𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIX

Kapitel 26

Viele waren der Meinung, dass es sich besser anfühlen würde, wenn man über seine Probleme sprach und für einen kurzen Moment hatte ich dem sogar geglaubt, weil es sich nach Erleichterung für einen kurzen Augenblick anfühlte. Ein kurzes Luft holen unter Wasser, während man eigentlich dabei war zu ertrinken und keine Hilfe auf Rettung hatte. Doch nun fühlte ich wieder diese Leere in mir hochkommen, die mich immer überkam, wenn ich an meine Vergangenheit dachte. Ich wusste beinahe schon nicht einmal mehr, wie es sich anfühlte nicht diesem ständigen, trostlosen Gefühl ausgesetzt zu sein. Beinahe schon so, als würde es mich ausmachen. Als wäre die Leere ein Teil meines Charakters, den ich nicht ändern oder abstellen konnte.

Auch das Farbenspiel am Himmel, welches sich gerade zum Sonnenuntergang am Himmel abspielte, ließ dieses Gefühl nicht verschwinden. Dabei wollte ich liebend gern auch etwas anderes fühlen, als Leere, Verzweiflung oder Angst. Diese drei Eigenschaften konnten mein Leben doch nicht für immer ausmachen und vielleicht sah ich es zu verbissen, wenn ich meinte, dass das Leben einem dazu verdammte so zu tun, als wären wir alle glücklich, obwohl wir es nicht sind. Vielleicht sind wir alle kaputt, völlig am Ende und können nicht mehr. Ich wusste es nicht, ob die Gefühle, die sich in mir abspielten, auch in allen anderen stetig herrschten. Doch würde es sich falsch anfühlen, wenn ich in naher Zukunft etwas anderes spüren würde. Ein Verrat an mir selbst und meinem vermeintlichen Charakter.

Ich ließ meinen Blick vom Himmel ab, schloss die Tür mit einem Ruck auf und konnte schon das Essen riechen, welches meine Mutter gekocht haben musste. Und auch hier fühlte ich nichts, außer dem Drang, dass ich ihr eine Freude machen wollte, da ich früher da bin als man es sonst von mir gewohnt war. - Und um Felix nicht weiter auf die Nerven zu gehen, mit meinen nichtigen Problemen. - In der Küche wurde es plötzlich sehr ruhig, als ich die Tür hinter mir schloss. Zuvor konnte ich lautes Gemurmel zwischen meinen Eltern hören und dementsprechend wurde ich auch kurz stutzig.

„Du bist schon da!", meinte mein Vater mit heller Begeisterung auf mich zu kommen. Ich lächelte kaum merklich, bemerkte wieder einmal, wie alt er geworden war. Er sah nicht schlecht aus, das wollte ich nicht sagen, aber man konnte immer mehr graue Haare erkennen und von den immer mehr werdenden Falten ganz zu schweigen. Ein Zeichen, dass die Zeit nie anhielt, auch wenn ich mich seit Jahren in einem Loch befand, in der die Zeit für mich nicht vergehen wollte.

„Ich dachte, heute wäre ein guter Tag, um Dinge richtig zu machen." , meinte ich knapp und könnte spüren, wie die Angst in mir hochkam. Die Aufregung, weil ich vielleicht mein Leben ändern würde, wenn ich mich traute, über meine Vergangenheit zu reden. Oder aber es würde alles beim alten bleiben, würde an meinem alten Ich festhalten, weil es das Einzige war, was mir letztlich blieb. Auf der Stirn meines Vaters bildeten sich diese typischen Falten, wenn er nicht wusste, was man von ihm wollte. Und ja, es wäre etwas unschön ausgedrückt. Das musste ich schon zu geben.

„Ist irgendetwas passiert?"
„Einerseits nein, andererseits ja... Es ist nichts schlimmes, denke ich. Ich will nur meine Sachen kurz wegschaffen." Und damit verschwand ich schnurstracks in meinem Zimmer, ließ meinen Rucksack einfach auf den Boden fallen, wodurch ein dumpfes Knallen auf den Fußboden den Raum erhellte und mich somit ins hier und jetzt holte. Heute würde ich es vielleicht schaffen, was ich meinen Eltern immer sagen wollte, aber niemals konnte und das alles nur wegen dem Gespräch mit Felix, der mich selbst nicht dazu angestiftet hatte, ich jedoch den Mut gewann, vielleicht endlich einen weiteren Schritt zu setzen, anstatt auf der Stelle stehen zu bleiben und zu hoffen, dass meine Probleme sich von selbst klärten.

Und ja, vielleicht würde dann alles ein bisschen besser werden.