Kapitel 14

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Es ist bereits dämmrig geworden als ich an meinem Wohngebäude ankam. Heute schien ein recht einladender Tag gewesen zu sein. Die ganze Zeit hatte die Sonne geschienen und nun beendete der Sonnenuntergang mit einem kleinen Farbenspiel den Tag, welches mich normalerweise immer wieder faszinierte und glücklich stimmte. Doch gerade fühlte ich nichts, außer eine sich immer mehr ausweitende Leere, die ich nicht bändigen konnte. Es war lang her gewesen, dass ich mich an solch einem Punkt befand, weil ich es immer für richtig hielt mich von Menschen zu distanzieren. Denn je mehr man sich distanzierte, umso mehr konnte man vor allem sich selbst schützen vor Menschen, die einem nichts Gutes wollten. Und vielleicht hatte ich es wirklich nicht verdient glücklich zu sein mit meinem Leben, wenn es immer wieder Situationen gab, die mir genau das bewiesen, wenn ich zu naiv war.

Meine Gedanken platzten wie eine Seifenblase und pure Zerstreutheit übermannte mich. Tatsächlich hatte ich eigentlich genug von Menschen und sozialen Interaktionen. Aber irgendwie konnte ich einfach nichts anderes denken, als an Jeongins Worte. - „Er mochte es mysteriös zu sein. Außer bei Hyunjin, er war der Einzige, den er an sich herangelassen hatte und weil er nun Felix vergessen hat, wird er bei ihm wohl das Gleiche machen, wie bei allen anderen Menschen." - War Felix wirklich so ein Mensch oder hatte man ihm einfach nur den Stempel des Außenseiters aufgesetzt?

Somit blieb ich also einfach nur verdutzt stehen, während Felix auf den Treppen saß und mich seelenruhig von oben bis unten musterte, was mir wiederum nicht sonderlich angenehm war. Zugleich konnte ich aber keineswegs wegsehen, wie ich es sonst immer tat. Denn ich fand ihn nach wie vor faszinierend und es wäre gelogen, wenn ich noch so überzeugend sagte, dass er verschwinden sollte. Doch dieses Interesse würde spätestens dann verschwinden, wenn ich alles wusste, was ich beantwortet haben wollte. Es war immer so, Menschen interessierten mich nur für einen kurzen Moment bis mich meine Angst wieder im Griff hatte.

„Und?", kam ihm einfach nur über seinen Lippen, als würde er etwas bestimmtes von mir hören wollen, zog dementsprechend eine Augenbraue hoch. Doch ich war ratlos, wusste nicht genau, was ich sagen sollte und stand einfach unruhig vor ihm. Auf meiner Lippe kauend, meinen Blick am Ende doch abgewandt.

„Du warst heute mit Seungmin und Jeongin unterwegs.", fügte er noch hinzu, erinnerte mich somit an die Auseinandersetzung. Eigentlich war es nie einfach für mich, meine Gefühle einfach so herunterzuspielen. In diesem Moment fiel es mir umso schwerer, sodass ich verzweifelt diesen Kloß in meinem Hals immer wieder aufs Neue herunterzuschlucken versuchte. Ich schüttelte nur noch meinen Kopf. Nicht, um zu zeigen, dass er falsch lag, sondern um meine Gefühle loszuwerden. Es war ein Nein an mich selbst, dass es halb so wild war, wie es mein Kopf im Moment darstellen wollte. Es war nicht schlimm und irgendwann würde ich es bestimmt auch wieder vergessen. Nur saß der Schmerz in diesem Moment einfach tiefer, als er sein sollte.

„Und nein, ich stalke dich nicht. Seungmins Charakter ist einfach durch und durch widerlich. Sein Ego ist größer, als dass es in seinen kleinen Körper reinpasst, auch wenn er größer als ich ist. Und er meinte zu mir, dass er mit Jeongin und dir den Tag verbringen will.", erklärte er mir, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. „Ich kenne Seungmin und seine Art. Erst wollte er dich ausquetschen und dann würde er auf dich losgehen. Jeongin hatte wieder so viel Angst, dass er seinen Mund nicht aufmachen konnte. So wie jeder, der mit diesem Typen befreundet ist. Dabei ist Jeongin dein bester Freund, der für dich und nicht für ihn einstehen sollte."

Ich meinte, dass ich sowas wie Wut in seiner Stimme erahnen konnte. Immerhin würde jeder denken, dass die Worte, die Felix sagte, stimmten. Und ja, normalerweise würde ich das mit einem klaren Verstand auch tun. Doch vernebelten mir die ganzen Worte, die Schuldzuweisungen diesen. Und vielleicht hätte ich mich sonst in der Lage gefühlt irgendetwas auf seine Worte zu erwidern. Doch ich schämte mich, dass Felix am Ende das Gleiche denken würde, wie es Seungmin und ich taten. Dass ich ein schlechter Mensch war, der nichts weiter als sowas verdient hatte.

„Ich habe den ganzen Nachmittag auf dich gewartet, bis du nachhause kommst. Deine Mutter hat mich gebeten, dass ich reinkommen soll. Aber ich habe abgelehnt. Ich habe schon mal alles kaputt gemacht und dieses Mal möchte ich eben besser aufpassen.", sprach er mit meinem aufmunternden Lächeln. Ich wusste nicht, ob ich es ein weiteres Mal verkraften konnte, derartig hintergangen zu werden oder ob ich nur wieder nach Gründen suchte, um zu vereinsamen. Nur saß irgendetwas tief in mir, was ich nicht beim Namen nennen konnte, weswegen ich Felix noch so sehr misstraute.

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt