Natürlich war es falsch, dass ich mich wieder einmal dazu entschied zu flüchten. Aber ich wollte und konnte es nicht mehr hören. Diese ständige Vorsicht, dass mit mir etwas passieren könnte, wenn ich nicht genügend Acht auf mich gab. Solang es mir gut ging, ich nicht schlapp war, dann ging es mir eigentlich gut. Jedoch verstand meine Mutter nie den Punkt, dass ich nach dem Platz in dieser Gesellschaft suchte, in die ich dachte, nicht hineinzupassen. Bis heute hatte sich das nicht geändert. Natürlich war ich ein Teil des großen Ganzen und zugleich auch völlig allein, weil ich dachte, dass meine Probleme nichtig waren. Dass ich es nicht verdiente, dass man mir überhaupt zuhörte und noch viel schlimmer war es, dass ich eigentlich niemanden hatte, der mich so wirklich verstand. Ich hörte immer nur, wie leid es meinen Vater tat, dass es ihn hätte treffen müssen, anstatt mich, und meine Mutter, die nicht mehr wusste, wohin sie mit ihrer Sorge sollte und am Ende vor Hilflosigkeit anfing zu weinen. – Und ich wusste ganz genau, dass ihr mein Verhalten wieder nicht passte und sie stumm ihre Tränen im Wohnzimmer vergoss, weil sie nicht an mich herankam.
Ich wusste, dass es mein eigenes Verschulden war und ich kein Anrecht darauf hatte mich überhaupt zu beschweren. Doch ich sprach sie nie aus, wodurch ich am Ende nie dafür verurteilt werden würde. Je weniger Angriffsfläche man anderen gab, umso weniger konnte man von ihnen verletzt werden, weil sie letztlich Sachen jedesmal gegen einen verwendeten.
Bestimmt hatte jeder Familie ein dunkles, verschwiegenes Geheimnis, was nicht ans Licht kommen sollte. Das eine dunkler als das andere. Doch eine ideale, nahezu perfekte Familie gab es in meinen Augen nicht. Natürlich tat jeder so, als wäre nichts und als wäre alles eine heile Welt, die hinter ihren eigenen Fassaden bröckelt und Stück für Stück daran immer mehr kaputt ging. Am Ende war nichts wirklich ganz und ich verstand bis heute nicht, wieso wir in einer solch falschen und nach Perfektionismus strebenden Welt lebten. Wir wussten doch alle, dass so etwas niemals erreicht werden kann und wir uns alle am Ende gegenseitig an den Vorstellungen blendeten und kaputt machten.
Vielleicht war das auch mein Problem, weil ich wusste, wenn ich von mir redete, zerbrach die Illusion für viele in einen unendlich großen Scherbenhaufen. Ich würde mit Mitleid überschüttet werden, weil ich es in ihren Augen so schlecht hatte. Nur, was brachte mir all das, wenn ich am Ende entweder durchgängig bevormundet oder ausgegrenzt werden würde? Ich wollte ein normales Leben und dementsprechend verdrängte ich meine Vergangenheit. Besonders, weil mir dann keine ungewollten Bilder in den Kopf kamen, die mich zum Erstarren brachten.
Allein die Vorstellung, ein auf mich zufahrendes Auto zu sehen, ließ mein Herz zunächst aussetzen und dann im dreifachen Takt schneller schlagen. Ich konnte mich nicht bewegen und zugleich konnte ich nicht einmal mehr unterscheiden, ob es nur eine Vorstellung oder die Realität war. Es hatte sehr lang gebraucht, allein zur Schule zu gehen und noch viel schlimmer war es mich in ein Auto zu setzen. – Wobei ich mir sehr sicher war, dass ich es als Kind geliebt haben musste, da meine Mutter immer geschwärmt hat, wenn wir in den Urlaub gefahren sind und ich eigentlich nicht mehr aus dem Auto wollte. – Jedes Mal kamen mir solche Szenarien in meinen Kopf und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Wenn es meine Eltern mitbekamen, wurden sie panisch und haben mich sofort versucht zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Doch als dies immer wieder passierte, hatten sie sich um einen Therapieplatz gekümmert. Die ersten paar Male war ich auch hingegangen, aber am Ende hatte ich es einfach nur verdrängt und angefangen dem ganzen Thema aus dem Weg zu gehen, meinen eigenen Weg gefunden, dass sie mir meine jahrelange Lüge, mir würde es wieder gut gehen, schluckten und es nicht weiter hinterfragten.
Und ja, nach unzähligen Jahren der Verdrängung ging es mir den Umständen entsprechen. Aber es ging mir nie wirklich gut.
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𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIX
Fanfiction"𝑻𝒉𝒊𝒔 𝒘𝒐𝒏'𝒕 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒈𝒆 𝒎𝒚 𝒉𝒆𝒂𝒓𝒕, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰'𝒎 𝒂𝒃𝒐𝒖𝒕 𝒕𝒐 𝒃𝒓𝒆𝒂𝒌, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰'𝒎 𝒂𝒊𝒎𝒊𝒏𝒈 𝒂𝒕 𝒎𝒚 𝒍𝒊𝒎𝒊𝒕, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰 𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒅𝒐𝒘𝒏, 𝒊𝒇 𝒊𝒕'𝒔 𝒎𝒆, 𝒊𝒕 𝒘𝒊𝒍𝒍 𝒃𝒆 𝒐𝒌𝒂𝒚" 〔𝐇𝐰𝐚𝐧𝐠...