Kapitel 13

524 46 12
                                    

Abwesend schaute ich immer wieder auf mein Handy, in der Hoffnung, dass etwas magisches passieren würde, weswegen ich wieder nach Hause konnte. Noch immer fühlte ich mich so, als hätte Seungmin etwas gegen mich und kam mir dementsprechend auch ein wenig ausgegrenzt vor. Natürlich versuchte mich Jeongin in ihre Gespräche zu verwickeln, doch waren meine Antworten kürzer als ich es sonst von mir gewohnt war. Somit war ich mir sicher, dass ich nur dabei war, damit ich niemanden vorhalten konnte, dass man mich ausgrenzte, sondern dass es meine eigene Schuld war. Es war absurd, dass ich mir nur aus diesem Grund Gedanken machte und mir überlegte, dass keiner von Beiden etwas mit mir unternehmen wollte.

Und der Gedanke, was es mit Felix aus sich hatte, ließ mich auch nicht so wirklich los.

„Ich habe eine Frage.", murmelte ich leise, hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass keiner mich so wirklich wahrnahm. Doch beide drehten sich um. Jeongin mehr als Seungmin, was mir nur wieder mehr klar machte, dass wir in diesem Leben nicht mehr zusammenfinden würden. „Was hat es eigentlich mit Felix auf sich? Also... Wieso seid ihr so abgeneigt von ihm und warum sollte er bei mir anders sein, als bei allen anderen?" Daraufhin bemerkte ich, wie mein bester Freund zu Seungmin sah, diesen leicht verunsichert und vielleicht auch verängstigt ansah. Wobei ich mir nicht einmal sicher war, wieso er dies sein sollte.

„Warum sollte es dich plötzlich aus dem Nichts interessieren? Sonst warst du auch immer nur auf dich fokussiert und hast dich immer in die Opferrolle gestellt, wenn schwierige Momente auf dich zugekommen sind und-"

„Seungmin", meinte Jeongin nur ganz stumpf, brachte den Älteren der Beiden zum Verstummen, während ich nicht wusste, wie mir geschieht. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob ich die Person war, über die hier geredet wurde oder ob ich mich hier verhörte. Und ja, es tat weh, als ich seine Worte in wenigen Augenblicken erst einmal sacken ließ und versuchte diese mehr oder weniger zu verdauen. Immerhin wusste ich bisher nicht einmal, dass er solch eine Meinung zu mir hatte und er wohl auch nicht der Einzige war, auf den ich so wirken musste. Vielleicht war ich doch ein von Egoismus gesteuerter Mensch, der seine Ängste damit begründet nicht so zu sein, wie man es von mir erwartete.

„Wenn du so von mir denkst, wieso habt ihr mich dann überhaupt abgeholt? Ist Demütigung alles, was du für mich übrig hast?" Viel zu überspitzt und nicht vernünftig nachgedacht, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Worte, die ich nie hätte sagen wollen und die sich sofort falsch anfühlten. Angestaute Wut und Angst hatten mich aus dem Nichts einfach so überkommen. Dabei kam es früher auf dasselbe hinaus, wenn ich mit Seungmin zu tun hatte. Irgendwann kam ein verletzender Spruch, der mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte und ich mich am Ende von allen alleingelassen fühlte, die um mich herum waren. Alle hatten immer geschwiegen, mich nicht einmal in Schutz genommen, als würden sie dem einfach zustimmen, was er sagte. Und das tat immer besonders weh, bis ich irgendwann genug hatte und mich entschied einfach mein eigenes Ding zu machen. Auch wenn Einsamkeit wehtun konnte. Sehr schnell hatte ich genauso festgestellt, dass ich es die ganze Zeit war, währenddessen ich umgeben von anderen war, aber mich nie als ihr Ganzes zählen wollten.

„Und wieder stellst du dich in die Opferrolle. Es ist doch kein Wunder, wenn so jemand wie Felix etwas mit dir früher zu tun hatte. Es ist einfach nur schade, dass du deinem einzig wahren Freund schon in der Grundschule den Rücken gekehrt hast! Und jetzt bist du allein und das weißt du ganz genau." Somit herrschte zwischen uns Stille, um uns konnte ich die neugierigen, gaffenden Blick erahnen und umso mehr bereute ich es, dass ich nicht einfach meinen Mund halten konnte. „Und weißt du, was du bis heute gut konntest? Wie ein kleines, verängstigtes Kind auf der Stelle stehen und hoffen, dass der Moment vergeht. Aber das tut er nicht, je länger du hierbleibst." Damit rempelte er mich an, Jeongins Blick traf meinen, der genauso verunsichert war, wie ich und es dauerte auch nicht lang, da setzte er einen Schritt vor den Nächsten, distanzierte sich von mir und ging in dieselbe Richtung, in die Seungmin gegangen war.

Und das war wohl ein eindeutiges Zeichen, dass mein bester Freund wohl nie wirklich mein bester Freund war, sondern nur ein Lückenfüller, weil ich nicht allein sein wollte.

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt