21

90 1 0
                                    

P.o.v Sevda
Es ist nun soweit. Ich hab die drei Jahre zu Ende gearbeitet. Meine Schulden sind beglichen und ich werde heute umziehen. Ich werde jetzt alles und jeden hinter mich lassen. Sie werden mich sowieso nicht vermissen oder nach mir fragen. Ich war nie jemand besonderes für die und das habe ich auch langsam akzeptiert. Es hat mich zwar eine Zeit gekostet, aber Kopf hoch das Leben geht weiter. Mit und ohne denen.
Ich hab zwar niemanden mehr an meiner Seite, auch Eren nicht mehr, aber jetzt weiß ich wer wenigstens hinter mir steht. Ja genau niemand.
Lara, meine beste Freundin, hat sogar den Kontakt zu mir ganz abgebrochen. Ich hab es still hingenommen. Ich wollte nicht mit ihr streiten, aber auch nicht mehr mit ihr reden. In meinen Augen war sie es nicht mehr Wert. Wir haben so vieles zusammen erlebt und sie hat mich für Menschen, die sie neu kennenlernte, verlassen, aber okay dann ist es so. Soll sie machen und alles vergessen, was wir je erlebt haben oder was ich alles für sie tat, damit allein nur sie glücklich wird.
Ich habe vor einigen Jahren ein neues Herz bekommen, aber jeder hat es geschafft es doch wieder zu brechen. Wie soll ich jetzt diese Schmerzen heilen lassen? Wie soll diese Leere gefüllt werden? Kann man auch ein neues Herz kriegen, wenn man emotional am Ende ist?
Was soll ich noch tun, um glücklich zu werden?
Ach und warum Eren mich liegen lassen hat? Ich habe versucht ihm zu erklären, warum er mit Leyla die Beziehung beenden sollte, aber er hat mir nicht zu gehört oder mir geglaubt und mir die schlimmsten Dinge vorgeworfen, die es für mich gab.
...Verdammt warte mal das ist doch Leyla? Umuts Verlobte. Eren schaute sie mit verliebten Augen an. Ich gönnte ihm sein Glück, aber diese Leyla war so wie es aussieht eine Heuchlerin und eine Heuchlerin gönnte ich Eren definitiv nicht. Ich muss das Eren erzählen, und zwar sofort. Er sollte es lieber früher, als zu spät erfahren.
„Eren können wir kurz unter vier Augen reden?" Eren war verwirrt, aber nickte nur. Wir gingen kurz raus und ich atmete einmal tief ein und aus. „Sevda was ist kleines?" „Eren Leyla ist nicht die richtige. Sie ist-." Eren schnitt mir direkt das Wort ab, ohne mich ausreden zu lassen. „Sevda was soll die Scheiße? Woher willst du wissen ob sie die Richtige für mich ist oder nicht? Es sind meine Gefühle und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Richtige ist." „Lass mich doch mal ausreden." „Nein werde ich nicht. Du kommst nicht klar, dass die Leute in deiner Umgebung glücklich sind. Deine Freunde hatten Recht den Kontakt mit dir abzubrechen. Du gönnst mir nicht mal meine Beziehung Sevda! Das ist ekelhaft. Es muss sich nicht jedes mal alles um dich drehen. Es reicht mir langsam" „Eren spuck keine hohen Töne, die du später bereuen wirst." „Das ist nur die Wahrheit Sevda. Das alles hier wollte ich dir schon früher sagen, aber ich habe mich gehalten, weil ich nur Mitleid für dich empfand, aber diese ist jetzt auch verschwunden. Du gönnst mir mein Glück nicht und hast es auch nie getan." „Eren wie redest du da? Ich hab dir bei allem geholfen was du wolltest!" „Eben nicht! Jedes mal als du mir Ratschläge gegeben hast, ist das Genaue Gegenteil passiert. Ich wurde immer abgestoßen. Irgendwann hab ich das Gegenteil was du mir sagtest getan und ich war erfolgreicher den je!" „Was kann ich denn dafür? Jeder tickt anders, dann hättest du nie zu mir kommen sollen!" „Das werde ich auch nie wieder." „Meinst du das grade jetzt ernst?" „Ja Sevda ich meine das vollkommen ernst. Bitte geh jetzt. Verschwinde und trete mir nie wieder mehr unter die Augen." Ich guckte ihm nochmal in die Augen und kämpfte mit meinen Tränen. „So wie du es dir wünschst Eren." Ich drehte ihm mein Rücken um und verschwand. Ich trat ihm nie mehr unter die Augen und er genau so. So schnell kann sich eine Person für eine andere Person ändern. Ist nichts neues für mich, denn dasselbe tat auch Lara für Can. Ich bin es dran gewöhnt abgestoßen zu werden.
Meine letzten Monate verbrachte ich meine Wohnung in der anderen Stadt zu dekorieren und mit arbeiten natürlich, denn nicht mehr lange und meine Schulden waren hier beglichen und ich konnte mir endlich mein eigenes Leben aufbauen.
Jetzt grade bin ich mit Herr und Frau Güneş im Wohnzimmer am sitzen. Sie wissen von meinen Plänen Bescheid und wollen sich von mir das letzte mal verabschieden. Sie wissen nicht wohin ich ziehen werden. Ich wollte es ihnen nicht sagen und sie hatten Verständnis dafür. Sie waren auch in diesem Haus die einzigen, die mich ehrlich mochten und immer an meiner Seite standen und mir immer geholfen haben. Sie konnten zwar nie den Platz meiner Eltern ersetzen, aber waren genauso wie meine Eltern immer an meiner Seite.
„Also so schnell verlässt du uns Sevda?" „Ja leider. Es wird Zeit endlich selbstständig zu werden. Ich habe es ehrlich geschätzt hier bei ihnen wohnen, arbeiten und essen zu dürfen. Ich werde diese Hilfe niemals vergessen, ich werde Sie niemals vergessen." Frau Güneş musste weinen. „Komm uns bitte ab und zu mal besuchen. Ich werde dich sonst sehr vermissen. Du bist wie meine Tochter geworden Sevda." Ich umarmte sie. „Versprochen ich werde euch öfters besuchen kommen." Herr Güneş umarmte mich auch sehr fest. „Wenn etwas sein sollte, du hast unsere Nummern. Ruf uns an. Schäm dich nicht. Wir sind sowas wie Familie geworden." Ich konnte meine Tränen nicht mehr halten und weinte. Abschiede sind immer so traurig. „Ich werde euch niemals vergessen. Ihr habt mir so ein gutes Leben in den letzten Jahren ermöglicht. Ich danke euch so sehr dafür." „Das ist doch nichts zum danken Sevda. Wir würden das immer gerne für dich tun." „Vielen Dank." „Nichts zu danken." Ich lächelte sie leicht an und schaute auf die Uhr. Ich wischte mir meine Tränen weg. Das Pärchen bemerkte es, dass es Zeit wurde. „Ist es soweit Sevda?" „Ja ist es." „Na dann los." Ich holte meine Koffer und wir gingen alle raus. Mein Taxi stand vor der Türe und ich gab dem Chauffeur meine Koffer, damit er sie in den Kofferraum legen konnte, währenddessen verabschiedete ich mich nochmal von ihnen. „Es ist nun an der Zeit." „Ja das ist es liebes." Ich umarmte die beiden nochmal richtig dolle und musste wieder weinen. Ich wollte hier nicht wer, aber mich hielt hier niemand fest. Ich hatte hier niemanden mehr an meiner Seite und niemand mochte mich. Es ist besser ein neues Leben anzufangen, als mich an mein altes festzuklammern und immer mehr daran kaputt zu gehen.
Ich löste mich von der Umarmung und wollte ins Taxi steigen, aber ich sah wie Umut dazu kam und seine Eltern und mich fragen ansah. „Was ist hier los? Anne Baba fliegt ihr in den Urlaub?" Sie schüttelten mit dem Kopf. „Nein Umut ich ziehe um. Wir haben uns nur verabschiedet." Umut schaute mich an und war irgendwie schockiert. „Aber du musstest doch drei Jahre lang hier arbeiten? Es waren bis jetzt doch nur zwei oder nicht?" „Nein hab auch schon gearbeitet, als du ein Jahr nicht hier warst und jetzt hab ich meine Schulden beglichen und kann endlich ein neues Leben anfangen." „Aber-" „Was aber?" „Ach nichts." „Ja dann wünsch ich dir noch ein erfolgreiches Leben. Viel Glück dir mit Leyla. Ich hoffe ihr werdet eine glückliche Familie. Vielleicht sieht man sich ja doch hin und wieder mal. Pass solang auf dich auf. Ich weiß du magst mich nicht, aber trotzdem hab ich dich in mein Herz geschlossen und wünsche dir das Beste." Ich umarmte Umut und zog mir seinen Duft ein. Er erwiderte die Umarmung nicht und ich löste mich. Ich weiß nicht warum ich das hier tat, aber ich musste es irgendwie tun, ich hatte den Drang dazu. Ich setzte mich danach in das Taxi und der Taxifahrer stief auch ein und fuhr los in Richtung Flughafen. Ich winkte im Taxt Herr und Frau Güneş zu, bis ich so weit weg war, dass ich sie nicht mehr sehen konnte. Umut war sowieso schon direkt reingegangen. So wenig Wert hatte ich in seinen Augen.

Güneşim olWo Geschichten leben. Entdecke jetzt