#2 - Momente, die verwirren

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-Jodie-

Nachdenklich blicke ich in ihre blauen Augen und denke intensiv nach, ob tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass sie die Frau aus meinem Traum ist. Ihre Berührung meiner hochgezogenen Augenbraue hat etwas in mir bewirkt. Es war, als hätte mich ein Blitz durchzuckt und mich endlich zum Aufwachen bewegt. Doch als sich ihr Blick in nachdenklich wandelt und sie einige Schritte zurücktritt, komme ich wieder in der Realität an. Ich sehe wie sich ihre Lippen bewegen, doch vernehme ihre Stimme nur weit entfernt. Nervös blinzle ich einige Male, um mich auf ihre Stimme zu konzentrieren. Dann ist es mir möglich ihr wieder zuzuhören, doch der Blick der mich trifft, lässt mich wieder einmal die Stirn krausziehen. „Hörst du mir überhaupt zu, Jodie?", fragt sie mich empört. Doch sie kann nicht lange den strengen Blick halten, sodass sie mich schon wenige Sekunden später in die Seite knufft und sich abwendet sowie die Tafel abwischt. Was war das denn, frage ich mich. Doch es lässt mich schmunzeln, da es mir offenlegt, dass ich eben nicht nur einen Wolf im Schafspelz gesehen habe, sondern lediglich eine besondere Beziehung zu meiner Lehrerin habe, die nicht viele vorweisen können. Unwillkürlich muss ich schmunzeln und räuspere mich, als sie sich wieder zu mir umdreht. „Also Frau Kolibri, was genau wollten Sie noch besprechen?", frage ich sie und ziehe erneut meine Augenbraue empor. Sie versucht es mir gleichzutun, doch das endet nur in einem furchtbar süßen Gesichtsausdruck, der mich leise lachen lässt. „Versuchen Sie mich zum Lachen zu bringen oder was ist das Ziel der Geste?", frage ich und zeige auf ihre Augenbrauen. Sie schmunzelt, legt einige Schritte zurück und lehnt sich mir gefährlich nah entgegen. „Nein, ich wollte dich nur verführen", haucht sie mir entgegen. Ich reiße die Augen auf und kralle mich noch etwas fester an die Tischplatte, welche ich unter meinen Fingern spüre. Doch dann legt sich ein schelmisches Grinsen auf mein Gesicht und ich spüre eine Selbstsicherheit durch meinen Körper schießen. „Da müssen Sie sich schon etwas mehr ins Zeug legen. Ihr Anblick war zwar zu süß und Sie sehen verboten verführerisch aus, aber es reicht noch nicht ganz mich zu überzeugen", hauche ich ihr ebenso rauchig entgegen und greife dabei nach einer roten Haarsträhne, die sich in ihr Gesicht verirrt hat, als sie sich vorgebeugt hat. Auch ihre Augen weiten sich und sie zieht unverzüglich die Luft scharf ein, doch dann legt sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und es macht mir bewusst, dass der Flirt nur ein Spaß war. Ich lächle ebenso und tue damit mein flaues Gefühl im Magen ab. „Kommen wir nun zur eigentlichen Sache... ich möchte, dass wir diese Woche noch die Exkursion in 2 Wochen besprechen. Am liebsten wäre mir der Mittwoch oder Donnerstag, nach dem Unterricht wäre auch ganz gut, da noch einige Dinge abgeklärt werden müssen", eröffnet sie mir und nimmt einige Schritte Abstand, um wieder eine professionelle Haltung einnehmen zu können. „In Ordnung, ich melde mich deswegen bei Ihnen. Ich habe ja Ihre Handynummer", mit einem Zwinkern erhebe ich mich und greife gerade nach meinem Rucksack, um den Raum zu verlassen, als ihre Stimme erneut ertönt. „Ach und Jodie, sei nächste Stunde wieder aufmerksamer, sonst sind die Gespräche demnächst nicht mehr so angenehmer Natur. Was auch immer der Grund deiner Ablenkung ist, kannst du gern mit mir reden. Nun raus hier und genieß den restlichen Tag", verabschiedet sie mich lachend.

Als ich auf dem Schulhof angekommen bin und die frische, warme Spätsommerluft einatme, rekapituliere ich das Gespräch von eben. Zum ersten Mal seitdem ich sie kenne, wünsche ich mir, dass sie mich nicht so gut kennen würde. Sie weiß einfach viel zu oft und viel zu genau, was in mir vorgeht oder was mir Probleme bereitet. Allerdings weiß ich ja selbst nicht, was so besonders an diesem Traum sein soll und welche besondere Bedeutung der geheimnisvollen Frau zukommen könnte. Auch wenn ich gewisse Parallelen zwischen Frau Kolibri und der geheimnisvollen Frau ziehen kann, reichen meine Erinnerungen an den Traum nicht aus, um mir wirklich sicher zu sein, dass es sich um meine Lehrerin handelt. Noch weniger weiß ich, wieso ich mich an einige Details des Traums so genau erinnere, während ich wegen anderen im Dunklen tappe. Merkwürdig, denke ich. Ich blicke gen Himmel und sehe einige Vögel als V durch die Luft fliegen und lächle. Würde ich nur so frei sein und fliegen können, denke ich mir. Anschließend mache ich mich, nachdem es zur nächsten Stunde geklingelt hat, mache ich mich auf den Weg zu Biologie und genieße, wie eine sanfte Brise mein Gesicht küsst sowie die doch anstrengende, schwüle Luft etwas angenehmer macht, während ich auf die Eingangstür zulaufe. Die schreienden, kleineren Kinder werden dabei fast ausgeblendet und ich komme dieses Mal sogar fast ohne größere Probleme des Schupsens und Anrempelns ins Schulhaus.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt