Kapitel 24

347 36 0
                                    

„Ich verstehe... Du weißt nicht, was du mir darauf antworten sollst.", meinte er knapp. Man konnte meinen, dass ein gewisser Hauch an Enttäuschung in seiner Stimme war. „Wenigstens bin ich nicht der Einzige, der darauf keine Antwort hat... Und du weißt, dass es normal ist, dass man sich verloren fühlt."
„Du hättest nicht kommen brauchen. Das weißt du." Leise, gar eingeschüchtert sagte ich diese Worte, als wollte ich nicht, dass Felix sie hören würde. Aus meinem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sein Gesicht zu mir neigte, er mich anscheinend musterte, während mein Blick weiterhin nach unten gerichtet war.

„Du solltest es schätzen, dass ich hier bin. Ich mache das für sehr wenige Menschen, zumal ich gerade auch meinte, dass ich mich von anderen gern abkapsle, um mich selbst zu schützen und das sollte dir eigentlich zeigen, dass es mir wichtig ist, wie es dir geht."
„Oder du hast einfach nur Reue und möchtest Dinge ungeschehen machen, obwohl du weißt, dass du es nicht kannst." Auf meine Worte bekam ich keine Antwort und erst nach einigen Sekunden, in denen ich meine Worte mir durch den Kopf gehen ließ, realisierte ich, dass diese viel zu harsch gewählt waren und ich hätte schweigen sollen. Je länger diese Stille zwischen uns herrschte, umso mehr tat es mir leid, was ich gesagt hatte und ich selbst über meine eigenen Worte einfach nur den Kopfschütteln konnte. Ich selbst war kein Stück besser.

„Du kannst es nennen wie du möchtest. Aber ich weiß, wie es ist, allein zu sein. Niemanden zu haben, der dir die Hand reicht, wenn du nicht weißt, wie du aufstehen kannst. Der dir den Weg zeigt, wenn du quasi blind bist und nichts mehr siehst. Niemanden, auf den du dich verlassen kannst, weil dir jeder in den Rücken fällt, obwohl sie dir beteuert haben, dass du ihnen vertrauen kannst." Betroffen schaute ich auf meine Hände, knetete diese, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte. War es zu früh ihn in den Arm zu nehmen? Sollte ich einfach nur schweigen oder danke sagen? Hatte ich das Recht nach seiner Vergangenheit zu fragen?

„Ich kann es wirklich verstehen, wenn du es für richtig hältst, deinen Weg fortzuführen und weiter alleinzubleiben. Aber er wird dich langfristig keineswegs glücklich machen, sondern das genaue Gegenteil. Es wird dich auffressen und dich so sehr zerstören, dass du nicht einmal weißt, wer du in Wahrheit bist."
„Was ist dir passiert, dass du so redest?", sprach ich meine Gedanken laut aus, ohne auch wirklich dies beabsichtigt zu haben. Mein Blick glitt, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, zu ihm und ich sah, wie seine Augen leicht glasig waren. Als wollten Tränen sich seinen Weg bahnen und zugleich hatte er diese Stärke, sie zurückzuhalten als wäre es ein bekanntes Gefühl, welches ihn überkam. Doch das war es keineswegs. Es war ein Kampf mit sich selbst negative Gefühle zuzulassen, anstatt sie einfach herunterzuschlucken und so zu tun, als wäre alles in Ordnung.

„Würde es etwas ändern, wenn ich es dir sagen würde? Könnte es unsere Beziehung zueinander ändern oder bleib ich trotzdem der, der für dich ein Fremder ist, der keine Erklärung bekommt und am Ende wieder als Verlierer des Ganzen zurückbleibt?" Felix' Stimme war dünn gewesen, nahezu erstickt und wieder einmal wusste ich nicht, wie ich mit der Situation umzugehen hatte. Mein Kopf so überfüllt, dass ich nicht wusste auf welche der unzähligen Stimmen ich hören sollte.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Niemand weiß davon und doch ist es mehr oder weniger ein offenes Geheimnis..."
„Hyunjin..." , war seine Stimme wieder fester, „Nur du hast dein Schicksal am Ende in der Hand. Aber denke bitte immer daran, dass deine Entscheidungen auch deine Mitmenschen beeinflussen. Du bist ein Teil ihres Lebens, sowie sie es bei dir sind. Vergiss das nicht..."

𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt