#24 - Weihnachtsspecial

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-Jodie-

Mittlerweile ist Heiligabend, welchen ich mit meiner Mutter und meinem Vater verbringe und bin schon ganz aufgeregt auf den morgigen Tag mit meiner wunderschönen und geliebten Luna. werde. Ich wache voller Vorfreude und Tatendrang auf, sodass ich sofort ins Bad laufe und mich fertigmache, um mich dann meinem Buch zu widmen, welches ich über Weihnachten lese, dieses Jahr wird es Jane Austens ‚Stolz und Vorurteil' sein, worauf ich mich schon besonders freue. Ich schleiche die Treppe hinunter, um keine Menschenseele zu wecken und mir einen Kaffee zu holen, doch da habe ich die Rechnung ohne meine Eltern gemacht, welche bereits am gedeckten Frühstückstisch auf mich warten und ich muss sofort glücklich schmunzeln, endlich sind wir alle mal wieder beisammen und können die Zeit außer Acht lassen, das schönste an den Festtagen, denke ich und setze mich an den Tisch. Zwanzig Minuten später räume ich den Tisch mit ab und tanze zu den typischen Weihnachtssongs durch die Küche, wobei ich einen skeptischen Blick meines Vaters erhalte und meine Mutter ausgelassen mit einstimmt, woraufhin sich der Mann im Haus abwendet und zur Couch geht. Nachdem alles erledigt ist, gehe ich in mein Zimmer und werfe mich dort angekommen auf mein Bett um den Kopf in Austens Meisterwerk zu stecken, in welchem ich versinke und die Seiten begierig studiere, dabei merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht und werde erst aus meinem Buch und damit aus meiner neu erschaffenen Traumwelt gerissen, als meine Mutter an meiner Tür klopft und dann ihren Kopf in mein Zimmer steckt. „Hey Kleines, wie ich sehe ändern sich manche Dinge nie, was? Aber komm jetzt bitte erstmal zum Essen runter", sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen und ich nicke bestätigend, bevor ich das letzte Klassenbild schmunzelnd als Lesezeichen in mein Buch lese und mit meinen Fingern sanft über Lunas Abbild streiche. Doch dann reiße ich mich von meinen abschweifenden Gedanken los und eile meiner Mutter hinterher, zum Mittagessen gibt es lecker Kartoffelsalat mit Würstchen, wie immer und wir schauen parallel auf der Couch sitzend ‚3 Haselnüsse für Aschenbrödel', so wie es jedes Jahr und nur Weihnachten auf der Couch sitzend, vonstatten geht. Wir genießen den Brauch und lachen wie jedes Jahr genau an denselben Stellen und beschweren uns wie jedes Jahr über dieselben Figuren, es ist einfach herrlich, denke ich und kuschle mich, nachdem ich meinen leeren Teller auf die Teller meiner Eltern gestellt habe, an meine Mutter, welche mich in den Arm nimmt. Nachdem der Abspann des Märchens gezeigt wird und noch der typische Song, den man damit in Verbindung bringt, erklingt, steht mein Vater auf und deutete auf den Baum, unter welchem schon einige Geschenke zu entdecken sind, sodass nun die Bescherung stattfinden wird, wie jedes Jahr, denke ich erneut und schmunzle. Dennoch freue ich mich jedes Jahr am Meisten auf die Bescherung, wobei die Freude nicht mehr die kindliche Freude auf den Weihnachtsmann und die Geschenke ist, sondern vielmehr die Freude über die gemeinsame Zeit, welche ich mit meinen Liebsten verbringe und ebenso freut es mich meinen Lieblingsmenschen ein kleines Lächeln auf die Lippen zu treiben. Ich nehme neben meinem Vater vor dem Baum Platz und bekomme ein Geschenk gereicht, doch versinke direkt in Gedanken an das Geschenk für Luna, welches noch auf meinem Schreibtisch liegt, ob sie sich darüber freuen wird, frage ich mich erneut und verlasse erst meinen Tagtraum, in dem meine hübsche Lehrerin das Päckchen öffnet und mir um den Hals fällt, als meine Mutter mich an der Schulter berührt, „Willst du es nicht mal öffnen?", fragt sie und deutet auf das golden eingepackte Geschenk in meinen Händen, ich nicke schnell und spüre, wie sich eine Röte auf meine Wangen legt. Doch als ich den Inhalt entdecke, strahle ich, da ich eine neue unscheinbare, aber wunderschöne silberne Kette in der Hand halte, an der eine kleine Weltkugel befestigt ist, „Sie bildet ab, dass dir die Welt offensteht und steht ebenso für deine Reiselust", flüstert meine Mutter und ich lächle sie dankbar an. Meine Eltern dagegen haben Karten für eine Buchlesung von mir bekommen, zu der sie zusammen gehen müssen. Das hatte ich mir ausgedacht, als ich der Meinung war, dass die beiden sich nur mal aussprechen und wieder etwas zusammen machen müssten, um wieder miteinander klarzukommen, außerdem mögen sie beide den Autor sehr, der sein neues Buch vorstellen wird, doch ich muss lachen, als ich die schmunzelnden Blicke meiner Eltern sehe und mir bewusstwerde, dass ich genau den richtigen Riecher hatte. Nach der Beschwerung, die mal wieder einige Süßigkeiten enthielt, setzen wir uns erneut auf das Sofa und lauschen einigen Weihnachtliedern, während wir Glühwein trinken und die Stille genießen sowie unsere Seele baumeln lassen. Dabei schweife ich erneut ab und muss an den morgigen Tag denken, an dem ich Luna erneut in ihrer Wohnung besuchen kann, was mich wirklich glücklich macht, da ich mich bei ihr sehr wohlgefühlt habe, aber zugleich werden wir auch endlich mal etwas Zeit für uns allein haben, außerdem bin ich gespannt, ob sie mir etwas schenken wird, da wir nichts abgemacht haben und bleibe erneut am Gedanken an die Saphirkette hängen, sie wird so schön an ihr aussehen, denke ich verliebt und spüre, wie ich unwillkürlich lächeln muss. Dies entgeht wohl auch nicht meinen Eltern, denn als ich erneut an meinem Glühwein nippe, der nun nicht mehr allzu warm ist, nehme ich wahr, wie mich beide angrinsen, doch dann kräuselt meine Mutter die Stirn, „An was denkst du denn? Du scheinst glücklich zu sein... habe ich etwas verpasst?", fragt sie und ich lächle erneut, doch schüttle den Kopf, jedoch denke ich mir meinen Teil, du glaubst nicht, wie viel du in letzter Zeit verpasst hast, noch dazu kommen die letzten Jahre, in denen es nur um sie und meinen Vater ging, aber ich mache ihr keinen Vorwurf und halte ihre Entscheidung auszuziehen, trotz der netten Gesellschaft und dem innigen Verhältnis zwischen meinen Eltern, für klug, da sie einfach mal Abstand brauchten und ich auch, um ehrlich zu sein. Sie scheinen sich jetzt glatt noch besser zu verstehen, als in all den letzten Jahren des Zusammenlebens, denke ich und grinse, „Nein Mum, du hast nichts verpasst. Ich bin glücklich, da hast du recht, denn ich bin froh, dass es uns allen gutgeht und wir gemeinsam Weihnachten feiern können", erwidere ich, als ihr fragender Blick noch immer nicht aus ihrem Gesicht weicht und habe damit nicht gelogen, aber wohl einen Großteil weiter vorenthalten, doch ich vernehme ihr nicken und sehe, wie sich mein Vater etwas aufrichtet, bevor er sich räuspert, „Ist es nicht eher, weil du Morgen eine ganz bestimmte Frau und Freundin besuchen wirst?", merkt er provozierend an und hebt eine Augenbraue und ich lache kurz panisch auf und verdrehe die Augen, als mir bewusstwird, dass ich mich wohl nicht allzu unauffällig verhalte und er meine Abmeldung für Morgen wohl mit meinem aktuellen Verhalten kombiniert, welch ein Fuchs, denke ich schmunzelnd und hoffe zugleich, dass ich mich in der Schule unauffälliger verhalte. Noch immer trifft mich sein provozierender Blick und meine Mutter schaut mich auffordern an, sodass ich kurz seufze und mich dann geschlagen gebe, „Ach Dad, hör doch auf. Klar freue ich mich, aber das ist nicht allein der Grund für meine Freude", sage ich und wende meinen Blick ab, was meine Eltern lachen lässt und für einen kleinen Augenblick ist alles wie früher in meiner schönen Kindheit und meine Welt wieder heil, da wir miteinander lachen können, Weihnachten feiern und beisammen sind, doch wie lange wird dieses Glück anhalten, frage ich mich, beschließe dann aber die Zeit einfach zu genießen. Dann reißt mich meine Mutter aus meinen Gedanken an meine Kindheit und lächelt mich verschmitzt sowie wissend an, „Wann werde ich die Frau, über welche ihr sprecht und die dir so den Kopf verdreht denn kennenlernen? Ihr macht mich echt neugierig und ich habe ja mehr oder weniger keinen Schimmer, wer deine Freundin ist", sagt sie und rutscht dabei aufgeregt wie ein kleines Mädchen hin und her, doch zugleich bin ich erleichtert, dass sie mit meiner Vorliebe für Frauen besser umgehen kann, als es anfangs der Fall war und sie mir kaum in die Augen sehen konnte, dennoch beiße ich kurz auf die Unterlippe, da ich die Frage so nicht beantworten kann. Ich halte ein paar Minuten inne und überlege fieberhaft, ob meine Mutter meine Freundin bereits als meine Lehrerin kennengelernt hat oder sich womöglich besser als mein Vater an die Familie Kolibri erinnert, wenn sie den Namen hört, zugleich hoffe ich darauf, dass meinem Vater Lunas Nachname noch länger erspart bleibt, ich sollte wohl nochmal mit Luna über diese Thematik reden, denke ich fieberhaft, „Ich weiß nicht, vielleicht ja im nächsten Jahr", sage ich und wir müssen erneut gemeinsam lachen, da der Satz komisch und zugleich lustig klingt, schließlich hatte ich mir damit nur einige Tage gerettet sozusagen und muss mich selbst stoppen, um mir nicht gegen die Stirn zu schlagen, sehr einfallsreich Jodie, denke ich und kassiere fast genau in diesem Moment einen Schlag gegen die Schulter, da mich meine Mutter spielerisch geboxt hat, wobei sie sich etwas auf der Couch vorlehnt und kurz darauf den Halt verliert. Jedoch wird sie daraufhin von meinem Vater, der neben ihr sitzt, abgefangen, bevor sie überhaupt den gläsernen Couchtisch oder den Boden berühren kann, dabei zieht er sie schnell auf die Couch zurück, wobei sie durch den starken Ruck auf ihm landet und dort zum Liegen kommt. Ich sehe schmunzelnd zu den beiden herüber und nehme die weihnachtliche Musik nur noch gedämpft wahr, da plötzlich eine unangenehme Stille und Spannung im Raum herrscht, ich erkenne, dass allem Anschein nach beide den Atem angehalten haben, es wirkt, als seien sie beide in diesem Moment gefangen, über was sie wohl gerade nachdenken, frage ich mich und meine Gedanken wandern direkt zu Luna, als ich darüber nachdenke, was ich denken würde und werde augenblicklich rot, wobei ich schnell von der Couch aufstehe und einige Schritte in Richtung Tür gehe. Plötzlich erhebt sich mein Vater ebenso, sodass meine Mutter nicht mehr halb auf ihm liegt oder halb auf ihm sitzt, sondern nun unter ihm liegt und ich reiße die Augen auf, einmal die Eltern in flagranti zu erwischen reicht und will gerade den Raum verlassen, als mich die Stimme meines Vaters innehalten lässt und ich kurz überlege, ob ich nicht doch lieber schnell flüchte und den beiden ihre Privatsphäre lasse. „Du bist so schön, Marie. Ich weiß bis heute nicht, wie ich dich gehen lassen konnte, was habe ich nur getan. Es tut mir leid", haucht mein Vater und ich halte die Luft an, um den Moment nicht zu zerstören, dennoch frage ich mich was mein Vater damit meint, etwas getan zu haben, was weiß ich hier nicht, frage ich mich, doch reiße mich aus der Situation los und will gerade gehen, als die Stimme meiner Mutter mich erneut innehalten lässt, „Was genau tut dir leid, Alex? Jodie, würdest du bitte gehen, ich möchte gern mit deinem Vater allein sprechen", flüstert sie und ich nicke und laufe in Richtung Tür, drehe mich noch einmal zu den beiden um, als ich im Türrahmen stehe und frage mich, ob die beiden wieder streiten oder endlich den Streit beilegen werden. Ich höre, wie mein Vater sich räuspert und schaue nochmal genau in seine Richtung, „Das hier...", sagt er mit rauer Stimme und stürzt sich dann auf sie. Ich reiße erneut meine Augen auf und als ein leises Stöhnen zu vernehmen ist, suche ich endgültig das Weite, dies ist wirklich nichts für Kinderaugen, denke ich und schmunzle bei dem Gedanken, dass ich Luna sicher etliche Male ebenso begierig geküsst habe und schüttle den Kopf, als ich die Treppen emporsprinte. Schnell schließe ich leise meine Zimmertür hinter mir und werfe mich erneut auf mein Bett, um in meinem Buch zu versinken.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt