Ich humpelte schon eine Weile einige Meter hinter Luke die Gänge entlang, als ich plötzlich hinter eine Ecke gezogen und mir eine Hand auf den Mund gehalten wurde.„Sorry, aber mir wurde eben nicht erlaubt auszureden.", Carter's Augen durchbohrten mich förmlich.
„Wenn du Lust hast richtig zu trainieren ohne, dass du nur geschlagen und rumkommandiert wirst, stehen ich und meine Freunde dir gerne zur Verfügung." Hinter ihm tauchten zwei weitere Jungen mit grünen Bandanas auf.
„Du bist gut, aber Luke macht dich nur runter und er wird damit nicht aufhören.
Du könntest so viel besser sein als er, wenn du mit uns statt mit denen trainieren würdest. Er sagt dir bei weitem nicht alles, was hier unten abgeht. Ich weiß, was die dir zu uns erzählt haben. Wir sind hier nicht die bösen, glaub mir. Und? Was sagst du?"„Ich äh, sorry aber ich muss zum Unterricht.", ich wollte mich gerade losreißen, als er mich zurück an die Wand drückte.
„Du wirst es bereuen, wenn du dieses Angebot jetzt ausschlägst. Ich wette mit dir, dass er dir auch noch nichts von seinem Elex erzählt hat, richtig?"
Ich nickte zögernd.„Möchtest du es denn wissen?", Carter sah mich herausfordernd an.
Ich überlegte wieder zu nicken, aber mein Gewissen überkam mich und ich schüttelte den Kopf.
„Nein? Wieso? Du hast Angst vor ihm, nicht wahr?"Ich hasste es, wenn Leute mich gut lesen konnten.
„Und du hast allen Grund dazu. Es gibt da so einiges, was du nicht über ihn weißt. Wäre es nicht also besser, wenn du mit jemandem trainieren würdest, der dir nicht alles verheimlicht und der dich schätzt?"„Bist du dann fertig?", Luke lehnte an der Wand und es sah so aus als hätte er schon eine Weile zugehört.
„Eigentlich nicht.", Carter ließ von mir ab und wandte sich stattdessen Luke zu, der ihn allerdings nur herablassend beobachtete.
„Hättest du nicht Lust, die junge Dame mir zu überlassen?", fragte Carter gespielt freundlich.Luke sah kurz zu mir und ich blickte ihn hilfesuchend an.
„Ne, eigentlich nicht, wieso?", sagte er im selben Tonfall.
Carter zuckte die Schultern.
„Vielleicht deswegen?", blitzschnell zog er ein Messer aus seinem Gürtel und hielt es Luke an die Kehle, den schien das ganze aber kalt zu lassen, da er nicht einmal die Hände aus seinen Hosentaschen nahm oder blinzelte. Stattdessen seufzte er.
„Du weißt genau, dass dir das nichts bringt."Er nahm seine rechte Hand aus der Hosentasche und rammte Carter dann mit voller Wucht seinen Ellenbogen ins Gesicht, sodass dieser rückwärts stolperte und das Messer fallen ließ.
Er stellte sich über ihn und legte den Kopf schief.
„Keine Ahnung, wie du Anführer von ner Garde geworden bist."Luke sah mich an und bedeutete mir mit einem Kopfnicken ihm wieder zu folgen.
Schnell holte ihn ein und ging diesmal neben ihm.
„Danke.", sagte ich leise und sah dabei auf den Boden. Er sagte nichts.Ich beschloss, dass dies auch wenn es vermutlich nicht die beste Situation war, der richtige Zeitpunkt war um zumindest an einer Entschuldigung anzusetzen.
Ich räusperte mich.
„Wegen letzter Woche.", ich machte eine kurze Pause, um abzuwarten, ob er mich direkt umbringt, fuhr dann aber fort.
„Ich wollte mich entschuldigen. Ich weiß, dass das ziemlich dumm war und ich weiß auch nicht wieso ich das gesagt habe, aber-... ach keine Ahnung, aber es tut mir einfach leid. Wirklich!"Wir kamen vor der Tür zum stehen, die zu dem Raum führte indem ich immer Theorie hatte.
Luke hob kurz seinen Kopf und musterte ausdruckslos mein Gesicht für einige Sekunden, bevor er ohne etwas zu sagen die Tür öffnete.Stumm und froh darüber, dass er mich nicht umgebracht hatte setzte ich mich am meinen Platz.
Ich bekam einen Block mit echtem Papier und meinem Namen drauf und einen Stift. Ich hatte bisher selten in meinem Leben echtes Papier gesehen, da es in der Stadt sehr teuer war.
Ich hatte bisher seit der ersten Stunde jeden Abend schreiben geübt, weshalb ich stolz in mich hineingrinste, als Luke mir sagte, dass ich mir Notizen machen sollte, während er etwas erklärt.
Wir fingen mit Geschichte an. Die Welt vor dem dritten Weltkrieg. Die alte Welt.
Ich schrieb eifrig mit, da mich dieses Thema zur Abwechslung ernsthaft interessierte.
Er erklärte mir einiges zu den Regierungen und zu dem technischen Fortschritt, aber auch zu den Menschen. Am Ende ließ er ein Buch in einem roten Einband auf meinen Platz fallen.
„Seite 14 bis 32. Lesen und lernen. Ich frag das morgen ab."
Entgeistert sah ich ihn an und schlug das Buch auf. Natürlich war es klein gedruckt.
„Wenn du noch mehr wissen willst, die Bibliothek ist immer offen."
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Divided
Science FictionDie Zukunft ist ein Spiel. Die Zeit eine ihrer Regeln. Was würdest du tun, wenn du in einer Welt leben würdest, die dir vormacht perfekt zu sein? In der du die wahrscheinlich einzige mit einer anderen Meinung bist. In einer Welt, in der alle, sobald...