Kapitel 29

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POV Saelind

Schließlich kam der Tag unserer Abreise. Ich drückte Arwen und Aragorn ein letztes Mal und ermahnte sie mich ja zur Hochzeit einzuladen, woraufhin sie nur lachend den Kopf schüttelten, als hätte ich den Verstand verloren. Natürlich war ich eingeladen. Mit einem letzten wehmütigen Blick über die Schulter ritt ich an der Seite der Hobbits, Gimli's und Legolas's durch das zerstörte Tor, an dem bereits fleißig gearbeitet wurde. Gemeinsam ritten wir bis nach Helms Klamm, wo auch wir uns schließlich voneinander trennen mussten. Legolas und der Zwerg hatten vor, die Höllen unter der Burg und anschließend den Wald von Fangorn zu erkunden und die Hobbits wollten Heim ins Auenland. Für mich war es bereits ein kleiner Umweg den ich hier mit meinen Freunden geritten war, doch ich wollte so viel Zeit wie nur möglich noch mit ihnen verbringen. Vor der Festung der Pferdemenschen drückte ich meine kleinen Freunde ein letztes Mal, vor der Festung von Rohan küsste ich Legolas ein letztes Mal innig und wendete dann meine feuerfarbene Stute. Tage später tauchten die goldenen Baumkronen meiner Heimat vor mir auf und ich spornte Neira zu einem schnellen Galopp an. Ich flog auf den Wald zu, spürte den Wind in meinem Gesicht und bereitete die Arme weit aus. Der blanke Rücken meiner Stute bewegte sich in ruhigen Sprüngen und ich folgte ihr so mühelos als wäre sie ein Teil meines Körpers. So erreichten wir den Rand des Waldes und schritten über die Grenze des Landes. Tief atmete ich den vertrauten Duft nach Erde und Laub ein und begann zu singen, ein leises Lied aus meiner Kindheit. Ich überquerte den schnell dahinrauschenden Fluss und endlich, endlich erreichte ich in der Abenddämmerung Caras Galadhon.

Monate waren vergangen und die Sterne leuchteten heute Nacht besonders hell vom wolkenlosen Himmel, weshalb ich zum Fenster schritt um klarer sehen zu können. In diesem Moment erreichte ein hauchzarter Laut meine spitzen Ohren. "Du bist spät," ich drehte mich nicht um, sondern starrte weiterhin zu den Sternen empor. "Iuith (Verzeihung)," antwortete Legolas leise und endlich drehte ich mich um. Er kniete vor mir und in seinen Fingern glänzte ein silbrig weißer Ring, der strahlte wie die Sonne. "Gin melin, Saelind (Ich liebe dich). Thelg nin vesta(Willst du mich heiraten)?" "Ich schlug mir die Hände vor den Mund, sprachlos vor Überraschung." "Im theln (Ich will)," rief ich aus und er schob mir den Ring auf den Finger meiner linken Hand. Dann sprang er auf und küsste mich. Ich schmiegte mich an ihn, Tränen des Glücks in meinen Augen. Legolas hob mich hoch wie ein kleines Kind und trug mich zum Bett. Während ich sein Hemd aufknöpfte, dachte ich, dass ich nie glücklicher gewesen war als in diesem Moment.

Zwei Jahre später

Als ich an diesem Morgen erwachte, wurde mir schlagartig bewusst, dass dies das letzte Mal war das ich in Mittelerde das erste Licht des Morgens erblicken würde. Wir waren auf der Reise zu den Grauen Anfurten um in die unsterblichen Lande zu segeln und nie zurückzukehren. Es war das letzte Schiff, welches Mittelerde verlassen würde. Während ich so dalag und das dunkelgrüne Blätterdach über mir anstarrte, wurde der Elb an meiner Seite langsam wach. Er sah mich und lächelte beim Anblick meiner besorgten Miene. Augenblicklich wurde ich ruhiger, keinen Tag waren wir in den letzten anderthalb Jahren, seit unserer Hochzeit getrennt gewesen und würden es auch nie wieder sein, wir würden auf ewig zusammen bleiben. Im Laufe des Tages passierten wir das Auenland, um Frodo, Sam, Pippin und Merry einzusammeln. Das Auenland war ein hübsches Stückchen Land, klein und ruhig. Die Hobbits jedoch schienen misstrauisch zu sein und beäugten uns beunruhigt. Ich lächelte sie an und ein kleines Mädchen lächelte zurück und winkte freudestrahlend, doch ihre Mutter packte sie an der Hand und zog sie entsetzt von uns fort. Als wir das Meer erreichten, stand die Sonne schon tief und tauchte die Welt in ein sanftes Licht. Galadriel verabschiedete sich von den Hobbits und ging dann gemeinsam mit Elrond, Bilbo und Celeborn an Bord des Schiffes. Legolas sah mich auffordernd an, doch ich schüttelte den Kopf:" Gib mir noch ein paar Minuten." Er nickte und lies mich allein. Ich wandte mich den Halblingen zu und kniete mich vor ihnen hin, sie alle hatten Tränen in den Augen. „Bitte weint doch nicht meine Freunde, dies ist doch keine Stunde der Trauer. Wir haben ein so aufregendes Abenteuer hinter uns, doch jede Reise muss einmal enden. Ich werde euch niemals vergessen." Nun stiegen auch in meine Augen die Tränen. Ich nahm sie in die Arme einen nach dem anderen und drückte ihnen einen Kuss auf die Lockenköpfe. „Passt gut auf das Auenland auf meine kleinen Krieger," hauchte ich Merry und Pippin zu:" Und du Sam, ich weis du wirst der wunderbarste Vater sein, den die Welt je gesehen hat. Ich bitte dich nur dein Leben zu leben und nicht zurück zu blicken." Zu Frodo sagte ich nichts, sondern wartete bis Gandalf es den anderen mitgeteilt hatte, Frodo würde mit uns segeln und Mittelerde verlassen. „Lebt wohl," rief ich den weinenden Hobbits am Ufer zu und ging endlich an Bord. Legolas erwartete mich, nahm mich in die Arme und strich mir sanft eine Träne von der Wange. Gemeinsam fuhren wir in den Sonnenuntergang und verließen diese Welt.

Die ElbenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt