Divided

75.

Frühstück bekam ich keins. Als es eigentlich Zeit zum Mittagessen war, durfte ich zumindest was trinken und bekam eine von diesen Vitamin-Tabletten.

Beim Waffentraining machte ich an diesem Tag sehr große Fortschritte und wurde zwei Level höher gestuft. Er ließ mich sogar eine neue Waffe ausprobieren, die ich bisher noch nirgendwo gesehen hatte.

Zwischendurch ließ Luke mich immer wieder einige Runden laufen und Kraftübungen machen, die zwar nur kurz waren, aber auf die Dauer gesehen unglaublich anstrengend waren und unglaublich müde machten.

Auch als er merkte, dass ich nicht mehr konnte, ließ er mich weiter machen, bis mir vor Anstrengung übel wurde. Doch ich sagte, selbst dann nichts, als er mich bereits zum vierten Mal aus dem Unterarmstütz schubste und ich die ganze Reihe aus Kraftübungen erneut beginnen musste.

Nach dem mehrmaligem Seilklettern und viel zu vielen Liegestützen und Sit-Ups und einigen anderen Übungen, war ich nun wieder bei den Klimmzügen angelangt, welche mir mit Abstand am schwersten fielen und das letzte Stück Kraft aus mir forderten.

Doch diesmal schaffte ich es nicht mal mehr an die hohe Stange zu springen. Vor ein paar Minuten füllte sich die Hallen ein wenig mehr und auch einige aus den verschiedenen Garden begannen ihr Training.

Ich erkannte ein paar Gesichter wieder, darunter Noah und ein paar andere aus der lilanen Garde.
Auch fast die komplette rote Garde trainierte, nachdem James ein paar kurze Worte mit Luke gewechselt hatte und mich eine Weile beobachtet hatte.

Zum Missfallen der roten Garde, betrat kurze Zeit später allerdings auch ein Teil der Grünen Garde die Halle, die mich zwischendurch immer wieder beobachteten und redeten.

Als ich nach mehreren Versuchen und Drohungen von Luke die Stange immer noch nicht erreicht hatte, stand ich kurz davor einfach loszuheulen.

Nicht weil ich davon enttäuscht war, die Stange nicht zu erreichen, sondern weil mir kotzübel war und ich einfach nicht mehr konnte. Es ist wurde mir einfach zu viel und krampfhaft versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.

Ich wollte nicht weinen. Nicht hier und vor allem nicht jetzt. Nicht nur würde ich dann von allen hier ausgelacht werden, vor allem würde Luke mich dann umbringen. Und das stand echt nicht auf meiner To-Do Liste für Heute.

Ich hörte wie dieser deutlich seufzte und sich von dem Pfosten abstieß an dem er gelehnt hatte.

„Mach einen Klimmzug und dann hältst du einfach die Beine über 90 Grad."

Er stellte sich hinter mich und hob mich mit Leichtigkeit hoch. Mit zusammengebissenen Zähnen griff ich nach der Stange und machte mit zitternden Armen und zusammengekniffen Augen den Klimmzug. Ich stand kurz davor mich zu übergeben, als ich meine Beine hob und ausatmete.

„Wenn du die Beine runterlässt bevor ich es dir sage, werden wir beide ein riesiges Problem haben."

Ich konnte nichts dagegen tun als die erste Träne mein Auge verließ und die Wange runterkullerte.

„Du fängst jetzt nicht wirklich an zu weinen."
Ich schüttelte den Kopf.
„Dann wisch sie weg.", er deutete auf die einzelne Träne auf meinem Gesicht.

„Was?"
„Du sollst sie wegwischen."
„Aber wie? Wenn ich loslasse falle ich runter."
„Du musst ja nur eine Hand benutzen."

Ich griff nochmal nach bevor ich blitzschnell meine linke Hand löste, die Träne wegwischte und wieder nach der rutschigen Stange fasste.

„Geht doch. Noch dreißig Sekunden."

Ich schloss meine Augen und blendete alles um mich herum aus, während ich langsam und ruhig atmend die Sekunden runterzählte.

„Runter."
Mit diesem Wort glitten meine Hände automatisch von der Stange und ehe ich mich versah landete ich nur auf meinem linken Bein und knickte weg.
Ich schrie kurz auf und hielt mir dann stöhnend mein Knie.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst.", Luke kniete neben mir und zog meine Hände von meinem Knie.
„Das ist nur ausgerenkt. Wehe du gibst auch nur einen Ton von dir.", mit diesen Worten und einer schnellen Handbewegung renkte er mein Knie wieder ein und ich hielt mir die Hände vor den Mund.

Er musterte mich
„Das reicht für heute. Mitkommen."
„Hey, Jane!", ich drehte mich im Aufstehen um und sah Carter an, der anscheinend nach mir gerufen hatte.
„Wenn du mal trainieren möchtest ohne, dass Luke-...", mehr konnte ich nicht mehr hören , da Luke mich am Arm aus der Halle zog und zwei aus der roten Garde Carter an eine Wand schubsten und festhielten.