#21 - Saphirblau

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-Jodie-

Als ich später, nachdem die Schulzeit für heute ihr Ende gefunden hat, vor dem kleinen Juwelier stehe und durchs Schaufester, genau auf die schöne Saphirkette schaue, muss ich lächeln, sie sieht fast genauso schön aus wie ihre Augen, denke ich und stelle fest, dass ich wohl immer an ihre Augen und sie denken muss, wenn ich einen Blick auf die Kette werfe, „Ob sie ihr wohl gefallen würde?", flüstere ich vor mich her. Doch ich finde keine Antwort darauf, was wieder ein Gefühl der Unsicherheit durch meinen Körper strömen lässt, ich kenne sie und doch kenne ich sie kaum richtig, denke ich, die letzten Wochen waren verdammt schnell vergangen und zwischen uns hatte sich einiges verändert, keine Frage und so wurde meine langjährige Lehrerin und irgendwie auch Vertraute in diesem Jahr zu meiner Geliebten und Partnerin, aber trotzdem kennen wir uns noch lange nicht so, wie man es sonst in einer Beziehung oder bei Dates angehen würde, gestehe ich mir ein. Kurz schwelge ich in Erinnerungen an all die kleinen Momente zwischen uns, in denen wir uns stritten, in denen wir lachten, in denen uns bewusstwurde, was wir füreinander empfinden, in denen wir glücklich waren, in denen wir Entscheidungen trafen, in denen wir uns küssten, in denen wir uns liebten und in denen wir ein Uns erschufen, unfassbar wie schnell die Zeit vergeht, denke ich und merke, dass es nur noch wenige Tage bis Heiligabend und dann bald auch bis Sylvester sind, würden wir wohl Tage davon gemeinsam verbringen, frage ich mich, bestimmt muntere ich mich selbst auf. Ein glückliches und ehrliches Lächeln ziert meine Lippen, mit welchem ich den kleinen Laden betrete und kurz darauf auf den Blick einer Verkäuferin treffe, die noch mit dem Klingeln der Türglocke zu mir aufgesehen und ihre Arbeit unterbrochen hat. Dabei betrachte ich sie näher und erkenne, dass sie noch recht jung ist und damit sicher in dem Laden aushilft, dabei kommt mir die Idee, dass ich einige Stunden sicher auch in einem Laden wie diesem aushelfen könnte, bevor ich mein Abschluss mache und mich dann an Unis bewerbe oder ähnliches, es würde sicher Spaß machen und ich könnte noch etwas Geld sparen. Ich lächle die Verkäuferin freundlich an und drehe mich in Richtung des Schaufensters, „Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein?", durchbricht die junge Frau die entstandene Stille und ich deute auf das Schaufester, sodass sie von ihrem kleinen Stuhl aufsteht und die Uhr, welche sie wohl inspiziert hat, auf den Tisch vor ihr ablegt. „Ich würde gern diese Kette hier kaufen", sage ich in den Raum und zeige auf die schöne Saphirkette vor mir, „Sie ist mir direkt ins Auge gesprungen, bereits vor einigen Tagen ehrlich gesagt und sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf", äußere ich schmunzelnd und denke mir den Teil, wie meine Lehrerin selbst, dazu. Die braunhaarige Verkäuferin tritt neben mich und folgt meinem Finger bis sie die silberne feingearbeitete Kette mit dem kleinen Saphirstein, welcher als Anhänger gefasst ist, hochhebt und sich in meine Richtung dreht, „Ich nehme an, diese hier hat es Ihnen angetan?", fragt sie ebenso schmunzelnd und ich nicke leicht, wobei ich meinen Blick auf die Kette in ihrer Hand richte, da der Stein durch den veränderten Lichteinfall nochmal ganz anders aussieht und wirkt, er glitzert leicht und bricht damit das Licht in verschiedene Richtungen, er hat fast dieselbe Wirkung wie wenn Lunas Augen beginnen zu strahlen, was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert. „Genau diese Kette hat es mir angetan. Ich würde sie gern kaufen", sage ich, was die Verkäuferin ihren Blick abwenden und mich dann wieder anlächeln lässt, „Sehr gern. Wollen Sie die Kette einmal anlegen, damit wir schauen können, ob sie lang genug ist oder wir noch Kettenglieder ergänzen müssten?", fragt sie mich und hebt die Kette in ihrer Hand, um sie dabei hin und her schwingen zu lassen, was mich zu dem Gedanken bringt, ob sie Luna wohl passen würde, wenn sie mir passt, „Eigentlich soll sie ein Weihnachtsgeschenk für meine Freundin werden", sage ich zu der Verkäuferin und muss unwillkürlich grinsen Luna als meine Freundin zu beschreiben, „Deswegen weiß ich nicht,  ob es etwas nützt, wenn ich austeste, ob sie lang genug ist", beende ich meine Ausführung und das Lächeln der Verkäuferin wird etwas größer, „Dann können wir es auch lassen, es sei denn Sie wollen die Kette einmal anprobieren, ansonsten können wir sie im Nachhinein noch für ihre Partnerin anpassen, das ist alles kein Problem", erklärt sie mir und ich nicke glücklich, „Ihre Freundin wird sich sicher freuen, ein schönes Weihnachtsgeschenk", fügt sie noch hinzu und geht an mir vorbei und damit auf ihren Tisch zu, an dem sie bei meiner Ankunft gearbeitet hat, daraufhin holt eine feine rote Kiste aus einem Schubfach, „Was halten sie von einer roten Verpackung oder doch lieber eine schwarze? Was denken Sie, was Ihrer Freundin besser gefallen würde?", fragt sie mich und ich komme zu dem Entschluss, dass schwarz zwar besser zu der Kette passen würde, da es das Geschenk edler macht, aber die rote Verpackung besser zu meiner rothaarigen Lehrerin passt, „Die rote Verpackung ist gut, passt zu ihren schönen Haaren, so wie die Kette zu ihren Augen passt", schwärme ich und muss verliebt lächeln, als ich mir ihren Blick zu Weihnachten vorstelle, wenn sie die Kette auspacken wird, hoffentlich strahlen ihre Augen dann auch wirklich, denke ich. „Eine schöne Idee und super Entscheidung", reißt mich die Frau auf der anderen Seite des Tresens aus den Gedanken und ich lasse meinen Blick anschließend kurz durch den Laden streichen. Nachdem die schöne Saphirkette sicher eingepackt ist, bezahle ich und verlasse dann den schnuckligen Laden mit einer weißen Tüte in der Hand, „Vielen Dank und ein schönes Weihnachtsfest", rufe ich und höre noch einen ähnlichen Gruß, bevor die Tür mit einem erneuten Klingeln ins Schloss fällt. Ich will mich gerade auf den Heimweg machen, als mir im Augenwinkel noch ein hübscher, filigraner Ring ins Auge sticht und mich damit erneut breit lächeln, aber auch in meine Traumwelt abdriften lässt, ob wir uns wohl eines Tages so sehr lieben würde, dass wir heiraten könnten, frage ich mich und überlege dabei, wer wohl von uns beiden den Schritt wagen und der anderen einen Heiratsantrag machen würde, wobei ich auch überlege, wie ich meiner Partnerin einen romantischen Antrag machen würde. Mit diesen Gedanken drehe ich mich wieder in Richtung Straße und mache ich mich lächelnd auf den Heimweg.

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