#23 - Schlussstrich

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-Jodie-

Nur noch heute und dann sind endlich Weihnachtsferien, denke ich glücklich und bin froh über die kleine Pause, bevor es in der Schule wieder richtig losgeht und damit sämtliche Thematiken für die Prüfungen wiederholt werden. Ich laufe gerade durch das Tor der Schule und hänge meinen Gedanken an die freien Tage nach, als sich Luna in mein Sichtfeld schleicht und ich unwillkürlich lächeln muss, wie gerne ich jetzt zur ihr und meine Lippen auf ihren Mund pressen würde, denke ich und schmunzle dümmlich. Doch als ich gerade den Schulhof hinter mir lassen will, lenkt eine andere Frau meine Aufmerksamkeit auf sich, Evelyn, was macht sie denn hier, frage ich mich und ziehe die Stirn kraus, wenn diese Frau nun noch meine Lehrerin werde soll, werde ich das letzte Schuljahr nicht überleben, denke ich und sehe meinen Abschluss an mir vorbeiziehen. Ich richte den Blick gen Himmel und frage mich, womit ich das verdient habe, doch die laute Stimme Evelyns lässt meinen Blick wieder zu ihr schnellen, schon kurz darauf tritt Luna neben sie und sie harkt sich unter, was mein Herz schmerzen lässt, ist sie von allen guten Geistern verlassen, frage ich mich und erinnere mich an ihre Erzählungen aus der Studienzeit, sie wird ihr noch Hoffnungen machen, denke ich und meine Laune sinkt in den Keller. Genervt laufe ich auf das Schulgebäude zu und betrete es wenige Sekunden später, wobei ich die noch immer gebildete Schneise entlanglaufe, welche sich immer für die Eiskönigin bildet und muss schmunzeln, doch das Lächeln weicht von meinen Lippen, als mir Penny entgegenkommt. „Wir müssen reden, hast du gesagt, also sprich", sagt sie mit strenger Stimme und ich rolle innerlich die Augen, einen anderen Zeitpunkt konnte es heute für ein Gespräch auch nicht geben, „Meinst du wirklich, dass das der richtige Ort und Zeitpunkt ist Penny?", frage ich sie genervt und sie zuckt mit den Schultern, „Dann eben in der großen Pause, bis dann", flüstert sie und ich blicke ihr nach, ist das wirklich noch immer dieselbe Person, noch immer meine beste Freundin, frage ich mich und denke darüber nach, ob ich sie vielleicht bereits endgültig verloren haben, wie sollen wir nur all das wieder in Ordnung bringe, denke ich nach. Doch ich werde durch das Vorklingeln zum Unterricht aus den Überlegungen gerissen und gebe mich geschlagen sowie gehe meinem Unterricht nach.

Nach der vierten Stunde gehe ich schnurstracks auf den Schulhof und suche diesen nach Penny ab, welche eben eine andere Unterrichtstunde hatte, da sie andere Leistungsfächer als ich gewählt hat, doch ich kann sie nirgends entdecken, sodass ich mich auf unserem Stammplatz niederlasse und beschließe erstmal zu warten. Einige Minuten später steht sie neben mir und tippt mir auf die Schulter, sodass ich erschrocken hochschrecke und dann eine grinsende P mit einer Marlboro zwischen den Lippen erkenne, manche Dinge ändert sich wohl doch niemals, denke ich und muss lachen, in welches sie nur Sekunden später einsteigt. „Hey Tagträumerin, lass uns jetzt reden, ja?", fragt sie und schaut mich auffordern an, woraufhin ich nicke. Dennoch verfluche ich mich mal wieder, dass ich mir zuvor keine Gedanken gemacht habe, was ich sagen oder wie ich beginnen könne, verdammt nochmal, denke ich, du lernst wohl nie aus deinen Fehlern und Nachteilen. „Hör zu... ich weiß wieso du sie nicht leiden kannst, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für sie. Natürlich kann ich nachempfinden was du denken und fühlen musst, aber ich würde mir so sehr wünschen, dass du ihr für eine Sache vergeben kannst, die ihr Vater getan hat, sie kann doch nichts dafür, ebenso wäre ich so froh, wenn du mich verstehen könntest, die Liebe kann man sich nicht aussuchen", flüstere ich mit gebrochener Stimme, wobei ich mit dem Fortschreiten meines Monologs immer mehr an Kraft verliere. Kurz darauf wirft sie die Zigarette neben sich und schließt mich in ihre Arme, ich erwidere die Umarmung sofort und atme ihren vertrauten Duft ein, wie sehr ich P doch vermisst habe, gestehe ich mir ein und drücke sie noch etwas stärker an mich. „Ich habe dich unbeschreiblich vermisst JJ, dennoch kann ich in dieser Sache einfach nicht nachgeben. Ich weiß, dass Luna Kolibri nicht ihr Vater ist, aber es ändert nichts an meiner Abneigung für ihre Familie und sie mir dir zu sehen... das... das versetzt mir einen Stich ins Herz, als würdest du mich verraten und unsere Freundschaft verleugnen", flüstert sie in mein Ohr, wobei sie mich näher an sich zieht und ich mich in ihren Armen versteife, „Ich kann einfach nicht anders, verzeih mir", fügt sie noch mit trauriger Stimme hinzu und dann löst sie mich von mir, „Warte... lass mich jetzt nicht einfach wieder stehen!", schreie ich erbost und sie wendet sich wieder zu mir, „War es das jetzt? Sind jetzt all die Jahre der Freundschaft vorbei, nur weil ich meine Gefühle nicht steuern kann und diese Frau abgöttisch liebe? Gibt es wirklich keinen anderen Weg für uns, unsere Freundschaft?", frage ich am Boden zerstört und spüre wie heiße Tränen über meine Wangen laufen, doch sie sieht mich nur traurig an und schüttelt dann den Kopf, doch ich greife nach ihrem Handgelenk und sie kommt zwei Schritte auf mich zu, „Solange du diese Frau an deiner Seite hast, kann ich nicht deine Freundin sein. Es tut mir wahrlich leid, aber ich kann mir dies nicht ansehen oder Teil davon sein", sagt sie mit tränenverhangenem Blick und küsst mich, was ich dieses Mal zulasse, doch ich erwidere es genauso wenig wie beim letzten Mal. Danach lässt sie von mir ab und sieht mich noch einmal liebevoll an, „Du machst einen großen Fehler, weißt du, aber ich kann dir nicht dabei zu sehen, dafür liebe ich dich zu sehr", haucht sie und dann windet sie sich aus meinem Griff und läuft eilig auf das Schulgebäude zu, während ich ihr verletzt nachsehe und meine Tränen noch schneller meine Wangen und Hals hinabrinnen, um von meinem T-Shirt aufgefangen zu werden, was schon leicht nasse Flecken abbildet. Ich spüre wie ich immer trauriger werde und mir endgültige und sichere Verlust meiner besten Freundin zu schaffen macht, ich schluchze laut auf und blende meine Umgebung aus, sodass ich die Blicke meiner Mitschüler gar nicht spüre, erst die Präsenz einer ganz besonderen Frau lässt mich über meine Augen wischen und aufschauen, doch mein Herz knackst erneut und ich beginne mich zu fragen, ob ich jemanden unbewusst getötet habe, um solch ein Karma zu verspüren. Ich muss gar nicht richtig hinsehen, um zu erkennen, dass Evelyn neben Luna herläuft und sich erneut bei ihr untergeharkt hat, was mich erneut genervt die Augen verdrehen lässt, dabei kommen mir Selbstzweifel auf, werde ich je genug für Luna sein, wird das zwischen uns halten oder auf erneute Proben gestellt, habe ich umsonst meine beste Freundin verloren, bin ich vielleicht der falschen Intention gefolgt und setze auf die falsche Frau, frage ich mich und schluchze erneut laut auf, das ist alles zu viel, denke ich und würde nur allzu gern von diesem Schulhof und ebenso aus meiner Haut flüchten.

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