Kapitel 09

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„Jeongin hat sich echt verändert.", merkte Felix an, als wir in mein Zimmer gingen. Wirklich wohl war mir nicht, nachdem sich meine Zimmertür schloss und ich mich recht betroffen auf mein Bett hinsetzte. Was auf mich warten würde, konnte ich mir nur schwer ausmalen. Immerhin schien ich vergessen zu haben, welche Beziehung wir alle zueinander hatten und woher wir uns überhaupt kannten. Vielleicht war es auch die Angst, dass ich mit meinem alten Ich konfrontiert werden würde, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Theoretisch konnte es alles sein, was mir nicht sonderlich recht war.

„Während du ganz der alte scheinst. Jedenfalls äußerlich, versteht sich." Seine Lippen zierten ein Lächeln, welches ich nicht ganz einordnen konnte. Normalerweise würde ich es als ein freundliches, aufheiterndes abstempeln. Aber wenn ich ehrlich war, konnte es am Ende auch jede Menge Ärger mit sich bringen, wenn ich mich bereits jetzt damit abfand, dass nichts schlimmes passieren würde. Irgendetwas würde immer sein. Selbst wenn es nur mein Atemzug war, der zu scharf war, welcher Felix nicht passte.

„Wieso bist du hier?", fiel ich mit der Tür ins Haus, sog jede kleinste Bewegung des Blonden auf, um ja nichts zu verpassen und unaufmerksam zu sein. Sofort zuckten seine Mundwinkel erneut nach oben, zeigten mir, dass er bereits mit dieser Frage gerechnet hatte, während ich unruhig auf meinem Bett hin und her rutschte und zeigte, wie nervös mich die ganze Situation machte. Eigentlich hasste ich, in solche Situationen zu kommen.

„Das war abgesprochen, wenn es nicht offensichtlich genug war. Früher hat mich Jeongin gehasst und jetzt wird er mich wohl noch mehr hassen, wenn ich dabei bin alte Wunden aufzureißen, die eigentlich verheilt sind.", sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt und beugte sich vor, um mir direkt in die Augen zu sehen. Und auch wenn Panik in mir aufkam, sprühte er, seine Aura oder einfach nur seine Augen eine gewisse Vertrautheit aus, die mir bis zu diesem Zeit nicht einmal aufgefallen war. „Aber du hast mich damals nicht aussprechen lassen. Du bist gegangen, ohne auf Wiedersehen zu sagen und das hat extrem wehgetan."

„I-Ich weiß nicht w-wovon du s-sprichst-" Meine Stimme war ein reines Wispern gewesen, was durch meine steigende Angst ausgelöst und mich regelrecht für ein normales Verhalten lähmte. Meine Sicht mischte sich mit leichten Verzerrungen und kleinen, schwarzen Punkten, die wild umhersprangen und es mir unmöglich machten, dass ich eine klare Sicht auf Felix behielt.

„Sollte ich überrascht von diesem Fakt sein, dass man mich immer wieder vergisst, obwohl man mir verspricht, dass es dieses Mal anders wird?" Noch immer war seine Stimme so ruhig, doch so tief, was sie wiederum bedrohlich wirken ließ. War er sauer oder wollte er mir nur ein schlechtes Gewissen machen, damit ich ihm direkt an den Hals fiel und mich bei ihm zig Male entschuldigte? - Wohl bemerkt, bei einem noch immer mir Fremden.

„Ich meine, je öfter es passiert, desto weniger tut es weh, wenn Menschen sich von mir abwenden. Man ist den Schmerz gewöhnt, man ist dieses Gefühl gewöhnt und vor allem die Gedanken, die dann kommen. »Wieso kann jeder so tolle Freundschaften haben, wo man sich auf den anderen verlassen kann und es sich nicht wie eine Verpflichtung anfühlt? Liegt es wirklich nur an mir, dass man mich abschreibt?« Aber langsam habe ich mich daran gewöhnt, dass man ohne mich besser dran ist."

Mehr als nur verwirrt, wusste ich nicht, wieso mir Felix einfach so sein Herz ausschüttete. Natürlich hatte ich nichts dagegen, dass man mir seine Gedanken anvertraute. Der Situation geschuldet, fühlte ich mich viel eher überrumpelt, sodass ich zunächst meinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, ehe ich ihn wieder schloss und einfach diesen riesigen Klumpen an Überforderung, der mir in meinem Hals steckte, herunterschlucken zu können.

„Deswegen bin ich hier. Ich wollte dir danken, dass du mein Freund warst, weil ich es damals nicht konnte. Du bist der Einzige, der mir nie versprochen hat, an meiner Seite zu bleiben... weil du es - kurz gesagt - nie konntest."

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt