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Nochmal? Vielleicht hätte ich mir den Plan mal genauer anschauen sollen. Ich hoffte einfach im Stillen, dass das, das letzte mal heute war. Wenn nicht, hatte ich echt ein Problem, wenn ich das nicht ohnehin schon hatte, da ich obwohl es noch nicht einmal richtig Vormittag war, schon total am Ende war.

Als wir noch im Schritttempo aus der Halle gingen, spürte ich einen Blick auf mir. Kat stand am anderen Ende der Halle und schaute mich mitleidig an. Ich schaute übertrieben schmollend zurück, was Kat zum Grinsen brachte. Sie wandte sich augenverdrehend einer Zielscheibe zu, als eine junge Frau, wahrscheinlich ihre Trainerin, sie ermahnte.

Wir trafen nur wenige Leute, während wir die eintönigen Gänge entlang liefen. Ich zählte die Runden, die wir liefen nicht und achtete auch kaum auf meine Umgebung, sondern konzentrierte mich nur auf meine Atmung und Blondi, der vor mir lief.

Erstaunlicherweise klappte diese Methode ziemlich gut. Es war zwar weiterhin ziemlich anstrengend, aber bei weitem nicht so schlimm wie heute morgen oder eher heute Nacht.

Zwischendurch schaute ich immer mal wieder auf und sah mich um, um festzustellen wo wir waren.

Erschrocken blieb ich stehen, gerade noch rechtzeitig, um nicht in Blondi reinzulaufen, der mitten auf einem Platz in der Stadt stehen geblieben war.

„Ah, Luke. Dich habe ich gesucht und du bist dann Jane, richtig?", sprach ein kleiner, ziemlich dicker Kerl und hielt mir die Hand hin. Mit einem zögerlichen Lächeln gab ich ihm die Hand.
„Ich bin Cailan." Blondi fing an zu grinsen und schaute kurz auf den Boden. Cailan warf ihm einen genervten Blick zu.

„Ich hab eine der Lücken gefunden. Sie ist zwar nur sehr, sehr klein, aber vielleicht reicht es.", sprach er.
Blondi versuchte ernst zu nicken, scheiterte jedoch kläglich.
„Irgendwann muss es doch nicht mehr witzig sein. Also man sieht sich.", Cailan ging in Richtung Stadtmitte davon.

Verwirrt sah ich Blondi an.
„Was ist los?"
„Cailan bedeutet 'der Schlanke'.", sagte er knapp, aber immer noch grinsend, bevor er wieder anfing zu laufen.
Auch ich grinste nun und lief ihm wieder hinterher.

Wir liefen noch eine Zeit lang still die Gänge entlang, bis wir wieder in den Trainingstrakt einbogen und eine der riesigen Hallen betraten. Diese war relativ voll und die Geräte waren fast alle besetzt. Blondi ging zielstrebig in eine ruhige Ecke am anderen Ende der Halle, in der das Krafttraining stattfand.

„Wir fangen mit einfachen Sachen an."
Innerlich fluchte ich mal wieder auf. Egal, was er als einfach bezeichnete, das war es definitiv nicht.

Und so begann der Horror. Er machte die Übungen vor, ich machte sie nach, er schnauzte mich an und korrigierte mich. Zum Glück machten wir nichts an den Geräten. Ich würde ja sterben.

Ich hatte genauso wenig Kraft, wie Gleichgewicht. Ich wusste jetzt schon, welche Trainingseinheiten ich absolut hassen würde. Hoffentlich kommen ab jetzt nur noch Sachen, die mir relativ liegen. Das einzige von dem Plan, an das ich mich noch erinnern konnte, war 'Elex-Unterricht' heute Nachmittag.

Ich hatte überhaupt keine Vorstellung darunter.
„Kannst du mal lernen zuzuhören?", ein angepisster Blondi lehnte über mir und sagte mir bereits zum zwölften Mal, was an meinen Liegestützen alles falsch ist.

Erschöpft und wütend, ließ ich mich einfach provozierend auf den Bauch fallen.
„Mach weiter."
„Nö.", wütend funkelte ich ihn an.
Böse grinsend zog er seine Augenbrauen hoch.
„Achja? Was hälst du davon, wenn wir das Krafttraining einfach um ein paar Stunden verlängern und das Mittagessen ausfallen lassen."
„Das würdest du nicht tun.", anhand seiner Miene versuchte ich festzustellen, ob ich richtig lag. Er grinste noch breiter als vorher.

Leider war ich mir sicher, dass ich falsch lag und so stützte ich mich vom Boden ab und ging wieder in Liegestütz-Position.

„Das gibt trotzdem ne halbe Stunde extra."
Ich erwiderte daraufhin nichts und verkniff mir auch einen dummen Kommentar, um nicht noch länger machen zu müssen.

„Du lernst dazu." Blondi ließ sich neben mir auf den Boden fallen und schob meine Hände näher an mich ran.
Die Zeit verging viel zu langsam und ich wollte vor Freude schreien, als ich auf Blondis Chip, welchen er gerade aus der Tasche geholt hatte, sah, dass ich nur noch eine Viertelstunde durchhalten musste.

Er seufzte und tippte kurz darauf rum.
„Jane?", ich blickte zu ihm hoch.
„Ich muss kurz was erledigen. Du kannst früher aufhören und schon mal in Halle vier gehen. Vielleicht findest du sie sogar." Mit diesen Worten verschwand er und ließ mich allein zurück.

Die Halle war mittlerweile nicht mehr ganz so voll. Verschwitzt ging ich aus der Halle und trat in den breiten Gang.
'Vielleicht findest du sie sogar.' äffte ich Blondi nach, während ich an den Wänden nach der Nummer vier suchte.

Als mir ein Junge, ich schätzte ihn auf mein Alter entgegen kam, beschloss ich einfach ihn zu fragen, da ich zu faul und zu lustlos war, weiter zu suchen.

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