Kapitel 23

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POV Saelind

Noch immer vor Wut kochend, lief ich zwischen den Zelten hindurch, auf der Suche nach Éowyn. In diesem Moment sah ich eine Gestalt, in einem dunklen Umhang, den schmalen Weg an der Klippe zu unserem Lager hinaufreiten. Er ritt auf mich zu und kam vor mir zum Stehen. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen, doch als er sprach erkannte ich die Stimme Elronds von Bruchtal:" Mae govannen Saelind." Ich verneigte mich:" Mein Herr Elrond, es ist mir eine Ehre. Was führt euch den weiten Weg hierher." Ich hoffte er würde die Wut in meiner Stimme nicht wahrnehmen. Aber er schien zu besorgt, denn als er weiter sprach zitterte seine Stimme kaum wahrnehmbar:" Arwen liegt im Sterben." "Nein," hauchte ich und in meinen Augen sammelten sich Tränen. Ich blinzelte sie weg, er war sicher nicht gekommen, um es mir mitzuteilen. "Ich werde euch zum König bringen. Ihr wollt sicher mit Aragorn sprechen, doch weiß ich nicht wo er ist," ich versuchte gefasst und tatkräftig zu klingen, doch meine Stimme zitterte und brach bei den letzten Worten. Elrond nickte nur, schwang sich von seinem weißen Ross und folgte mir zum Zelt Théodens. Ich führte ihn hinein, entschuldigte mich und lief eilig wieder nach draußen. Wenn Arwen dem Tode nah war, musste das bedeuten, dass sie der Unsterblichkeit wirklich entsagt hatte. Ein trockenes Schluchzten drang aus meiner Kehle, ich wollte schreien, mir den ganzen Frust und die Wut vom Leib schreien, aber meine Kehle war wie ausgetrocknet. Im Dunklen stieß ich gegen jemanden und erkannte dass es Éowyn war. Sie wirkte ebenso aufgelöst und wütend, wie ich mich gerade fühlte, doch sagten wir beide nichts darüber. Wir starrten uns nur einen Moment in grimmigem Einverständnis in die Augen, dann stieß ich hervor:" Er ist so ein Idiot!" Sie nickte traurig und senkte den Blick. "Hey," ich versuchte meine Stimme sanft und aufmerksam klingen zu lassen und verbannte das Feuer in meinem Herzen so gut es ging, ich wurde jetzt hier gebraucht, Trübsal blassen konnte ich später immer noch:" Hör nicht auf ihn. Er hat keine Ahnung wozu du im Stande bist. Lass dich nicht von einen Bruder mit völlig falschen Weltansichten davon abhalten zu tun, was du für richtig hältst." Sie lächelte leicht und starrte mich an:" Wie machst du das? Sie respektieren dich. Sie lassen dich mitkämpfen. Sie trauen dir ebenso viel zu wie ihnen selbst." Die Worte brachen aus ihrem Mund, als wollte sie sie schon seit Ewigkeiten sagen, doch war nie dazu gekommen. Nun war es an mir den Blick zu senken:" Sieht es so aus? So ist es nicht! Ich habe mir all das hart erkämpft, bin durch Blut und Tod gegangen. Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf, sie alle sind große Krieger, auf ihre eigene Art und Weise, und wir kennen uns lange genug, damit sie wissen was ich kann. Und doch versuchen selbst sie immer wieder mich fortzuschicken, mich von den Kämpfen fernzuhalten. . ." "Und doch bleibst du und gibst keinen Zentimeter nach! Wie?," unterbrach mich Éowyn verzweifelt. "Steh zu dir. Es gibt immer einen Weg zurück zum Schlachtfeld, wenn du wirklich willst. Und wenn sie den Weg nicht frei machen, tritt ihnen in die Eier. Glaub mir danach lassen sie dich durch. Du kannst das. Du musst bloß für einen Moment allen Anstand und alle Regeln vergessen." Sie starrte mich an, die Augen riesengroß. Doch bevor sie etwas erwidern konnte fuhr ich fort:" Ich denke du weißt, was du zu tun hast. Wir sehen uns auf dem Pelennor, Kriegerin." Damit drehte ich mich um und lies ein Mädchen zurück, dessen Gesichtsausdruck Verzweiflung und Entschlossenheit zugleich zum Ausdruck brachte. Ich glaube ich hatte ein Monster erschaffen, dachte ich und kicherte trotz der angespannten Stimmung in mich hinein.      

In der Dunkelheit sah ich Aragorn Brego satteln. Er schien sich fortschleichen zu wollen, aber da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht. Rasch lief ich zu Legolas und Gimli und berichtete ihnen von Elrond und Aragorns Vorbereitungen. Mit ebenfalls gesattelten Pferden warteten wir nun am Eingang zum Weg zum Dimholt auf ihn. Als er sein Pferd an uns vorbei führte sagte ich:" Dachtest du wirklich, du könntest dich einfach bei Nacht und Nebel fortschleichen? Du solltest es besser wissen!" Er blieb stehen und sah mich entschuldigend an:" Nicht dieses Mal, Saelind. Diesmal gehe ich allein!" "So langsam solltest du ihre Sturheit doch kennen," meinte Legolas und trat mit Gimli aus dem Schatten. Dieser ergänzte:" Du musst dich damit abfinden, wir kommen mit dir, Junge." Da musste er lachen, wir schwangen uns auf unsere Pferde und ritten in den düsteren Weg, der vor uns lag. Mit Gefahren, die niemand kannte und niemand kennen wollte. Ohne auf die Rufe der Soldaten, die fragten wohin wir wollten, zu achten trabten wir in die Schlucht und vermutlich in den Tod. 

Die ElbenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt