Kapitel 21

468 13 0
                                    

POV Legolas

Noch lange vor der Dämmerung, schlich ich mich aus dem Raum, in dem wir alle die Nacht verbrachten, durch die Halle nach draußen. Ich stellte mich an die gleiche Stelle wie Saelind letzte Nacht und wie sie starrte ich hinauf zum blassen, sternübersäten Himmel. Genau hier stand sie letzte Nacht mit . . . ihm! Warum machte es mich so wütend, sie konnte doch küssen wen sie wollte, es ging mich doch nichts an, wenn sie ihn mochte. Doch eine kleine, gemeine Stimme in meinem Kopf meldete sich zu Wort:" Ach ja? Du hättest dort gestern stehen müssen, nicht dieser erbärmliche Mensch, der sie nicht verdient und nur mit ihr spielt. Er ist schwach und sterblich, arrogant und unfähig!" Ich wollte nicht hören, was diese Stimme sagte, doch ein winziger Teil von mir räumte ein, dass sie Recht hatte: er war wirklich schwach und unfähig, verdiente sie nicht. Nicht das schönste und reinste Wesen, das unter dieser Sonne lebte! Warum konnte er nicht eine von seinem eigenen Volk nehmen? "Eca, neira atan! (Verschwinde, grässlicher Mensch)" schrie ich, überrascht von mir selbst, in den unbarmherzig, schweigenden Nachthimmel. Irgendwie ging es mir danach ein klein wenig besser. Ich bemühte mich nicht mehr an die beiden zu denken, mir einzureden, dass meine Gefühle für sie nur die eines guten Freundes waren, doch so sehr ich mich anstrengte, meine Gedanken wanderten immer wieder zu ihr. Zu ihrem Lachen, das klar wie Wasser war, zu ihrem Haar, das silbrig im Mondschein glänzte, zu ihrem Verstand und ihrem Mut, so unerschütterlich, und zu ihren Augen, so groß und wunderschön wie der Saphir, den sie in der Kette um ihren Hals trug. Sie war perfekt und makellos! Warum er? Und dann hörte ich das leise Geräusch der Tür hinter mir, aber keine Schritte, ich atmete tief ein und versuchte mich zu beruhigen, denn gewiss würde sie es merken wenn ich aufgewühlt war. Ich spürte, dass sie neben mir stand. Ihr Arm streifte leicht meinen und ich warf einen flüchtigen Blick zu Seite. Wie ich war sie in ihren Umhang gehüllt, ihre Haare darunter verborgen, nur zwei Strähnen hatten sich gelöst und glänzten silbrig, wie die Sterne am Himmelszelt. Ihr herrliches Gesicht wirkte eigenartigerweise aufgewühlt und schnell wandte ich mich wieder ab, damit sie nicht merkte, dass ich sie anstarrte. Schweigend standen wir, keiner wagte es die Stille zu durchbrechen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis erneut das kaum wahrnehmbare Geräusch der Tür ertönte und Schritte, zwar leise, aber im Gegensatz zu ihren deutlich hörbar. Ich begann zu sprechen, als Aragorn sich neben uns stellte:" Die Sterne sind verhüllt. Etwas rührt sich im Osten, eine schlaflose Bosheit. Das Auge des Feindes nähert sich."

POV Saelind    

Ich spürte wie meine Anspannung zu nahm, wie sich die Haare auf meinen Armen aufrichteten. Wie aus einem Mund keuchten Legolas und ich:" Er ist hier!" Wir starrten uns einen Moment schockiert an, dann rannten wir los, durch die Tür in die Halle und in den Nebenraum in dem die Männer schliefen. Pippin hielt den Palantir in den Händen und wälzte sich am Boden. Er hatte den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen und zuckte wie in einem Krampf. Merry rief verzweifelt:" Helft ihm! Helft ihm doch!" Aragorn riss Pippin den leuchtenden Palantir aus der Hand, er schwankte plötzlich und lies die Kugel zu Boden fallen, Legolas und ich stützten ihn, damit er nicht fiel. Endlich warf Gandalf ein Tuch über den sehenden Stein, in dem sich das flammende Auge Saurons noch immer zeigte. "Närrischer Tuk!" rief er wütend, doch Pippin lag unbewegt, wo er hingefallen war, die Augen und den Mund noch immer zu einem Schrei aufgerissen den niemand hören konnte. Der Zauberer seufzte, rasch kauerte er sich vor ihm nieder und nahm die Hände des Halblings in seine eigenen. Er murmelte einige Worte und Pippin schreckte auf. Er atmete heftig und entschuldigte sich verzweifelt bei Gandalf. "Sieh mich an!" befahl dieser und der Hobbit gehorchte:" Was hast du gesehen?" "Ein. . . einen Baum. . .da war ein weißer Baum, in einem Hof aus Stein. Er war tot. Die Stadt brannte!" Pippins Stimme war nur ein ersticktes Flüstern vor Angst:" Ich sah. . .ich konnte ihn vor mir sehen. Ich konnte seine Stimme in meinem Kopf hören." "Und was hast du ihm gesagt?! Rede!" Gandalfs Stimme war ebenfalls voller Entsetzen. "Er fragte nach meinem Namen, ich antwortete nicht. Er hat mir wehgetan!" in dem ehrlichen, verspielten Gesicht stand die nackte Furcht. "Und was hast du ihm über Frodo und den Ring gesagt?" Doch Pippin starrte ihn nur vor furchtbarer Angst an.

Etwas später an diesem Morgen, die Sonne war mittlerweile aufgegangen, waren wir alle in der goldenen Halle versammelt und Gandalf berichtete Théoden, was Pippin im Palantir sah:" Es war keine Lüge in Pippins Augen. Ein Narr. . .aber ein ehrlicher Narr bleibt er. Er hat Sauron nichts über Frodo und den Ring verraten. Wir haben merkwürdiges Glück gehabt, Pippin konnte im Palantir einen kurzen Blick auf die Pläne unseres Feindes werfen. Sauron plant einen Angriff auf die Stadt Minas Tirith. Seine Niederlage bei Helms Klamm hat unserem Feind eins gezeigt: Er weiß, dass Elendils Erbe hervorgetreten ist." Bei diesen Worten wandte Gandalf sich an Aragorn, dessen Gesicht besorgt war. "Die Menschen sind nicht so schwach wie er angenommen hatte. Sie haben noch Mut und vielleicht die Kraft ihn herauszufordern, Sauron fürchtet das. Er wird nicht riskieren, dass sich die Völker Mittelerdes unter einem Banner vereinen. Eher macht er Minas Tirith dem Erdboden gleich, als die Rückkehr eines Königs auf den Thron der Menschen mit anzusehen. Wenn die Leuchtfeuer Gondors entzündet sind, muss Rohans Volk Kriegsbereit sein." "Sagt mir," meldete sich der König zu Wort und verwundert drehten sich alle zu ihm um:" Warum sollten wir jenen zur Hilfe eilen, die uns ihre Hilfe versagt haben? Was schulden wir Gondor?" Ich starrte ihn an und abermals war ich schockiert über den Stolz der Menschen. Sie würden lieber alleine verlieren, als ihr Ego beiseite zuwerfen und gemeinsam zu gewinnen. Aragorns Gesicht wurde blass vor Entsetzen und er rief aus:" Ich werde gehen." "Nein," rief Gandalf. "Sie müssen gewarnt werden!" "Das werden sie," beruhigte Gandalf ihn und trat näher an ihn heran und sagte einige leise Worte, die nur für Aragorn bestimmt waren, dann wandte er sich wieder an den König:" Eins muss euch gewahr sein: Dinge geraten ins Rollen, die nicht aufzuhalten sind. Ich reite nach Minas Tirith und ich werde nicht allein gehen." Sein Blick bleib bei Pippin hängen, der schluckte. Wir traten nach draußen ins strahlende Sonnenlicht und machten uns auf den Weg zum Pferdestall, doch ich hielt Pippin einen Moment auf um ihm Lebewohl zu sagen. "Pass auf dich, tapferer Hobbit. Ich hoffe wir sehen uns wieder," ich umarmte ihn und flüsterte ihm die Worte ins Ohr, er starrte mich schockiert an. "Geh, rasch! Gandalf wartet," forderte ich in leise auf, in meinem Hals steckte ein Klos, der sich nicht herunterschlucken lies. Traurig sah ich zu wie Schattenfell kurze Zeit später mit den beiden Gestalten auf seinem Rücken davon galoppierte. Wer weiß ob ich die beiden je wieder sehen würde.   

Die ElbenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt