67.

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Als ich nicht antwortete, musterte Noah mich nochmals kurz.
„Ich nehme das mal als ein 'Verstanden'?", ich nickte.

Ebenfalls nickend stand er auf und verabschiedete sich kurz von Blondi.

James, Alex und die anderen gingen daraufhin ebenfalls. Blondi deutete mir an aufzustehen und ihm zu folgen.

„Du kanntest sie aber nicht, oder?", fragte er dann aus dem nichts heraus.
„Nein.", ich war nicht in der Stimmung zu reden. Vor allem nicht mit ihm.

Obwohl..

„Wie kann man sowas tun?"
„Was genau? Jemanden umbringen?"
„Auch. Alles. Generell das Mädchen blutig schlagen." Er lachte kurz, leise auf.

„Ich finde das nicht lustig, Luke. Wie kannst du sowas mit Leichtigkeit tun, aber dann zum Beispiel nichtmal mehr über deine Fähigkeit reden ohne direkt auszuticken."

Ich wurde nicht gerade sanft gegen die Wand gedrückt und fest gehalten.
Seine Augen starrten alles andere als erfreut in meine.

„Dünnes Eis, Jane. Sehr dünnes Eis."

„Ist ja gut. Sorry.", Blondi ließ von mir ab. Stumm gingen wir den restlichen Weg bis zu meinem Zimmer, an welchem er sich mit einem knappen Nicken von mir verabschiedete.

Obwohl ich eigentlich viel zu müde war, zwang ich mich noch duschen zu gehen, denn morgen früh hätte ich noch weniger Lust darauf.

Mit nassen Haaren legte ich mich wenig später ins Bett.




Am nächsten Morgen wurde ich erstaunlicherweise schon vor dem Wecker wach. Ich wusste nicht, wieso aber ich hatte ein gutes Gefühl, was diesen Tag betraf. Ich war relativ gut gelaunt. So gut, wie man halt gelaunt sein kann, wenn man im Prinzip mitten in der Nacht aufstehen muss um den von einem Psychopathen gefoltert zu werden.

Meine Haare waren trotz der gefühlt eisigen Temperaturen in meinem Zimmer über Nacht getrocknet. Schalteten die über Nacht die Heizung aus, oder was?

Ich zog eine Sporthose aus dem Schrank und anstatt mir ein T-shirt überzuziehen, griff ich lieber direkt nach einem Pullover.

Ein provisorischer Zopf war auch schnell gemacht und gerade noch rechtzeitig schaffte ich es den Wecker für den heutigen Tag auszuschalten, bevor mir der ohrenbetäubende Klingelton einen Herzinfarkt bescheren würde.

Als ich auch meine Schuhe angezogen hatte, verließ ich eine ganz Viertelstunde früher als sonst mein Zimmer und betrat den noch kühleren Gang.

Ich weiß nicht, was in meinem Kopf mich dazu gebracht hatte, aber ich lief freiwillig den Gang rauf und runter in der Hoffnung, dass mir wärmer wurde.

Allerdings brachte das Laufen nicht viel, außer, dass ich außer Atem war und so zog ich mir die Kapuze meines Pullovers über den Kopf, ließ mich an der Wand runter, streckte die Beine von mir, sodass ich den halben Gang blockierte und starrte die Decke an.

Ich senkte meinen Kopf erst wieder als mir eine gewisse Person leicht in die Seite trat.
„So motiviert heute?"
„Bis ich deine Stimme gehört habe, war ich das tatsächlich.", keifte ich, während ich mir die Gewichte um die Gelenke band und wir los liefen.

Seine Stimme war nicht nervig. Im Gegenteil sogar, aber trotzdem regte er mich auf jedesmal, wenn er den Mund öffnete. Entweder es war ne Beleidigung oder ne Provokation.

Nach einigen Minuten fiel mir auf, dass wir nicht die normale Runde liefen, sondern etwa dreimal falsch abgebogen sein mussten.

„Ich muss noch was bei Graves abgeben.", beantwortete Blondi meine Gedankengänge.
„Weißt du eigentlich wie sehr mich das aufregt, wenn du ständig meine Gedanken mitliest?" Er zuckte die Schultern.
„Ja, ich kann's schließlich hören. Außerdem beleidige ich dich nicht."

In diesem Moment hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert. Was fällt ihm eigentlich ein?

Wir hielten vor der Steinwand an und betraten den Aufzug, der uns auf die richtige Etage machte.

Es war zwar nicht so viel los, wie das letzte mal, als ich hier war, aber trotzdem waren hier genug Menschen, die schon so früh hochkonzentriert mit Papieren die Gänge entlanghuschten.

Vor Graves Büro seufzte Blondi kurz auf und klopfte. Nach einem 'Ja, bitte?'
trat er, dicht gefolgt von mir ein.

Ich hatte zwar sehr wohl ein Problem damit so nah an ihm zu stehen, aber nach meinem letzten Aufenthalt, an den ich eher weniger gute Erinnerungen hatte, hatte ich keine Lust von seiner Seite zu weichen, falls ich wieder so nen Anfall bekommen würde.

Als die Frau mit den kurzen, hellen Haaren aufblickte, empfand ich nichts als Hass in mir und verspannte mich krampfartig. Blondi schien das nicht zu entgehen. Wie denn auch, wenn ich im Prinzip an ihm hang.

„Ah, Luke perfektes Timing. Jane.", sie lächelte mir aufgesetzt zu und ich lächelte mindestens genauso unecht zurück.

Mit einer kurzen unauffälligen Handbewegung deutete Blondi mir an stehen zu bleiben.

Er gab Graves einen kleinen Zettel auf den nur Zahlen gekritzelt waren, soweit ich das erkennen konnte und drehte sich wortlos wieder um und stellte sich neben mich.

„Und? Gibt es schon neues zu deinen Fähigkeiten, Jane?", fragt sie ohne von dem Zettel aufzusehen. Ich verkrampfte mich noch mehr als ich ohne hin schon tat.

Luke legte einen Arm um meine Hüfte und ich schluckte, um so überzeugend wie möglich zu antworten, als mir dieser zum Glück die Aufgabe ab nahm.
„Nein, noch nicht, aber wir sind dabei."

Graves runzelte ungläubig die Stirn, bevor sie wieder ein Lächeln aufsetzte.
„Ich vertraue da auf dich, Luke."
Er nickte, bevor er mich, immer noch den Arm um mich, bestimmt zur Türe schob.

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