#9 - Happy Birthday

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-Jodie-

Noch immer wütend über meine eigene Dummheit der letzten Tage ordere ich noch einen Drink. Ab heute darf ich offiziell trinken, ohne dass es länger als Vergehen gelten würde, wenn ich meinen gefälschten Ausweis vorlegen muss. Seit 25 Minuten war ich nun endlich 18 Jahre alt, endlich volljährig. Was für Geburtstag, denke ich, während ich den nächsten Whiskey runterschütte. Mein Vater hatte mich bereits angerufen und mir alles Gute zum Geburtstag gewünscht sowie offenbart, dass wir am Sonntag anlässlich meines Geburtstages schön Essengehen würden, da ich unter der Woche Geburtstag habe und er arbeiten muss. Auch meine Mutter hatte mir bereits geschrieben und würde am Sonntag mit dabei sein. Irgendwie freute mich dieser Fakt sehr und auf der anderen Seite machte er mich nachdenklich. Immerhin würde ich sie da das erste Mal wiedersehen, seit sie vor 3 Wochen noch erneuten Streitigkeiten zwischen meinen Eltern ausgezogen ist und damit erstmal eine Pause eingefordert hat. Am Anfang dachte ich noch, dass es komisch werden würde, doch es stört mich erstaunlicher Weise kaum, da ich unter der Woche eh gut beschäftigt bin mit der Schule und Abiturvorbereitung. Außerdem nimmt die restliche Zeit meine sexy Lehrerin ein, denke ich und muss schmunzeln. Der Whiskey ist eindeutig nicht gut für mich. Immerhin könnte ich meine Eltern ja auch immer erreichen und so bin ich ein bisschen unabhängiger sowie kann mich an das Alleinsein ein wenig gewöhnen. Penny schubst mich auf einmal in die Seite und fordert mich dann zum Tanzen auf. „Willst du etwa den ganzen restlichen Abend an der Bar hocken und dich volllaufen lassen, oder wie?", ruft sie mir über die Musik entgegen. So lasse ich mich von ihr auf die Tanzfläche ziehen und lasse meinen Körper auf den Beat der Musik reagieren. P tanzt eng an mir und mich dabei immer wieder an, doch das stört mich wenig. Ich lasse einfach mal die Sau raus, 18 wird man ja schließlich nur einmal. Wir machen erst eine Tanzpause, als wir an der Bar um die Wette trinken. Ich schmunzle sie triumphierend an, als ich als Sieger hervorgehe und werde erneut auf die Tanzfläche gezogen. Schon gut, dass P vor einigen Wochen bereits 18 geworden ist, denke ich. So können wir immerhin in diesem angesagten Club meinen Geburtstag feiern.

Einige Zeit später machen wir eine Tanzpause und ordern gerade den nächsten Tequila, als ein Typ neben P Platz nimmt und ordentlich mit ihr flirtet. Kurz darauf sind die Beiden zusammen auf der Tanzfläche, während ich noch einige Drinks in mich schütte. Ich lächle und schüttle lachend den Kopf. P ist und bleibt wohl ein Player, denke ich, aber was soll's man lebt eben nur einmal. Nachdem ich die stehengelassenen Drinks weggeschüttet habe, begebe ich mich ebenso auf die Tanzfläche zu den Beiden und tanze ein Mädchen, welches unmittelbar neben ihnen tanzt, an. So genieße ich die Wirkung des Alkohols und bewege meine Hüften passend zum Beat. Ich tanze nah neben dem Mädchen, bis sie ihre Arme um mich schlingt und wir eng miteinander tanzen. Ihre Augen leuchten, als sie mir ins Gesicht sieht und ich eine Mischung aus Freude und Verlangen erkenne. Wenn sie doch nur bereits jetzt wüsste, dass sie keine Chance hat und heute nicht mehr als tanzen drin ist, denke ich. Durch meinen Kopf geistert schließlich eine ganz andere Frau, wie immer in den letzten Tagen, seufze ich. Kurz darauf spüre ich, wie die junge Frau mich näher zieht und mich auf die Wange küsst. Ich lächle leicht und tanze weiter ausgelassen mit ihr.

-Luna-
Seit ungefähr drei Stunden schütten Meghan und ich nun verschiedene alkoholische Getränke in uns und quatschen ausgelassen über alle möglichen Themen. Jedoch hatte ich bisher noch immer kaum ein Wort über die Schule, geschweige denn ein Wort über Jodie, verloren. Umso mehr Zeit mit Meghan vergangen ist, umso verkehrter finde ich es sie überhaupt über Jodie und mich sowie unser Vergehen in Kenntnis zu setzen. Es würde ja doch nur Ärger geben, ich würde meinen Job, meinen Traum und eine meiner besten Freundinnen verlieren - und Jodie gleich dazu, denke ich. Kann ich es weiter mit meinem Gewissen vereinbaren Stillschweigen über alles zu bewahren, frage ich mich. Kann ich einfach Jodie fernbleiben und weitere Annäherungen vermeiden, damit das zwischen uns an Bedeutung verlieren kann? Plötzlich sieht mich Meghan an, als würde sie mich gleich zum Verhör abholen, sieht mich jedoch still an, was mich ungemein beunruhigt und mich auf dem Stuhl herumrutschen lässt. Ich ergreife die Initiative und meine durch den Alkohol raue Stimme ertönt in ihrem Wohnzimmer. „Was siehst du mich denn die ganze Zeit so an? Es ist gruselig, dass du mich ansiehst, als würdest du mich gleich ausfragen, aber doch nichts sagst", sage ich zu ihr. Ein verächtliches Schnaufen geht durch den Raum und sie wendet endlich ihren Blick ab, lässt ihn dann mit einem Kopfschütteln durch den Raum wandern und schaut mich dann erneut an. Doch nun mit einem besorgten Blick, als würde sie etwas ahnen, als würde sie spüren, dass mich etwas belastet. Während sie uns erneut Wein eingießt und damit die vierte Weinflasche leert, beginnt sie zu sprechen, wobei auch in ihrer Stimme der Alkohol deutlich zu vernehmen ist. „Was ist los Luna? Du siehst so bedrückt aus und doch erzählst du mir nichts. Du bist unter dem Vorhaben hierhergekommen, dass du mit mir über etwas reden möchtest und doch hast du nur über alte Zeiten geredet. Ist es das, was du besprechen wolltest oder was ist geschehen Sonst redest du doch, wie ein Wasserfall, doch heute schweigst du, wie ein Grab, antwortest nur sporadisch oder lenkst von ernsten Themen ab." Ich schlucke stark und gebe ihr innerlich Recht, doch nehme ich mein neu befülltes Weinglas in die Hand und genehmige mir einen Schluck der mittlerweile roten Flüssigkeit, da der Weißwein bereits aus ist. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich mit diesem Besuch bezwecken will. Denn ursprünglich wollte ich dich wegen einer anderen Sache aufsuchen, doch das habe ich verworfen. Dennoch habe ich einen tollen Abend und schöne Gespräche über alte Zeiten mit dir. Es ist einfach schön hier zu sein. Ich denke es wäre falsch dir jetzt davon zu erzählen, es ist nicht der richtige Zeitpunkt", richte ich mein Wort an sie. Auch sie nimmt ihr Weinglas in die Hand und setzt dieses an ihren roten Lippen an. Dabei sieht sie ziemlich sexy aus, da sie ihren Blick dabei nicht von mir abwendet und mich mit hochgezogener Augenbraue anfunkelt. Sie kann das fast so gut wie Jodie, denke ich und muss lächeln. „Ich weiß zwar nicht, wieso du nicht mit mir reden magst, denn schließlich wäre ich doch immer für dich da. Das weißt du aber, oder? Aber kannst du mir wenigstens erzählen worum es geht, du spannst mich ganz schön auf die Folter?", fragt sie mich. Ich schüttle daraufhin einfach den Kopf. „Ist es wegen deiner Familie?", fragt sie. „Nein", antworte ich eilig. Sie legt den Kopf fragend schräg. „Ist es wegen der Arbeit, wegen Kollegen? Du kannst es mir ruhig sagen", fragt sie einfühlend und legt eine Hand auf meinem Oberschenkel ab sowie streicht leicht darüber. Dies schüttelt meinen Körper durch und verpasst mir eine Gänsehaut. „Nein, Meghan. Es ist alles gut", antworte ich lallend. „Ist es womöglich wegen mir? Habe ich dich verletzt?", fragt sie unsicher und sieht mir dabei eindringlich in die Augen. „Nein. Willst du jetzt etwa immer so weiter fragen?", frage ich sie lachend. „Vielleicht. Wenn du mir dann vielleicht die Wahrheit sagst oder wenigstens eine Andeutung machst, ist es das wert. Ist es wegen einem Schüler oder einer Schülerin?", fragt sie weiter und ich rolle die Augen, doch gerate ins Stocken. Ja verdammt, schreit meine innere Stimme, doch ich sehe sie kopfschüttelnd an. Lügner, ruft meine innere Stimme. „Nein, ich denke nicht", antworte ich schnell und sehe sie lächelnd an. „Ist es, weil du dich verliebt hast?", fragt sie und sieht mir tief in die Augen. Ich schaue sie verwirrt an, weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Was und wie, frage ich mich. Habe ich mich tatsächlich verliebt? Nein, oder doch? Sie beobachtet mich ganz genau und wartet auf eine Antwort, doch als ihr diese zu lange dauert, trinkt sie noch einen Schluck aus ihrem Weinglas und stellt dieses dann auf ihren Glastisch. „Luna? Ist alles in Ordnung? Entschuldige ich wollte dich nicht verärgern", sagt sie und sieht mich entschuldigend an. Sie ergreift daraufhin meine Hand und nimmt mir das Weinglas aus der Hand, welches neben ihrem seinen Platz findet. Daraufhin rutscht sie etwas zu mir, ergreift meine Hand erneut, um ihre Finge mit meinen zu verschränken. Ich schaue sie unsicher an und sie blickt mit unergründlicher Miene zurück. Bevor ich mich besinnen und sie fragen kann, was sie vorhat, spüre ich ihre vollen Lippen auf meinen. Stark ziehe ich geschockt die Luft ein, als ich registriere, dass sie mich tatsächlich küsst. Ihre andere Hand streicht daraufhin leicht über die Haut meiner Wange, was ein leichtes Prickeln auslöst. Ich lehne mich ihr entgegen und erwidere den Kuss daraufhin voller Hingabe. Wir wechseln einige kurze Küsse, bevor ihre Zunge leicht über meine Unterlippe streicht und damit um Einlass bittet, welchen ich ihr ohne nachzudenken gewähre. Die Küsse werden mit der Zeit immer intensiver und leidenschaftlicher, wobei auch der Platz am Tisch unbequem wird, sodass wir zum Sofa wechseln. Dabei lässt sie meine Hand los und legt sie in den Nacken, um mich näher zu ihr zu ziehen. Kurz darauf finde ich mich leichtfertig auf ihren Schoß wieder. Ich lasse meine Hände ebenso in ihren Nacken wandern, um etwas Halt zu finden und lehne mich ihr damit noch ein Stück mehr entgegen. Erst als sie mir auf die Lippe beißt und mir der Gedanke durch den Kopf schießt, dass sie fast so gut küsst wie Jodie, stoppe ich kurz in meinem Tun. Ich sehne mich plötzlich nach Jodies weichen Lippen, die sich viel besser auf meinem Mund anfühlen, als wären sie nur dafür geschaffen mich zu küssen. Ich will deine Lippen jetzt spüren, küssen und schmecken, denke ich und löse mich von Meghan. Was mache ich hier, frage ich mich und löse mich von Meghan. Diese schaut mich zuerst verwirrt, doch dann fragend an. „Ist alles in Ordnung, Luna?", fragt sie. Nichts ist in Ordnung denke ich. Daraufhin schüttle ich den Kopf und sie räuspert sich sowie ergreift erneut meine Hand. „Der Kuss war wundervoll. Du kannst sehr gut küssen, doch ich habe dennoch gespürt, dass ich nicht die Frau bin, die du küssen willst. Soll ich raten oder erzählst du mir von ihr?", fragt sie mich lächelnd, während sie über meine Finger streichelt. Ich schüttle verwirrt den Kopf und stehe auf. Das ist mir alles zu viel, denke ich. Wie soll ich ihr auch erklären, dass es meine Schülerin ist, die mir nicht aus dem Kopf geht, frage ich mich. So schnell es mit meinem Alkoholpegel geht, eile ich zur Wohnungstür. Greife meinen Mantel und meine Handtasche, während ich zurück in meine High Heels schlüpfe. „Luna warte. Bitte warte doch. Es tut mir leid, okay? Ich wollte einmal deine Lippen auf meinen Lippen spüren, es war der falsche Moment. Entschuldige. Ich rufe dir ein Taxi, warte hier solange", bittet sie mich. Ich fahre verwirrt zu ihr herum und sehe sie ungläubig an. Sie wollte einmal meine Lippen auf ihren spüre, was meint sie damit, frage ich mich. Doch für weitere Überlegungen ist keine Zeit. Ich muss hier raus beschließe ich, weiß dabei gar, ob ich wütend, enttäuscht oder verwirrt von ihr und ihren Taten sein soll. Damit drehe ich mich in Richtung Tür, öffne diese und verlasse das Haus. „Mir tut es auch leid. Keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Ich laufe nach Hause, der Spaziergang wird mir guttun. Ich muss etwas nachdenken, aber danke für den Abend und deine Sorge um mich. Gute Nacht", verabschiede ich mich von ihr und laufe in die kalte Dunkelheit. Ich fühle mich befreit und genieße die laue Abendluft und doch würde ich es noch bereuen kein Taxi genommen oder in ihrem Gästezimmer übernachtet zu haben.

All I want is YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt