor Ehrfurcht erstarrte, warum klappte dass bei ihr nicht. "Oh, sieh an, er kann ja sogar höfflich sein!" spottete sie. Doch dann fügte sie etwas versöhnlicher hinzu:" Im Saelind o Lórien. Mae govannen." "Es klingt wunderschön," erwiderte ich, nicht sicher alles verstanden zu haben. Sie lachte leise. "Vielen Dank. Doch so sehr ich diese kleine Unterhaltung auch schätze, würde ich doch gerne in Erfahrung bringen, wie es meinen Gefährten ergangen ist. Ihr entschuldigt mich," verabschiedete sie sich, drehte sich um und ging, nein schwebte davon. Zwischen den Leichen hindurch, ohne auch nur zu straucheln.  

Die ElbenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt