#10 - Annäherung

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-Luna-

Als Jodie in der Küche fertig ist, kommt sie in ihr Schlafzimmer, um eine Schmerztablette zu holen, wo ich mich heimlich positioniert habe. Ich sitze stillschweigend in ihrem Zimmer im Dunklen und warte bis sie mich entdeckt. Doch dies geschieht erst, als sie das Licht anmacht. Zugleich verzieht sich ihr Gesicht und sie fasst sich ans Herz. Habe ich sie wohl zu Tode erschreckt, denke ich. „Was zur Hölle? Wollen Sie mich umbringen?", fragt sie mich erschrocken. „Den Umständen entsprechend... besser wäre es, meinst du nicht auch?", antworte ich lachend und fange ihren irritierten Blick ein. „Danke für das Wasser und die Schmerztablette", sage ich und halte meine Hand entgegen. Sie schüttelt den Kopf und reicht mir Wasser sowie eine Schmerztablette. Diese schütte ich eilig hinab und hoffe, dass die Wirkung bald einsetzt. „Sie können hier in meinem Zimmer schlafen und ich schlafe unten auf der Couch. Brauchen Sie noch etwas?", offenbar sie mir ihren Plan für die Nacht. Bei Jodies Worten drehe ich meinen Kopf, wie eine Eule und betrachte ihr Zimmer nochmal genauer. Ich hatte vermutet, dass es ihr Zimmer sei, aber nun im Hellen kann ich auch mehr ausmachen. „Nein, ich brauche nichts mehr", antworte ich ihr und überlege, ob ich meine tiefste Bitte äußern oder doch schweigen sollte. Als mich ihr lächelnder Blick trifft und sie gerade das Zimmer verlassen soll, richte ich mein Wort erneut an sie. „Bitte bleib bei mir, ich möchte jetzt nicht allein sein", bitte ich sie flehend. Sie sieht mich kurz ungläubig an, doch dann scheint es klick zu machen. Vielleicht vermutet sie, dass ich nach dem Vorfall im Park nicht allein sein möchte, denke ich und da liegt sie goldrichtig. „Gut, ich bleibe solange bis Sie eingeschlafen sind. In Ordnung?", fragt sie mich. Doch irgendwie reicht mir dies nicht, denke ich. Ich sehne mich nach ihrer Nähe und möchte von ihr im Arm gehalten werden sowie all die letzten Stunden vergessen. Verdammt ich brauche sie, gestehe ich mir ein. Ich will sie bei mir haben, ganz egal was das für Konsequenzen mit sich führt, stelle ich fest. So ringe ich mich zu den nächsten Worten durch und seufze kurz über meine Hilfsbedürftigkeit. „Nein. Bitte vergiss alles was die letzten Wochen passiert ist und wer ich bin, nur für einen Moment, eine Nacht. Bleibe hier bei mir. Ich bitte dich, nein ich flehe dich an! Ich kann gerade einfach nicht allein sein. Auch wenn ich gewiss immer mal wieder die perfekte Eiskönigin mime, war das vorhin zu viel für mich und hat mich an meine Grenzen gebracht", gestehe ich ihr und sehe, wie sich ihre Augen weiten sowie sie nachdenklich wird. Ich sehe, wie es in ihrem Kopf rattert. Bestimmt versucht sie nun aus der Sache rauszukomme, denke ich und überlege, ob ich zu weit gegangen bin. Gewiss, gestehe ich mir ein. Doch ihre Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, wie ich das wieder abschwächen und aus der Welt schaffen kann. „Ich hole nur schnell eine Matratze. Warten Sie kurz und machen Sie sich es schon einmal bequem", sagt sie und will gerade aus dem Zimmer verschwinden. Doch ich komme ihr zuvor und sie bleibt plötzlich stehen. „Nicht nötig, du kannst ruhig mit mir schlafen", sage ich und meine Augen werden groß, als ich über meine Worte und die Zweideutigkeit nachdenke. Verdammt, was sage ich da, denke ich. Ich merke, wie unpassend meine Wortwahl war und erröte, während sie sich schockiert umdreht. „Was?", fragt sie unsicher. Schnell versuche ich mich zu verbessern und schottere dabei nur rum: „Al...so ich meine... ich meine... mit mir hier", ich zeige auf mich und das Bett, „also mit mir in einem Be...Bett meine ich", stelle ich klar. Kurz lacht sie, sicher über mein Gestammel. Dennoch legt sie sich kurz darauf neben mich, auf die andere Seite des großen Doppelbetts. Allerdings auf die Decke und verrät damit, dass sie entweder doch noch aufstehen oder nicht schlafen würde. Anschließend schaltet sie das Licht von ihrem Bett aus ab. Sofort versuche ich ihre Umrisse in der Dunkelheit auszumachen. Ich suche panisch nach ihr und will gerade nach ihr tasten, da es einfach zu dunkel ist, fast so dunkel wie im Park, denke ich. Doch ihre Stimme beruhigt mich und so lasse ich mich in die Kissen fallen. „Schlafen Sie gut. Ich bin da, falls etwas ist", haucht sie mir entgegen und ich muss sanft lächeln. Ich spüre, wie ein warmes Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit meinen Körper durchzuckt. „Du auch. Danke, dass du für mich da bist. Danke, dass du nicht nachtragend und nun bei mir bist", sage ich zu ihr und schließe beruhigt meine Augen. Ihre Hand streift suchend die meine und als sie diese gefunden hat, legt sie ihre Hand sanft auf meine. Sanft streicht sie darüber und ich gleite in einen traumlosen Schlaf. Das letzte, was ich merke ist, dass Jodie mir sanft eine rote Locke aus meinem Gesicht, streicht. Ich kreuze schläfrig unsere Finger und gleite letztendlich in den Tiefschlaf.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt