All die einsamen Leute

VII

Der Morgen kam heran und Nat wurde als erste wach. Sie bemerkte, dass Ellie sich ziemlich an sie herangekuschelt hatte und wollte sie nicht aufwecken, weshalb sie einfach liegen blieb. Sie schnappte sich vorsichtig ein Buch von ihrem Nachttisch und fing an zu lesen.
Gut eine halbe Stunde später wurde auch Ellie langsam wach und gähnte sanft.

„Morgen, Kleine", lächelte Nat sie an und legt ihr Buch neben sich.
„Ich bin bestimmt 4cm größer als du", protestierte die Jüngere in einem gespielt eingeschnappten Ton und die Beiden mussten kichern.
Ellie schlug die Augen auf und realisiert jetzt erst, dass sie mit dem Kopf auf Natasha's Brustkorb gelegen hatte, weswegen sie mit einem „Oh, entschuldige, bitte!" hochschoss. Nat hielt sie an der Schulter fest und zog sie sanft wieder in ihre ursprüngliche Position.

„Hey, alles gut", beruhigt sie sie.
„Bleib ruhig liegen, du bist angenehm warm."
„Wenn das okay für dich ist, gern", lächelte Ellie und legte ihren Kopf vorsichtig wieder ab.
Ein Weilchen lagen sie noch so da, bis die Brünette irgendwann ins Badezimmer musste.

Als sie wiederkam, hatte Nat sich umgezogen und war nun in Sportbekleidung vorzufinden.
„Ich müsste trainieren, aber wenn du nichts vorhast, kannst du ja ein wenig mitmachen. Ich wollte sowieso nicht so viel machen heute", erklärte die ehemalige Doppelagentin.
„Ist vielleicht eine gute Ablenkung von letzter Nacht", grübelte Ellie, die inzwischen das Ereignis der letzten Nacht wieder eingeholt hatte. „Okay, klar", stimmte sie dann schnell in einer nachdenklichen Stimme zu und fuhr flüchtig fort: „Ich hab sowieso meiner Chefin geschrieben, dass ich heute nicht komme. Das versteht sie."

„Okay, na dann. Willst du Sportzeug von mir haben? Ich denke, wir haben ziemlich die gleiche Größe", fragte die Rothaarige und kramte nach einem Nicken ein Top und Leggings aus ihrem Schrank.
Die Beiden gingen den Flur runter und als sie mit dem Fahrstuhl ein paar Stockwerke gefahren waren, folgte Ellie ihrer Freundin in einen Trainingsraum.

Sie wärmten sich auf und fingen an zu Boxen.
Die Russin war froh, mal eine Partnerin zu haben, denn die meisten ihrer engeren Kollegen weigerten sich, mit ihr zu Boxen. Sie versuchte wirklich locker heranzugehen, aber es war keine Kunst, zu bemerken, dass sie ihrer Partnerin deutlich überlegen war.
Ein paar mal dachte Ellie wirklich, sie hätte die Oberhand im Ring gewonnen doch sobald sie sich freute, war es jedes Mal schon längst wieder andersherum.

Sie hatten bestimmt eine Dreiviertelstunde kontinuierlich gekämpft, als Ellie - schon längst außer Atem und geschafft - etwas übermütig wurde und aus dem nichts einen schwundhaften rechten Haken fliegen ließ.
Nat hatte nicht damit gerechnet, weshalb sie reflexartig Eingriff und Ellie lag schneller auf dem Boden, als sie hätte denken können. Die Rothaarige saß fixierend auf ihr drauf und realisierte, dass diese Reaktion nicht nötig gewesen wäre, weshalb sie sich zu ihrer Freundin herunterbeugte.

„Das wollte ich nicht, tut mir Leid. Geht's dir gut?", fragte sie besorgt, denn normalerweise kämpfte sie nur mit hochtrainierten Agenten.
„Meine Fresse hast du Reflexe. Das war sehr schwungvoll", presste die 21-jährige heraus, die mit ziemlicher Wucht auf ihrem Rücken gelandet war, und fing an zu kichern.

Beim Vernehmen des Lachens ihrer Freundin, entspannte sich Natashas Haltung, dennoch nahm sie den Blick nicht von ihr und so starrten die Beiden sich einen Moment in die Augen.

„Stör' ich bei irgendwas?", kam es auf einmal aus Richtung der Tür und als die beiden jungen Frauen in eben jene Richtung blickten, fanden sie einen über Beide Ohren grinsenden Tony Stark im Türrahmen lehnend vor.
„Nein, gar nicht", brach Nat die gespannte Stille in einem neutralen Ton, aber es war ihr anzumerken, dass die es nicht mit voller Fassung trug.
Sie stützte die Arme rechts und links von Ellie auf, was die 21-jährige Brünette einen Herzschlag aussetzen ließ, drückte sich dann auf ihre Beine und hob auch die noch Liegende an der Taille hoch und auf ihre Beine.