Janes POV
Mein Kopf dröhnte. Ich spürte, wie das Elex, wie Strom erst durch meinen Kopf und dann durch meinen gesamten Körper floss. Ich war mir nicht sicher, ob ich wach war oder schlief - oder mich irgendwo dazwischen befand.
Kleine, hellblaue Blitze funkelten und zischten unkontrolliert vor meinen Augen hin und her. Fasziniert beobachtete ich das Geschehen, das sich in meinem Kopf abspielte und versuchte hektisch einen klaren Gedanken zu fassen.
Meine Arme und Beine fühlten sich unglaublich schwer an. Ich spürte sie kaum und so sehr ich es auch versuchte, schaffte ich es nicht Kontrolle über sie zu gewinnen. Eine leichte Panik stieg in mir hoch, als ich auch nach wenigen Sekunden es nicht schaffte mich zu bewegen. Ich holte immer unregelmäßiger Luft, während ich mich darauf konzentrierte herauszufinden, was passierte.
Mit einem Mal fing erst meine linke Hand an zu kribbeln, dann meine Rechte. Das unangenehme Gefühl schlich sich durch meine Arme und langsam aber sicher durch den Rest meines Körpers.
Meine Hände fühlten sich an, als wären sie dick angeschwollen und taub zur selben Zeit.
Schwer atmend fuhr ich hoch. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, wo ich war.Der vertraute Anblick meines Zimmers mit dem gedimmten, warmen Licht beruhigte mich, als ich mich zurück aufs Bett fallen ließ, nochmals die Augen schloss und mir durch die Haare fuhr.
Wie in einem Film spielte mir mein Kopf auf höchster Geschwindigkeit die letzten Szenen ab, an die ich mich erinnern konnte und ich schlug mir stöhnend die Hände vors Gesicht „Fuck!".
„Ich hätte es nicht ganz so direkt ausgedrückt, aber trifft es eigentlich ganz gut."
Erschrocken suchte ich mit meinem Augen den leicht dunklen Raum ab.
Jace hatte es sich auf dem Stuhl bequem gemacht und war allem Anschein nach schon einige Zeit damit beschäftigt sämtliche meiner Papiere zu lesen, die wild verteilt und ohne Ordnung den Platz auf meinem Schreibtisch einnahmen.
Er beobachtete mich, wie ich ungeschickt und langsam meine Füße vom Bett hob um aufzustehen. Eine Idee, die ich bereits kurz darauf bereute, als mein Körper unter mir nachgab und Jace mich in letzter Sekunde auffing, bevor ich mit dem Gesicht auf den kalten Boden klatschte. Mir wurde plötzlich
schlecht und ich fühlte mich viel zu schwach.„Woah, langsam.", mit Leichtigkeit hob er mich hoch und legte mich zurück aufs Bett. Ich fühlte mich zu schwach, um ihm zu widersprechen, weshalb ich einfach mit mir geschehen ließ.
„Was ist los?", meine Stimme klang heiser und krank. Jace ließ sich neben mir aufs Bett fallen.
„Du hast die letzten drei Tage durchgeschlafen, aber sonst nicht viel. Es wird dir in ein paar Stunden besser gehen." Ich nickte bestätigend, als würden die beiden kurzen Sätze alles Geschehene erklären.
„Wieso bist du hier?", ich räusperte mich um meine Stimme wiederzugewinnen. Einen Moment lang war es still im Raum. Nur ein leises Surren, das sich hin und wieder mal verschluckte und dann für den Bruchteil einer Sekunde keinen Ton von sich gab, war zu hören.
Er schien kurz über eine Antwort nachzudenken, bevor er sich zu mir drehte.
„Hast du die Kopfschmerzen noch?" Wieder nickte ich, verwirrt darüber warum er vom Thema ablenkte.„Gib mir deine Hand." Er griff danach, als ich keine Anzeichen machte mich zu bewegen. Ich zuckte kurz zusammen bei der Berührung, doch Jace ließ nicht los.
Eine blonde Strähne fiel in sein Gesicht, als er sich leicht vorbeugte. Ich hatte ihn schon immer um seine Haarfarbe beneidet. Während er die engelsgleichen Haare meiner Mutter geerbt hatte, mussten Jack und ich uns mit einer hellen Variante eines kastanienbrauns zufrieden geben.
Er wirkte konzentriert und während ich ihn noch misstrauisch beobachtete, spürte ich, wie eine leichte Druckwelle durch meinen Körper schoss und mich eine irritierende Leichtigkeit befiel, die mich fast schon wieder zusammensacken ließ.
Meine Kopfschmerzen waren verschwunden.Als müsse er mir etwas beweisen, schob er langsam den Ärmel seines Pullovers hoch und brachte so die darunter liegende Ader zum Vorschein. Sie funkelte in einem hellen Grünton und hatte je länger ich darauf starrte, etwas hypnotisierendes an sich.
„Erinnerst du dich an meine Hand?"
Er wartete nicht auf eine Antwort von mir. Brauchte es nicht. Ich erinnerte mich zu gut daran. Jace hatte sich, aus Gründen, die mir bis heute unbekannt waren, mit einer Wache angelegt. Sein Gesicht war komplett blutverschmiert, sein Körper voller blauer Flecken, aber sein Handgelenk war das was mir am meisten in Erinnerung blieb. Und das nicht nur weil es komplett deformiert war, sondern weil er am nächsten Morgen aussah, als wäre nie etwas dergleichen passiert. Meine Mutter schien beunruhigt, aber schob es auf die Salbe, die sie für viel Geld gekauft hatte.
„Drei Monate vor dem Test habe ich es das erste Mal bemerkt. Ich dachte mir ging's einfach schlecht. Hab mir nichts dabei gedacht. Nach zwei Wochen hatte ich es schon wieder komplett vergessen, als wäre es nie geschehen. Dann bei dem Handgelenk erneut. Es war nicht schwer eins und eins zusammenzuzählen und zu realisieren, was mit mir passierte.", er machte eine Kunstpause.
„Und ich wusste, dass es auch für jeden anderen, der nur das kleinste bisschen Verstand hatte, nicht schwer sein würde."Seufzend stand er auf.
„Das erste Jahr wird nicht einfach." Jace deutete auf meinen Arm. „Das zweite vielleicht sogar noch schlimmer, aber es wird besser. Irgendwann."
Er ging zurück zu meinem Schreibtisch und fing an die Papiere, die darauf lagen zu sortieren.Stumm beobachtete ich sein Tun während ich mir verwirrt die Haare aus dem Gesicht schob und zu einem improvisierten Dutt zusammendrehte.
„Es werden sich hier ein paar Sachen ändern."
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Divided
Science FictionDie Zukunft ist ein Spiel. Die Zeit eine ihrer Regeln. Was würdest du tun, wenn du in einer Welt leben würdest, die dir vormacht perfekt zu sein? In der du die wahrscheinlich einzige mit einer anderen Meinung bist. In einer Welt, in der alle, sobald...