Kapitel 32

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„Denkst du, es wäre eine dumme Idee mich bei Jeongin zu melden? Irgendwie fühle ich mich schlecht, weil ich mich seither nicht mehr bei ihm gemeldet habe..." Seufzend stützte ich meinen Kopf mit meiner Hand ab und schaute mir das tief dunkle Gebräu an, worin ich mich drinnen spiegelte. Meinen Blick wandte ich zu Felix, der mich nur mit hochgezogener Augenbraue musterte. Einen ernsten Blick hatte er aufgesetzt und zunächst kam auch nichts über seine Lippen.

„Vielleicht solltest du zu deinen Eltern, bevor du überhaupt daran den Gedanken verschwendest, dein Glück bei ihm zu versuchen." Obwohl seine Worte ruhig waren, bekam ich allein schon wieder Panik auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass ich wieder zu ihnen ging. Ich wollte nicht ständig ein und dasselbe Thema aufgreifen und noch viel weniger wollte ich es mir antun, wieder zu hören wie Leid es ihnen tat und dass sie doch nur das Beste für mich wollten.

„Eine nette Art zu sagen, dass ich gehen soll.", witzelte ich, versuchte meine Mundwinkel nach oben zu schieben, was mir jedoch missglückte als ich sah wie die Lippen meines Gegenübers eine schmale Linie bildeten. Wahrscheinlich war es die Realisierung meinerseits, dass ich viel zu lang mich ihm aufzwängte, obwohl ich eigentlich nicht hergehörte.

„Du weißt, es macht mir nichts aus, dass du hier bist und dass du noch immer hier bist, zeigt eigentlich wie sehr du mir zum einen vertraust und zum anderen, dass du dich sträubst." Wobei es eher die Wahl zwischen Pest und Cholera war. In Wirklichkeit wollte ich nicht zu meinen Eltern, aber ich wollte Felix nicht weiter belasten. „Außerdem siehst du doch, dass ich gar nicht so verkehrt bin, wenn man mir eine Chance gibt.", fügte er dem noch leise hinzu, ehe er sich aufrichtete. „Ich muss gleich zur Arbeit. Wenn etwas sein sollte, dann kannst du mich anrufen oder mir schreiben. Ansonsten treffen wir uns dann im Café... wie immer."

Als ich einfach nur nickte, verschwand er schon aus dem Wohnzimmer, in welchem wir mehr oder weniger beide eingeschlafen waren. Und um ehrlich zu sein, hatte es mir nicht einmal etwas ausgemacht, dass er in meiner Nähe war. Sonst war es immer so gewesen, dass ich mich unwohl und bedrängt gefühlt hatte, sodass ich kein Auge zu machen konnte, wenn ich mit jemanden auf einer Couch oder in einem Bett schlief. Besonders oft war das am Ende immer bei Jeongin der Fall gewesen, ehe ich einfach einen Haken setzte und der Überzeugung war, dass ich einfach nur ein Problem damit hatte, mit anderen in einem Raum oder an fremden Ort zu schlafen. Anscheinend gab es wohl doch Ausnahmen oder meine Psyche kam hier wenigstens kurz zur Ruhe.

Noch immer haderte ich mit mir, ob ich Jeongin schreiben oder den Worten von Felix folgen sollte. Immerhin war es schon wieder zu viel Druck, den ich auf mich ausübte und mich somit auch überforderte. Ich war verloren – das war ich irgendwie schon immer –, seitdem ich aber hier war, fühlte sich dieses Gefühl noch viel einnehmender an. Eigentlich hätte ich wenigstens für wenige Tage abschalten können – Dies tat ich auch. –, doch schaltete sich eben auch das schlechte Gewissen ein. Kein guter Sohn und keiner Freund zu sein. Das übliche Gefühl, was mich niemals so wirklich losließ. Der Drang jedem gerecht zu werden, aber daran viel eher zu scheitern.

Nichtsdestotrotz entschied ich mich dafür mein Handy zur Hand zu nehmen und mich zunächst vom aufblendenden Licht regelrecht erblinden zu lassen, ehe ich auf den Chat mit Jeongin und mir ging, meine ersten Worte irgendwie versuchte zur Text zu verfassen.

Hyunjin
Ich wollte mich für alles entschuldigen, was vorgefallen ist. Ich wollte immer ein guter Freund sein, wusste aber nicht, wie ich das sein kann. Und ich weiß auch, dass Worte nie irgendetwas reparieren können, was kaputt gegangen ist.

Hyunjin
Ich hoffe, dass es dir gut geht und dass Seungmin ein wesentlich besserer Freund für dich sein kann, als ich es jemals war.

gesehen.

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt