All die einsamen Leute

XXXI

„Heeey", zog Eleanor die Begrüßung am Telefon unnatürlich lang. „Wie geht's dir, Pepper? Ich hoffe ich stör nicht?"

„Hey, Elle, du hörst dich gut an. Irgendwie glücklich, ist was passiert?", antwortete die erdbeerblonde Frau und lächelte erwartungsvoll, denn obwohl die Beiden nahezu jede Woche kurz telefonierten, hörte Eleanor sich heute besonders fröhlich an.

„Nichts konkretes, aber ich habe beschlossen, nächste Woche zurück nach New York zu kommen. Ich wollte bloß bloß Bescheid geben und fragen, ob wir uns bald mal sehen wollen", berichtete die 22-Jährige.

„Ich werde dich höchstpersönlich vom Flughafen abholen! Weißt du schon, wann genau du landest?", erkundigte Pepper sich wissbegierig, doch Eleanor wollte Einspruch erheben.

„Das ist nicht nötig. Ich komm recht spät an und hab dann vermutlich den Jetlag meines Lebens. Hat Tony eigentlich wirklich weiterhin die Miete für meine Wohnung bezahlt, so wie er darauf bestanden hatte, als ich New York verlassen hab?", wollte Eleanor das Thema wechseln, kam damit aber nicht sonderlich erfolgreich durch. Sie war jedoch immer noch ungläubig, dass jemand so etwas tatsächlich für sie tun würde.

„Oh doch, ich hol dich ab!", bestand Pepper auf ihren Vorschlag, „Aber bezüglich der Wohnung... nun ja, im engeren Sinne hat er aufgehört, die Miete zu bezahlen. Er hat das Gebäude gekauft. Du kannst weiterhin darin wohnen bleiben. Mietfrei, wenn du möchtest", schilderte sie die Lage sachlich und als würde sie den Wetterbericht vorlesen.

Ellie klappte die Kinnlade herunter, schließlich wurde ihr eben verkündet, sie können von nun an mietfrei in New York City leben, nachdem sie auf Kosten eines Anderen ein halbes Jahr in England gelebt hatte.

„Er hat was? Ich darf was?", fragte sie unsicher nach, für den Fall, dass sie sich eventuell verhört haben könnte.

„Du hast mich schon verstanden", lächelte Pepper zufrieden, ohne zu erwähnen, dass die ganze Aktion ihre Idee gewesen war.
„Also wann kommst du an, Elle?"

Nachdem Ellie ihr die Details geschickt und sich über die anderen Bewohner des Stark-Towers erkundigt hatte, legten sie auf, denn schließlich musste Eleanor noch einiges klären und aufräumen, bevor sie England wieder verließ. Die nächsten Tag vergingen wie im Flug und dann saß sie auch schon wieder im Flieger auf dem Rückweg ihrer Reise. Gegen Abend kam sie in New York an, aber weil es 5h Zeitunterschied gab, war Ellie nun schon 20h wach und todmüde.
Sie fiel Pepper geradezu in die Arme, entschied sich aber doch dafür, noch ein Weilchen mit in den Tower zu kommen, schließlich gab es viel zu erzählen und sie hatte alle so lang nicht mehr gesehen.

Wanda war die erste, die sie antrafen, sie saß im Gemeinschaftsraum der Avengers Etage und trank still-lesend einen Tee. Scheinbar hatte Pepper aber darauf verzichtet, irgendwem von Ellies Rückkehr zu erzählen, denn Wanda fiel fast die Tasse aus der Hand, als sie sie durch die Tür kommen sah. Sofort stellte sie alles zur Seite und kam fröhlich quietschend auf Eleanor zu gerannt.
Sie wickelte ihre Arme fest um sie und es dauerte eine ganze Weile bis sie sie wieder losließ, aber schließlich wurde ihr Griff doch ein bisschen lockerer, sie sah Ellie kurz ins Gesicht und nahm sie dann wieder weit lächelnd in den Arm.

Gut eine halbe Stunde später kam Pizza, denn die Avengers hatten Essen bestellt und nachdem der Schock und die Freude, dass Ellie zurück war von allen verdaut war, setzten sie sich mit ihrem Essen vor einen Film. Als schon alle saßen, kam als Letzte auch Natasha rein getrudelt.
Sie sah etwas fertig aus, aber im Großen und Ganzen wie noch 6 Monate zuvor. Ihre Haare waren ein bisschen länger, ihre Armmuskulatur ein bisschen definierter; sie schien wieder mehr trainiert zu haben, fiel Ellie auf. Aber am Ende war sie immer noch Natasha Romanoff.
Als sie herein schlurfte, wurde es schlagartig still und alle Augen richteten sich auf sie.