Kapitel 31

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Und tatsächlich war es ein recht schöner und harmonischer Tag gewesen, den wir zusammenverbracht hatten und es war eine so lange Zeit hergewesen, dass ich mich nicht einmal erinnern konnte, nicht diese Schwere, dieses Gewicht gespürt zu haben. Es war beinahe so, als hätte er mich für diesen Moment von allem befreit, was mich sonst festhielt und mir all Erdenkliches so erschwerte.

Aber nun war ich hier; meine Eltern hatten schon damals diesen eindringlichen Blick auf mir als ich das Haus betrat und ich in einem ungünstigen Moment etwas zu trinken holen wollte, sodass ich viel lieber zu Felix zurückgewollt hätte. Nur würde es am Ende einfach nur ein Fliehen sein, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste. Diese Kälte, in der mir bewusstwurde, dass ich etwas falsch gemacht hatte und allein ihre Stille zeugte davon, dass sie etwas von mir erwarteten. Eine Entschuldigung, die ich eigentlich von ihnen zu erwarten hatte.

Doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewohnt. Die Stille war nicht mehr so einengend, weil sie mir half mit meinen Gedanken klarzukommen. – So absurd es sich vielleicht anhörte. – Mir war es lieber, dass sie schwiegen und mich in Ruhe ließen. Somit konnten sie mich mit ihren Worten nicht verunsichern, was sie schon Jahre lang getan hatten. Und nun stand ich im Türrahmen, ihre Köpfe erhoben sich und wieder bekam ich diesen Blick zu geworfen, der mich verurteilen sollte.

Du hast alles falsch gemacht und sie enttäuscht.

Aber nein, sie hatten alles falsch gemacht. Sie hatten mein Vertrauen ausgenutzt und drehten wieder den Spieß um, damit ich mich schlecht fühlte. Aber heute war der Tag, da würde ich gehen. Und vielleicht würde ich sie auch zum Umdenken bringen, dass es falsch war, wie sie mich behandelt hatten. Dabei war es absurd, was ich vorhatte. Aber in den wenigen Wochen, in denen Felix in mein Leben wieder getreten war, wurde mir bewusst, dass ich eigentlich nur gelebt hatte, um meinen Eltern zu gefallen, die mit ihren eigenen Problemen nicht umgehen konnten und sie aus diesem Grund mir zusätzlich aufbürdeten. Speziell in den zwei Tagen, die ich bei Felix verbracht hatte, hatten mir gezeigt, dass ich eigentlich ganz normal leben konnte, ohne bevormundet zu werden. Erinnert zu werden, dass allein meine Zukunft und Vergangenheit mich ausmachte. Dabei war es nur ein Bruchteil von mir und das hatte ich in sechs weiteren Tagen verinnerlicht, die ich wieder bei ihnen war und nur Kälte bekam.

Eine Beziehung zwischen Eltern und Kind, die nur schwarz-weiß und meist nur noch die dunkle Seite kannte, als die Helle. Was allen am Ende schadete.

„Das wird keine Entschuldigung, die ihr immer von mir erwartet, sondern ein Auf Wiedersehen, in der Hoffnung, dass ihr euch Hilfe holt. Ihr könnt Sachen nicht rückgängig machen und die Schuld auf den anderen zu schieben, hilft auch niemanden. Ich halte es nicht mehr aus in, dass ihr die Sachen so strickt, damit ihr mir ein schlechtes Gewissen machen könnt und noch weniger halte ich es aus, immer wieder daran erinnert zu werden, was passiert ist." Ich sah den durchdringenden Blick meiner Mutter, wie wenig begeistert sie war und zugleich war ich mir sicher, dass sie meine Worte umdrehen würde. Mir Sachen aus der Nase zogen, die nicht stimmten, damit sie mich wieder an die Leine holte.

„Ja, dieser Autounfall ist passiert. Meine Psyche hat darunter gelitten, jedoch leide ich viel eher an eurem Umgang damit. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur noch das Kind bin, was in euren Augen einen totalen psychischen Schaden genommen hat, anstatt dass ich euer Kind bin, was ihr eigentlich lieben müsstet. Und dadurch vergesse ich sogar, wer ich bin und was mich ausmacht. Kurz gesagt, am Ende habe ich für euch gelebt, aber nicht für mich."

Und nun herrschte wieder diese Stille, die ich sonst als so ohrenbetäubend wahrnahm. Doch entweder hatte ich mich an die Lautstärke gewöhnt oder aber ich wurde taub. Taub von ihrem Schweigen, mit dem sie mich immer verletzt hatten.

„Das ist also der Dank, was wir für dich getan haben?", konnte ich meine Mutter hören. Ihre Stimme war rau, gar herablassend mir gegenüber und zum ersten Mal spürte ich nicht diese Angst, was passieren würde, wenn ich ihr widersprach. Natürlich tat ich immer so, als wäre mir alles egal. All das war jedoch eine Masche, während ich immer drohte zu ersticken, beinahe in Tränen ausartete. Aber auch dieses Mal blieb sie einfach sitzen, sodass ich mir keine Sorgen machen brauchte, dass irgendetwas passieren würde, was ich nicht kommen sehen hatte.

„Wenn du es so nennen möchtest, denn ist es der Dank dafür. Dann möchte ich dir aber danken, dass du deinen eigenen psychischen Zustand vor den deines Kindes gestellt hast und es nur für mich wichtig ist, einen Therapeuten zu sehen. Aber ich denke, auch ihr solltet das Geschehene nach Jahren verarbeiten." Und somit entfernte ich mich von ihnen, in eine Schwärze, die beendete wurde als ich meine Augen öffnete und Felix neben mir liegen sah. Friedlich schlafend als wäre zumindest alles bei ihm in Ordnung.

Während mein Mut einfach nur ein Traum war und es bereits der achte Tag infolge war, dass ich abgehauen war, ohne mich bei meinen Eltern zu melden.

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Fragt mich bitte nicht, was ich mit der Geschichte gemacht habe. Das ist wahrscheinlich meine schlechteste im ganzen Jahr, wenn nicht sogar die schlechteste, die ich jemals geschrieben habe, lol

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt