Ich hatte Abstand gebraucht, weil meine Eltern auf meine Frage hin nur weiter die Stille als Alternative kannten und zugleich alles beantworten, was sie beantworten mussten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich niemals an diesem Punkt gewesen wäre, die Wahrheit nicht zu kennen und deswegen nun, ohne groß nachzudenken, meinen Rucksack packte, verschwand, weil ich es nicht aushielt. Ich konnte den Fakt nicht ertragen, dass sie mich im schlimmsten Fall jahrelang anlogen und mir etwas vormachten, damit sie vielleicht ihre heile Welt wahrten, obwohl sie schon längst zerstört war.
„Du kannst gern in meinem Bett schlafen. Ich würde dann einfach auf der Couch schlafen, das macht mir nichts aus." Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, während er mir einen frisch aufgebrühten Tee entgegenhielt. Die ganze Zeit hatte ich auf die Uhr gesehen, mitbekommen wie langsam die Zeit wieder einmal war. Zudem war es einfach nur absurd gewesen, dass ich mich wieder bei Felix befand, weil ich niemanden mehr hatte. Unwissend, was ich fühlen sollte, was ich denken sollte und ob es nicht doch zu überstürzt war, weil mich die Sache belastet hatte.
Stumm nahm ich also die heiße Tasse entgegen und sah mir die rote, durchsichtige Flüssigkeit an. Eigentlich hatte ich nicht einmal danach gefragt. Aber irgendwie war ich doch dankbar für die kleine, aufmerksame Geste, die er mir entgegenbrachte, weil sowas noch nicht einmal von meiner Mutter kam. Jedenfalls nicht in letzter Zeit, von der ich mir lediglich anhören konnte, dass ich es mit dem Studium nicht überstürzen sollte, auf mich Acht geben sollte und mir stets ein schlechtes Gewissen verabreichte, als wäre es irgendeine Tablette, die ich unfreiwillig nahm, weil mir die Wirkung mehr als nur bekannt vorkam und ich sie aus diesem Grund nicht nehmen wollte.
„Außerdem bin ich mir sicher, dass du heute nicht mehr reden wirst. Aber vielleicht tut es dir trotzdem gut in Gesellschaft zu sein, um zu wissen, dass du nicht allein bist."
„Ist es falsch, wenn ich mich nicht einmal schlecht oder dreckig fühle, obwohl ich es tun sollte?", entkam es mir, um irgendetwas gesagt zu haben und nicht wieder im puren Schweigen auszuarten, was die Sache am Ende nicht besser machte. Dabei kannte ich mich so nicht, dass ich freiwillig redete und auch nur ansatzweise preisgab, wie ich mich fühlte. Und ebenso machte ich mir Sorgen, woher dieses Bedürfnis kam, jemanden davon erzählen zu wollen und freiwillig das Gespräch zu suchen.„Zum Teil ist heute für dich ein bisschen zu viel passiert, dass deine Psyche die negativen Gefühle abschirmt und es kann auch sein, dass es ein Teil von dir bereits wusste, dass sich einerseits Jeongin von dir abwenden wird und andererseits deine Eltern nie wirklich ehrlich mit dir waren. Immerhin warst du schon immer misstrauisch gewesen und du hast Menschen nie zu hundert Prozent vertraut. Diese Eigenschaft wird wohl immer ein Teil von dir gewesen sein und deswegen wäre es gar nicht so abwegig, dass es auch hier der Fall war."
„Wohin gehst du eigentlich, wenn dir alles zu viel wird und du das Gefühl hast, dass keiner etwas mit dir zu tun haben möchte? Noch nicht einmal du selbst?"Ich konnte hören, wie er schnaufte. Mein Blick glitt von der Tasse mit dem Tee, welchen ich bisher noch nicht angerührt hatte, zu Felix, dessen allbekanntes Lächeln wieder auftauchte, als würde er etwas verstecken wollen. Und ein weiteres Mal verstand ich, dass es nicht unbedingt dieses dümmliche Lächeln war, welches ich bei so vielen Menschen verachtete. Es war eher, als würde er hinter diesem etwas verstecken, um sich selbst zu schützen. Um den Teil, welchen ich zu einem Teil bereits offengelegt hatte, zu beschützen.
„Meistens liege oder sitze ich einfach nur da, starre an die Wand und warte darauf, dass die Gefühle, die in mir hochkommen, einfach von Geisterhand wieder verschwinden. Und manchmal ist es so schlimm, dass ich alles am liebsten aufgeben möchte, weil ich es nicht mehr aushalte. Oft kann ich mich selbst nicht mehr ertragen, weil ich mir zu viel bin. Wie sollen mich also andere ertragen können?"
Und zum allerersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich nicht der Einzige war, der mit solchen Gedanken zu kämpfen hatte.
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𝗦𝗰𝗮𝗿𝘀 ✧ HYUNLIX
Fanfic"𝑻𝒉𝒊𝒔 𝒘𝒐𝒏'𝒕 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒈𝒆 𝒎𝒚 𝒉𝒆𝒂𝒓𝒕, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰'𝒎 𝒂𝒃𝒐𝒖𝒕 𝒕𝒐 𝒃𝒓𝒆𝒂𝒌, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰'𝒎 𝒂𝒊𝒎𝒊𝒏𝒈 𝒂𝒕 𝒎𝒚 𝒍𝒊𝒎𝒊𝒕, 𝒆𝒗𝒆𝒏 𝒊𝒇 𝑰 𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒅𝒐𝒘𝒏, 𝒊𝒇 𝒊𝒕'𝒔 𝒎𝒆, 𝒊𝒕 𝒘𝒊𝒍𝒍 𝒃𝒆 𝒐𝒌𝒂𝒚" 〔𝐇𝐰𝐚𝐧𝐠...