Es war eine windige Sommernacht, weshalb die Vorhänge vor dem offenen Fenster tanzten und das Fenster selbst irgendwann mit einem Knall dem Zug nachgab und zuklappte. Natasha saß augenblicklich kerzengerade in ihrem Bett; allein. Einen Moment blickte sie stumm in den Raum, dann realisierte sie die Quelle des Geräusches. Mit einem lustlosen Gähnen schob sie sich die dünne Decke von den Beinen und schlurfte zum Fenster, um es zu schließen.
Sie warf sie wieder zurück auf das kingsized Bett doch auf einmal war sämtliche Müdigkeit aus ihrem Gemüt verschwunden. Ihre Augen hatten nicht die Intention, zuzufallen und obwohl Natasha nicht wirklich ausgeschlafen war, erhob sie sich, um nicht weiter sinnlos an die Decke starren zu müssen.
Mit dem Geräusch von nackten Füßen auf kaltem, glattem Boden bewegte sie sich über den Gang bis zur Küche.
Die ehemalige Auftragskillerin machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuschalten, denn sie sah im Dunkeln genauso gut und ihre Augen hätten sich erst an die Beleuchtung gewöhnen müssen, also wozu die Zeitverschwendung?
Obwohl sie wusste, dass es ein Fehler wäre, um viertel nach drei in der Nacht Kaffee zu trinken, schaltete sie die dafür vorgesehene Maschine an und bereitete alles vor.Auf einmal hörte sie ein Geräusch hinter sich. Nicht, dass es laut oder besonders signifikant gewesen wäre - es war mehr ein Hauch eines Geräusches, ein Atmen. Natasha nahm es dennoch in seiner Fülle wahr und riss augenblicklich eine Waffe unter der Arbeitsplatte hervor.
Überall im Tower hatte sie unter Möbeln oder dergleichen kleine bis mittelgroße Schusswaffen versteckt und nun zielte sie mit einer davon genau in die Richtung, aus der sie einen akustischen Reiz erhalten hatte.„Hey hey hey, Natasha, ich bin's", riss Ellie - auf die sie die Waffe gerichtet hielt - ihre Hände in die Luft. Sie hatte auf der entgegen gelegenen Seite des Raume auf einer anderen Platte gesessen, mit dem Rücken an die Wand und dem Kopf an die Seite des überdimemsionalen Kühlschrankes gelehnt. Ihre Beine hatte sie ans Kinn gezogen und so saß sie in Embryostellung im Dunkeln.
Die 27-Jährige atmete erleichtert aus, ließ die Waffe achtlos aus ihrer Hand auf die Arbeitsplatte gleiten, unter der sie sie hervor gerissen hatte und widmete sich wieder ihrem Kaffee, als wäre sie nicht eben noch auf voller Gefechtsstation gewesen.
„Du solltest mitten in der Nacht keinen Kaffee trinken, Nat. Dann kannst du nicht mehr einschlafen", riet Ellie, aber Natasha machte sich nicht die Mühe ihr große Aufmerksamkeit zu schenken. Zwar hörte sie zu, doch hatte sie keine Lust, sie ihr zuzuwenden und sie beim reden anzusehen.
„Und warum kauerst Du um die Urzeit in der Küche, wenn Du doch so genau weißt, wie man gut einschläft?", fragte Nat ironisch mit einem Hauch von Verachtung in der Stimme.
„Ich-", überlegte Ellie panisch nach einer plausiblen Erklärung, in der sie nicht zugeben musste, dass sie durch den Jetlag in ihrem alten Rhythmus aufgewacht war und nicht Natashas Privatsphäre bedrängen wollte, in dem sie sie beim Schlafen beobachtete, obwohl sie das durchaus gern getan hätte; in einer sehr simpel bedürftigen Art und Weise, denn sie fand nichts friedlicher als Natasha, wenn diese schlief.
„Ja?", erkundigte die 27-Jährige sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln, denn obwohl sie immer noch angepisst und überfordert von und mit der Situation war, verschaffte es ihr doch eine gewisse Befriedigung, Ellie verlegen zu machen.
„Ach, vergiss es", schloss Ellie das Thema ab.
„Nat, ich glaube, wir müssen uns unterhalten", setzte sie an, obwohl ihr bewusst war, dass weder sie noch ihr Gegenüber darüber reden wollten, aber sie wussten auch beide, dass sie es früher oder später mussten.„Oi, so fängt niemals ein gutes Gespräch an. Müssen wir wirklich?", erkundigte Natasha sich mit dem Hochziehen ihrer linken Augenbraue und einem grimmigen Ausdruck. Sie hatte sich nun doch zu Ellie gewandt, lehnte an der Anrichte und schwenkte ihre Tasse in kleinen Kreisen, sodass der Kaffee darin zirkulierte. Der Geruch des wachmachenden Gebräus, dass so dunkel war, wie der Raum, in dem die Beiden sich befanden verteilte sich in der Luft bis auch Eleanor ihn wahrnahm.
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All die einsamen Leute
Fanfiction„Als ich dich sah, verfiel ich dir. Und du fingst an zu lächeln, weil du es wusstest." plot: Eleanor ist 21 Jahre alt und arbeitet in einem New Yorker Buchladen. Eines Tages trifft sie eine bezaubernde junge Frau, die, wie sie später erfährt, zu den...