III

2.3K 128 11
                                    

Als Eleanor am nächsten Tag wach wurde, war es schon gegen halb Elf. Erst erschrak sie, doch dann fiel ihr ein, dass es Samstag war und sie deshalb erst später zur Arbeit musste. Sie beschloss, nun trotzdem aufzustehen und sich fertig zumachen.

Als sie in der Dusche stand, holten sie die Ereignisse der Vortage ein.
Jonathan und sie hatten Schluss gemacht.
Erst war sie traurig, doch dann merkte sie, dass es sich nicht anders anfühlte. Emotional hing sie schon ein Weilchen nicht mehr an ihm, aber ihr Gewissen hatte es ihr zuvor verboten, mit ihm Schluss zu machen, weil sie bald zwei Jahre zusammen gewesen wären.

Kurz bevor sie das Haus verließ, schnappte Eleanor sich hastig einen Apfel und aß diesen während sie zum Buchladen lief. Normalerweise fuhr sie mit der Straßenbahn oder ihrem Fahrrad, aber da sie heute noch ein wenig Zeit hatte und es draußen sonnig und warm war, wollte sie lieber laufen.

Im Geschäft angekommen, fiel ihr die reizende junge Dame von gestern ein. Sie war jetzt nicht hier, aber eine Person von etwa ihrer Größe und roten Haare quetschte sich an Eleanor vorbei, als diese durch due Tür treten wollte.

„Was hab ich nur mit dem Zettel gemacht, den sie mir gegeben hatte?", fluchte die 21-jährige vor sich hin und durchsuchte planlos ihr Taschen, sodass ihr ihre Kastanienbraunen Haare ins Gesicht fielen.
Bald gab sie auf, machte sich einen lockeren Dutt und ging an die Arbeit. Als sie and die Kasse herantrat, bemerkte sie etwas kleines unter einem Buch, welches sie dort gestern hatte liegen lassen.
Hastig hob sie es auf und fing an zu strahlen. In runden Zahlen konnte sie die gesuchte Nummer auf dem gesuchten Zettel erblicken.

Voller Freude und Zufriedenheit, fing sie nun an zu arbeiten. Ihre Schicht war nicht lang, aber fühlte sich wie eine Ewigkeit an, weil nichts zu tun war.
Auf den Nachmittag kamen ein paar Leute, aber insgesamt war es ein sehr ruhiger Arbeitstag.
Das gab Eleanor die Chance, eine SMS zu schreiben. Was immer sie schrieb, fand sie allerdings so unzureichend, dass sie nichts abschickte.
Als sie den Laden verließ, beschloß sie einfach anzurufen.

Nervös hörte sie dem Tuten des Telefons zu und hoffte, jemand würde rangehen.
„Hallo Ellie", wurde sie auf einmal begrüßt.
Verwundert bliebt sie stehen un bevor sie überhaupt einen Gruß zustande brachte hörte sie sich selbst sagen: „Woher weißt du, wer anruft?"
„Ich geb nur den wenigsten Leuten meine private Telefonnummer und die meisten von denen sind eingespeichert. Weil ich keinen anderen Anruf erwartet habe, dachte ich einfach, wer auch immer jetzt anruft, muss sich mit deinem Namen zufriedengeben", lachte die zauberhafte Stimme am anderen Ende der Leitung.
Eleanor fing an zu grinsen, weil sie sich vorstellte, wie jetzt irgendein Typ hätte anrufen können.
Sie ging weiter und fragte vorsichtig: „Also ich hab jetzt Schluss. Ich weiß das ist sehr spontan, aber willst du vielleicht was trinken gehen?"
„Wahnsinnig gern", kam es nur als Antwort, aber Eleanor war sich sicher, dass sie Natasha grinsen hören konnte.
„Ich bin tatsächlich sogar in der Nähe, also könnte ich in 10 Minuten bei dir sein, wenn du noch am Buchladen bist", gab Natasha zu verstehen und Eleanor machte auf der Stelle kehrt, weil sie schon ein paar Minuten gelaufen war.
„Okay, dann sehen wir uns da", versicherte sie noch und legte schließlich auf.

Nicht lang danach kam Eleanor am Buchladen an, doch zu ihrem Erschüttern, sah sie einen wütenden Johnathan auf sie zulaufen und ihre neue Bekanntschaft war noch nirgends zu sehen.
„Oh hey, wie-", wollte sie gerade ansetzen, da drückte ihr Exfreund sie gegen die Hauswand, vor der die Beiden standen, was Eleanor verstummen ließ.
„Du willst wissen wie es mir geht? Nicht sonderlich gut. So ein freches kleine Miststück hat gestern mit mir Schluss gemacht, das fand ich irgendwie nicht so nett", hauchte sie Johnathan bedrohlich an.

„Wenn du dich jetzt so mit ihr auseinandersetzt, war es sicher die richtige Entscheidung", kam es da auf einmal von der Seite und sowohl Johnathan wie auch Eleanor starrten in die Richtung, aus der die Stimme kam, wobei sie eine kritisch dreinschauende Natasha erblickten.

„Wer bist du denn?", wollte Johnathan ungläubig wissen und lies dabei langsam von seiner Ex-Freundin ab.
„Ich finde nicht, dass dich das was angeht", gab die Rothaarige nur zurück.
Das nicht auf sich sitzen lassen wollend, ging John nur mit erhobenem Zeigefinger auf sie los und wollte ihr dabei anfangen zu drohen.
Doch obwohl er viel größer war als sie, bekam er kaum zwei Worte heraus, weil sie seinen Finger ergriff, sobald er in Reichweite war und ihm diesen einmal um 270° drehte. Nachdem irgendein Gelenk in seiner Hand laut knackte, sank Johnathan in sich zusammen und quiekte auf.

„Komm mit", befahl Natasha, während sie Eleanor, die alles nur sehr verblüfft angesehen hatte, in eine Richtung die Straße hinunter schob.
Als diese sich von ihrem Schock erholt hatte drehte sie sich zu Natasha und stotterte: „Das war ja-"
„Übertrieben?", fragte Natasha auf einmal sehr unsicher, doch Eleanor schüttelte nur den Kopf und gab zurück: „Voll cool. Hatte der wirklich verdient. Er ist manchmal nicht besonders freundlich."

Die beiden lächelten sich an fingen an, über Cafés zu reden, in die sie gehen könnten. Sie einigten sich auf eins und machten sich auf den Weg.

All die einsamen LeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt