#29 - Das Schicksal ist ein mieser Verräter

156 11 9
                                    

-Triggerwarnung! Insbesondere für Selbstverletzung und Suizid-

-Jodie-

Ich öffne verwirrt die Augen, schaue mich um und erblicke die weißen Wände. Kurz darauf nehme ich den sterilen Geruch wahr, welcher mir Tränen in die Augen treibt und mich hart schlucken lässt. Dabei stelle ich fest, wie trocken mein Hals ist und muss husten. Dies endet in einem Hustenanfall, wobei ich nicht an mein Getränk komme und deswegen panisch auf den roten Kopf drücke, der in meiner Reichweite liegt. Kurz darauf wird panisch die Tür geöffnet, welche beinahe aus den Angeln fliegt und vom Türstopper zurückgestoßen wird, während ein Dutzend Menschen in weiß in das Zimmer strömen und mich erstaunt ansehen. Dabei sehe ich hustend und ebenso panisch in deren Richtung und vernehme ein Stimmenwirrwarr innerhalb des Raumes und auch außerhalb, fast kommen mir die Stimmen von vor dem Zimmer bekannt vor, doch dann verwerfe ich diesen Gedanken wieder. Mich durchzuckt ein starker Schmerz, daraufhin breche ich zusammen und ich sinke in die altbekannte Erschöpfung und Dunkelheit. Dabei frage ich mich, wo ich eigentlich bin, wo bekannte Gesichter sind, die mir Orientierung geben und als ich tief in mich hinein höre, spüre ich eine innerliche Angst, da ich keine Ahnung habe, wer ich eigentlich bin und wie ich dorthin komme, wo ich bin. Diese Angst erfasst mich und lässt mich panisch werden. Ich werde immer unruhiger und diese innerliche Angst und Unruhe verlässt meinen Körper erst, als ich meine beruhigende Dunkelheit um mich spüre, sodass ich durchatme. Plötzlich sehe ich nicht mehr durch meine Augen in den Raum und die Menschen um mich, die überall herumwuseln wie in einem Bienenstock, sondern beobachte alles von außen, schaue auf mich nieder. Auch die Menschen in weiß, welche mir vermeintlich helfen wollen, sehe ich von oben. Ich beobachte sie dabei, wie sie meinen Körper wieder ins Bett legen und sich mein Körper schüttelt, bevor ich nichts mehr außer Dunkelheit wahrnehmen kann und eine eisige Kälte verspüre, die zuvor nie Besitz von mir ergriffen wird. Mich durchzuckt ein Schmerz, der mich weinen und zugleich schreien lässt.

Kurz kommt mir eine Frau mit rotem Haar in den Sinn und nur Momente darauf blicke ich in ihre ozeanblauen Augen, doch dann spüre ich, wie ich tiefer falle. Jedoch ist dieses Mal alles anders, denke ich, dieses Mal weiß ich, dass es das letzte Mal sein wird. Diese Sicherheit, dass es bald ein Ende haben wird, ergreift mich und ich entspanne mich in dieser Akzeptanz. Ich sehe wieder die hübsche Frau vor meinem inneren Auge, plötzlich liegt mir ein Name auf den Lippen, doch ich spüre, dass es zu spät ist. Endlich kann ich die Ratschläge meines Uropas befolgen, denke ich und will gerade die Situation retten, als mir bewusstwird, dass es zu spät ist, da ich einen langen und monotonen Ton im Hintergrund, im Unterbewusstsein höre. Mir entrinnen heiße Tränen, welche ich auf meiner kalten Haut verspüre. Auch wenn ich mich sonst an nichts erinnern kann, weiß ich, dass ich Luna für immer verloren habe und lasse mich einfach in die kalte Dunkelheit fallen, akzeptiere dass ich zu spät bin und gebe mich meinem Schicksal hin.

„Leb wohl Luna, meine Liebe meines Lebens", flüstere ich in die kalte Dunkelheit und falle ein letztes Mal, das letzte Mal für immer.


...Drei Wochen später...

-Luna-

„Evelyn, kommst du endlich? Du wolltest doch mit zum Arzt, um zu erfahren, wieso es mir in den letzten Wochen gesundheitlich so schlecht geht", rufe ich laut durch meine Wohnung. Ich denke mal wieder darüber nach, dass es nicht Evelyn sein sollte, nach der ich rufe, sondern Jodie, doch dann wird mir wieder einmal bewusst, dass ich sie verloren habe und das für immer. Selbst wenn sie aufgewacht wäre, hätte ich sie mit meiner Tat für immer verloren. Evelyn sagt zwar immer, dass ich mir unnötig einrede, welch ein schlechter Mensch ich bin, doch ich bin mir sicher, dass sie mir nie verzeihen könnte, dass ich mit Evelyn geschlafen habe, obwohl mein Herz ihr, der Frau mit der ich alt werden wollte, gehört. Ich spüre wie mir heiße Tränen über die Wangen laufen, bei dem Gedanken, dass ich diesen Fehler begangen habe und dass keine Handlung der Welt dies wieder gutmachen kann, ganz egal was ich tue oder lasse. Es tut mir leid mein Herz, denke ich reumütig und schlucke hart. Dann spüre ich Evelyns Finger auf meinen Wangen und wie meine Tränen aus meinem Gesicht gewischt werden.
„Hatten wir das nicht geklärt Luna?", fragt sie und deutet damit an, dass ich mich wegen meines Fehlers nicht mehr verrückt machen soll, nach all der Zeit und den schlaflosen Nächten. Sie ist der Meinung, dass Fehler passieren und menschlich sind, doch ich kann mir meinen Fehler nicht vergeben, auch wenn wir beide wissen, dass nichts zwischen mir und Evelyn ist und sie nur noch an meiner Seite ist, damit ich nicht allein durch diese schwere Zeit muss. Trotzdem komme ich mir schäbig vor und bereue meine Tat jede Sekunde seit dem Abend oder eher der Nacht, in der ich panisch und nackt neben ihr aufgewacht bin.
„Komm schon Süße, wir müssen los, sonst verpassen wir deinen Termin", fordert mich Evelyn auf und ich ergreife ihre gereichte Hand. Doch diese lasse ich schnell wieder aus meiner Hand fallen und renne auf die Toilette, um mich zu übergeben, wie es die ganze letzte Woche häufig vorkommt.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt