-Luna-
Nachdem ich den Einkaufsmarkt mit Wein und Blumen verlassen habe, laufe ich einige Runden um den Block, um mir ganz sicher zu sein, ob das erneute Aufsuchen Jodies die richtige Entscheidung ist. Hin und her gerissen, schaue ich auf meine Armbanduhr und stelle fest, dass es bereits kurz vor 23 Uhr ist. Ob sie überhaupt noch wach ist, auch wenn Wochenende ist, könnte sie bereits schlafen, denke ich. Trotzdem gehe ich zweifelnd einige Schritte auf Jodies Haus zu und klingle schnell bevor mich der erneut mühselig gesammelte Mut verlässt. Wenn mich jemand die letzten Minuten beobachtet hätte, würde er sicher denken, dass ich ein Stalker bin und die Polizei rufe, denke ich kopfschüttelnd und schmunzelnd über mich selbst. Schließlich stehe ich bereits das sechste Mal mehr oder minder direkt vor dem Haus und ringe mit mir selbst, ob ich klingeln oder schnell das Weite suchen soll. Erneut lasse ich die letzten Stunden und Tage Revue passieren, wobei mir besonders mein Abgang am Krankenhaus einen Stich versetzt, wie konnte ich nur so dumm sein, frage ich mich zweifelnd an mir selbst. Dennoch treiben mich meine Selbstzweifel dazu ein Gespräch mit Jodie zu führen und nun zu klingeln. Denn selbst wenn sie nicht reden möchte, habe ich es versucht und könnte verschwinden sowie den Kontakt zu meiner Schülerin an anderer Stelle erneut suchen. Trotzdem bin ich gespaltener Meinung, ob ich wirklich klingeln sollte und fühle mich vielmehr wie ein Nervenbündel, statt eine doch so kalte und emotionslose Eiskönigin. Was war nur aus mir geworden, denke ich nach, was hatte mich nur zu der Person gemacht, die ich jetzt bin und die seit Stunden an sich selbst zweifelt, ob sie ein Klingelschild betätigen soll. „Verdammt nochmal", rufe ich in die Nacht hinein und presse meinen Zeigefinger auf die Klingel und spüre eine Angst in mir hochkochen, die ich noch nie verspürt habe. Als nach 5 Minuten noch immer keiner die Tür öffnet, blicke ich erneut auf meine Uhr und stelle fest, dass es fast Mitternacht ist. Erneut zweifle ich an mir selbst, was ist, wenn sie mich gesehen hat, aber es viel zu spät für ein klärendes Gespräch hält oder genug von mir und meinen Spielchen hat, was ist, wenn mich jemand anders vor Jodies Haus erkannt hat und nun schlechte Vermutungen anstellt, frage ich mich. Verzweifelt von der ganzen Situation und Machtlosigkeit fahre ich mir durch meine roten Haare, während ich mir nachdenklich auf die Unterlippe beiße und erneut auf die Klingel drücke. Woher kommt auf einmal diese innere Sicherheit, dass sie doch noch die Tür aufmachen wird, oder ist es vielmehr der Übermut, der mich treibt, denke ich grübelnd nach.
Als beim vierten Klingeln noch immer keine Jodie an der Tür erscheint und es mittlerweile weit nach Mitternacht ist, beschließe ich nach Hause zu gehen. Vielleicht ist sie ja auch anlässlich ihres gestrigen Geburtstages unterwegs und feiert mit Freunden oder Familie und deswegen ist keiner im Haus, fällt es mir spontan ein. Doch irgendwie will ich es mir nicht nehmen lassen Gewissheit darüber zu haben, ob wirklich niemand im Haus ist und ich sie nicht doch irgendwo erahnen kann. Dementsprechend laufe ich einmal um das Haus und spätestens jetzt hätte ich als guter Nachbar die Polizei gerufen, dennoch scanne ich das überwiegend dunkle Haus nach Jodie ab und versuche ihre Silhouette zu erahnen. Nach einigen Schritten entlang der Hecke, welche das Grundstück begrenzt, stehe ich im Garten des Hauses und stelle fest, dass außer im Badezimmer kein Licht mehr brennt. Duscht sie womöglich und hat das Klingeln deswegen nicht gehört, denke ich fieberhaft nach, oder wurde das Licht beim Verlassen des Hauses nur vergessen. Unsicher lasse ich meinen Blick weiter über das Haus gleiten und setze mich anschließend traurig auf die Terrasse. Ich hatte es einfach verkackt und nun war alles zu spät, gestand ich mir ein und mir wichen einige heiße Tränen aus den Augen. Ich stehe unschlüssig, ob ich weiter hier rumhängen sollte, auf und greife neugierig nach der Terrassentür, welche jedoch nicht abgeschlossen ist und sich deswegen öffnen lässt. Wie tief musst du noch sinken Luna, frage ich mich wütend über mich selbst und trete durch die geöffnete Tür in das mir nur allzu bekannte Haus ein. Du hast sie doch nicht alle, denke ich, wenn dich jemand gesehen hat, dann wirst du noch des Einbruchs und Stalking beschuldigt. Dennoch ist es ganz schön leichtsinnig die Tür nicht abzuschließen und ich rätsle erneut, wieso sich niemand im Haus befindet, wenn das Licht brennt und die Tür nicht abgeschlossen ist. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, dass ich einfach wieder auf demselben Weg das Haus verlassen sollte, doch stattdessen trat ich weiter in die Dunkelheit des Hauses und gestand mir ein, dass ich sämtliche Vernunft bereits vor Stunden abgelegt hatte. „Ich will sie sehen. Ich will mit ihr sprechen. Ich muss mich entschuldigen. Und ich will sie umarmen..., ...spüren..., ...küssen", hauche ich in die Dunkelheit und gestehe mir damit meine eigene Abhängigkeit gegenüber meiner wunderschönen Schülerin ein. Unmittelbar gehe ich einige Schritte auf die Couch zu, von der sich die beige Färbung nur erahnen lässt, während ich mich weiter umsehe. Als es allerdings unter meinen High Heels knirscht, suche ich einen Lichtschalter, der sich jedoch am anderen Ende des Zimmers vermuten lässt, woraufhin ich die Taschenlampe meines Smartphones starte und um mich leuchte. „Glas? Woher kommt denn das ganze Glas?", frage ich mich verwirrt und drehe mich um die eigene Achse, wobei der Lichtkegel meines Smartphones einen Boden beleuchtet, der von Unmengen an Glasscherben bedeckt ist, „Was zur Hölle ist hier passiert?", frage ich in die Leere des Hauses herein. Ich leuchte verunsichert in Richtung der umliegenden Fenster und stelle fest, dass diese nicht kaputt sind, also folglich auch nicht eingebrochen wurde, was ich erst vermutet hatte, als ich jedoch weiter leuchte und auf dem Weg zur Minibar Blutflecken sehe sowie neben der Minibar eine kleine Lache voll Blut, werde ich panisch und atme schnell ein und aus. „Woher kommt denn das ganze Blut und wessen Blut ist das hier?", frage ich panisch und schaue mich noch einmal um, um dann durch das Erdgeschoss zu gehen und in der Küche, in der eine mir nur allzu bekannte Anrichte steht, stehen zu bleiben und nachzudenken. Mich durchzuckt ein ungutes Gefühl und ich frage mich voller Sorge und Angst um Jodie, ob es ihr gut geht. Kurz darauf fällt mir das Licht im Badezimmer ein und ich sprinte eilig die Treppen hoch in den ersten Stock, dabei durchfährt meinen Körper eine Menge an Adrenalin und ich merke kaum, dass ich innerhalb weniger Sekunden die Treppen hinter mir gelassen habe. Lass ihr bloß nichts passiert sein, denke ich, bitte nicht. Kurzerhand stehe ich vor der Badezimmertür, an welche ich klopfe und dann lausche, doch als meinen Körper erneut ein ungutes Gefühl durchströmt, mache ich mir unfassbare Angst und öffne daraufhin die Tür. Doch was ich sehe, als ich die Tür öffne, lässt mich schockiert und unkontrolliert die Luft scharf einziehen, ich verfalle in eine Art Schockzustand und mich durchfährt ein unfassbarer Schmerz gepaart mit einer ungeheuren Angst. Schnell zücke ich mein Handy und wähle den Notruf, um Hilfe zu rufen, dabei lege ich die letzten Schritte zur Badewanne in einem Affentempo zurück, knie mich zu Jodie hinunter und fasse in das rötliche Wasser. Sie ist eiskalt, verdammt, denke ich. Langsam bewege ich mein Ohr in die Richtung ihres Mundes, um zu prüfen ob sie atmet, doch als ich kaum Atemgeräusche höre, fange ich panisch an zu schluchzen und höre die Stimme der Notrufzentrale kaum noch an meinem Ohr. Doch dann reiße ich mich zusammen, gebe alle brauchbaren Informationen an die nette Dame weiter, während sich meine Stimme überschlägt und ich hoffe, dass der Krankenwagen bald da sein. Stark ziehe ich die Luft ein und seufze hilflos auf, als ich auflege sowie erneut meiner Schülerin entgegensehe. Ich kann sie unmöglich noch länger in diesem kalten Wasser liegen lassen, sie wird noch bewusstlos, denke ich ängstlich. Daraufhin erhebe ich mich kurz, schließe das Fenster, ziehe meinen Mantel aus und bereite ein Handtuch auf dem Badezimmerboden aus, welches ich von der Waschmaschine ziehe, immerhin war auch dieser Boden hier mit Glassplittern übersät. Als ich erneut auf dem Boden sehe, fällt mir das erste Mal auf, dass meine Beine bluten und mich durchzuckt kurz ein unangenehmer Schmerz, doch ich lasse mich nicht beirren und hebe Jodie daraufhin aus dem rötlichen, eiskalten Wasser. Dabei schneide ich mich erneut an einer Glasscherbe, welche noch in Jodies Haut steckt und muss feststellen, dass ihre Hände viele Schnitte zieren. Ich lege meine Schülerin sanft vor mir auf dem Boden und platziere links und recht ein Knie, um mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Nachdem ich einige Male gleichmäßig und mit Druck auf Jodies Brustkorb gedrückt habe, folgt die Beatmung und ich halte kurz inne, so wollte ich deine Lippen nicht voller Sehnsucht nach dir berühren, denke ich traurig und beatme den leblosen Körper der jungen Frau vor mir. Diesen Vorgang wiederhole ich so lange, dass meine Arme schwer werden und ich das Gefühl habe, als würden sie mir gleich abfallen und ich huste selbst stark, da sich meine Schwäche durch den Angriff im Park ergreift und mich meine Kräfte zunehmend verlassen. „Du machst jetzt nicht schlapp Luna Kolibri! Rette sie, sie muss leben! Du musst sie am Leben halten und darfst sie jetzt nicht verlieren!", rede ich mir selbst zu und schreie dabei durch das Badezimmer, als hätte ich den Verstand komplett verloren. Kurz knacke ich mit meinem und straffe meine Schultern, während ich weiterhin die Herzdruckmassage vornehme, welche ich erst stoppe, als ich ein leises Röcheln vernehme, was nicht meinem geschafften Körper entstammt. Als ich wahrnehme, dass sich Jodie leicht unter mir bewegt, springe ich wie von der Tarantel gestochen von ihr und bringe sie sofort in stabile Seitenlage, damit sie das Wasser, welches sie vielleicht verschluckt hat, ausstoßen kann. Kurz darauf höre ich sie husten und sie greift völlig panisch um sich, wobei ich ihre Hände ergreife und diese drücke, damit sie etwas Halt gewinnt. „Es wird alles gut werden. Hilfe ist unterwegs. Halte durch", flüstere ich ihr ins Ohr, als ich das Handtuch neben dem Waschbecken ergreife und zusammenrolle sowie unter ihren Kopf stopfe. „Lu...na", erklingt ihre schwache Stimmt und sie röchelt erneut, was zu starkem Husten führt, „Psst, alles gut. Nicht reden. Ich bin da", erwidere ich und ergreife erneut ihre Hände, welche noch immer ganz kalt sind. Als ich plötzlich laute Schritte und einige Rufe durch das Haus hallen höre, fällt mir auf, dass auch ein Martinshorn zu hören ist, was ich wohl schon vor einigen Sekunden, wenn nicht sogar Minuten vernommen haben müsste, wenn ich mich nicht so auf Jodie vor mir konzentriert hätte. „Wir sind hier oben!", rufe ich laut und löse mich von der unterkühlten und bereits wieder wegdämmerten Frau vor mir. Als kurz darauf die Treppe laut knarzt und ein Sanitäter mich zur Seite schiebt, erkenne ich, dass endlich Hilfe da ist und ich kurz durchatmen kann. Doch nach meinem Durchatmen räuspere ich mich und richte mein Wort an einen dritten Sanitäter, der auf mich zukommt: „Sie hat das Bewusstsein eben erst wiedererlangt... Allergien oder ähnliches sind mir nicht bekannt, diese würde ich aber theoretisch kennen. Sie heißt Jodie Summer und ist gerade 18 Jahre alt geworden", rattere ich herunter und meine Stimmer bricht, als ich die letzten Worte ausspreche. Daraufhin gehe ich schnell zur Seit, um den Sanitätern mehr Platz zu machen und sehe noch aus dem Augenwinkel wie der Sanitäter nickt und einige Notizen macht, anschließend eile ich die Treppe hinab und atme erneut tief durch, wobei mir ein lautes Schluchzen entweicht. Kurz darauf kommen die Sanitäter mit einer Liege, auf welcher Jodie Platz gefunden hat, die Treppe herunter und richten kurz erneut das Wort an mich: „Vielen Dank für Ihre Hilfe, wir bringen sie nun sofort ins Krankenhaus. Wollen Sie mitfahren oder kommen Sie ins Krankenhaus nach?" Ich nicke kurz und überlege fieberhaft was ich machen soll, doch dann räuspere ich mich und wische mir die Tränen aus den Augen. „Ich werde gleich nachkommen und noch ihren Vater informieren. Ich melde mich dann einfach in der Notaufnahme, passen Sie auf sie auf", rattere ich eilig herunter und sehe noch, wie unmittelbar danach die Türen des RTWs geschlossen werden. Der Mann, welcher eben noch mit mir gesprochen hatte, rannte schnell auf den RTW zu und stieg ein, wobei die Sirene erneut aufheulte und sich der Rettungswagen immer schneller entfernte, bis ich ihn kaum noch sehen und nur noch hören konnte. Ich wende meinen Blick ab und eile die Treppen empor, um meinen Mantel und das Handy zu holen, was ich irgendwo hingeworfen hatte. Als ich im Bad angekommen war, ließ ich schnell das Wasser aus der Badewanne, griff nach meinen Sachen und löschte das Licht, um dann die Treppen ebenso schnell wieder herunterzurennen. Unten angekommen schließe ich die Terrassentür ab und gehe in Richtung Kühlschrank, an welchem einige Nummern hängen, wobei ich nach der Nummer von Jodies Mutter oder Vater suche. Ich reiße den Zettel mit der Nummer ihres Vaters vom Kühlschrank und drehe mich um, um in die Garage zu rennen, da ich mir ein Auto für die Fahrt zum Krankenhaus leihen möchte. Doch als mir die Anrichte, auf der ich beinahe Sex mit meiner hübschen Schülerin hatte, halte ich in meinen Bewegungen inne und spüre, wie mir erneut heiße Tränen die Wange hinablaufen. Wieso nur sie, frage ich mich traurig und wische über meine nassen Wangen. Ich wende den Blick ab und wähle die Nummer, welche mit Dad versehen ist und hoffe inständig, dass ich Jodies Vater erreichen werde, während ich auf die Garage zu eile und den Schlüssel der Corvette vom Harken reiße sowie einen Haustürschlüssel, falls ich Jodies Vater nicht erreichen sollte und Sachen für Jodie besorgen muss. Jedoch stelle ich ernüchternd fest, dass mein Handy nur einige Male tutet und dann eine Mailbox anspringt, sodass ich auflege und es später erneut versuchen will. Daraufhin springe ich ins Auto und öffne mit einem Klick auf die Fernbedienung am Schlüssel das Garagentor, wie gut, dass ich gestern in Jodies Haus war und sie heute so eingehend studiert hatte, als wir das Haus wieder verließen, denke ich grinsend.
DU LIEST GERADE
All I want is YOU
RomanceDie Geschichte handelt von einer jungen Frau, welche ungeplant und spontan Gefühle für eine Frau entwickelt, für die sie diese Gefühle nicht hegen dürfte. Die Anziehung, welche sie schon bald verspürt, führt dazu, dass ihr Leben auf den Kopf gestell...