#31 - Sinn des Lebens

171 13 10
                                    

-Evelyn-

Kaum zu glauben, dass ich gerade die Person anrufe, welche ich aus dem Leben meiner Liebsten streichen und verbannen wollte. Damit Jodie keinen Platz mehr darin finden kann und ich Luna wieder für mich habe, als zweite Chance und fürs Leben. Schlimm genug, dass Luna all den Kummer dank dieser jungen Göre mitmachen musste, so soll sie nicht erneut ihrem Charme verfallen, um erneut verletzt zu werden. Doch nun muss ich ausgerechnet diese Frau anrufen, in der Hoffnung, dass sie etwas von meiner Luna gehört hat. Schließlich fällt mir nach all den Telefonaten mit Lunas Mailbox, der Arztpraxis, in der sie nie angekommen ist und ihren Freunden sowie der Familie kein anderer Ansprechpartner mehr ein. Was solls, denke ich und gebe mir einen Ruck, immerhin geht's hier um die Frau meines Lebens, die Dame meines Herzens.

Schon nach einigen Tönen des Klingelns meines Handys ertönt eine Stimme, die ich lieber nicht mehr vernommen hätte. Doch ich rufe mich innerlich zur Ruhe und atme tief durch.
„Hallo Jodie, hier spricht Evelyn und es ist lieb von dir, dass du das Telefonat angenommen hast", schon allein durch solche Floskeln könnte ich mich übergeben, denke ich, doch reiße mich zusammen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ganz nach dem Motto man kann sie nicht alle töten oder muss es selbst erledigen.
„Evelyn?", erklingt ihre nervige Stimme und ich frage mich ernsthaft wie mir diese unfähige Person helfen soll.
„Ja Jodie, ich bin es. Sag mir... hattest du Kontakt zu Luna?", komme ich direkt zum Punkt und höre ein leises Räuspern.
Den hatte ich tatsächlich, doch der Anruf ist anders geendet als erhofft. Ich wollte gerade versuchen dich zu kontaktieren. Schließlich wusste ich doch, dass du in Kontakt zu ihr stehst", lässt sie verlauten und meine Stimmung verändert sich mit jedem Wort von Wut zur Verachtung und als ihre Stimmlage noch einen vorwerfenden Tonfall bekommt, würde ich am liebsten auflegen, „Ich mache mir große Sorgen um Luna, es klang als hätte sie einen Unfall gehabt", sie redet immer weiter und weiter, doch ich höre nur noch ein Rauschen und mich überkommt ein Gefühl der puren Angst. Was ist ihr nur passiert, denke ich angestrengt nach. Wo ist sie nur, frage ich mich.
„Evelyn? Bist du noch dran? Wir müssen sie finden!", spricht sie laut und ich halte schlagartig das Handy etwas von meinem Ohr weg.
„Nur die Ruhe, wir werden sie finden", antworte ich und denke fieberhaft wie wir sie denn finden könnten. Somit ist die Person, welche mir noch in den Kopf gekommen ist und vielleicht hätte helfen können, auch eine Sackgasse. Ich werde ganz nachdenklich und mir gehen langsam die Ideen aus, was mich innerlich unruhig und noch sorgenvoller werden lässt. Es tritt eine gespenstige Stille ein und jeder hängt seinen Gedanken nach. Nach einigen Minuten der peinlichen Stille schießt mir jedoch ein Gedanke durch den Kopf.
„Ich habe eine Idee, ich rufe wieder an", spreche ich schnell und lege dann auf. Dabei höre ich noch einen Laut aus dem Mund der Frau, welche gar nicht mehr atmen sollte, doch da ich diesen Ton sowieso nicht entziffern kann, ist es mir auch egal, was sie dazu sagen wollte. Man muss Prioritäten setzen, denke ich und setze dabei Luna als eine höchste. Ich muss sie unbedingt finden, denke ich fieberhaft und greife damit zu anderen Mitteln.

Schnell durchsuche ich meine Kontakte nach der Nummer einer ganz bestimmten Frau. Ich scrolle durch etliche Frauennamen und komme mir fast etwas schäbig vor, doch dies ist nun nicht von Bedeutung, denke ich und suche weiter, auf der Suche nach Lucrezia Gonzales. Nach einigen weiteren Namen bleibe ich bei ihrem Namen haften und drücke direkt auf wählen. Während des Tutens des Telefons tigere ich durch das Wohnzimmer und bitte Gott, dass diese verdammte Frau an ihr Handy geht. Auch wenn ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe und die Beziehung recht flott ein Ende fand, muss sie doch noch immer wissen wer ich bin und welche Zeiten uns verbunden haben. Sie muss einfach rangehen, denke ich wieder relativ unruhig. Es muss doch einen Vorteil und Sinn haben mit einer Bundesagentin geschlafen zu haben, rede ich mir leise ein, hoffnungsvoll dass das Telefonat angenommen wird. Doch Lucrezia nimmt nicht ab und so schwindet meine Kraft und damit auch weitere Ideen. Ich lasse mich auf die Couch fallen und bin kurz davor einfach das kleine technische Gerät in meiner Hand an die nächste Wand zu werfen, während ich mir Vorwürfe mache und vor Wut schreie. Ich hätte sie nicht allein losgehen lassen dürfen, ich hätte hartnäckiger sein sollen und ich hätte sie fragen sollen, wo sie noch hinwill und was geschehen ist. Ich bin so dumm, denke ich und versinke in Vorwürfen und Selbstzweifel. Doch dann klingelt mein Smartphone und als ich Lucrezias Name auf dem Display sehe, erkenne ich, dass das Glück einmal auf meiner Seite ist. Da kann man fast schon gläubig werden und Gott danken, belächle ich mein Glück.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt