Ein leichter Windstoß ließ die dünnen Gardinen vor dem offenen Fenster tanzen. Eleanor und Natasha schliefen nebeneinander in den weiß bezogenen Decken. Das Licht des Mondes fiel herein und strahlte Ellie direkt ins Gesicht, weshalb sie langsam aber sicher wach wurde. Es störte sie nicht, denn die Stimmung war friedlich. Einen Moment lag sie einfach nur da, bewegte nur ihren Brustkorb beim Atmen und ihre Augen beim blinzeln und starrte an die Decke hinauf.
Bald bemerkte sie aber, wie unruhig Natasha neben ihr schlief und wie diese sich immer wieder umher wälzte. Mit einem leicht verzogenen Gesicht, denn obwohl es sich besserte, taten ihre Beine immer noch weh, rollte sich die 21-jährige auf die Seite, um ihre Rothaarige Freundin ansehen zu können. Zwar glänzten ihre Haare im Mondlicht, aber Besagte hatte sich gerade so weggedreht, dass Ellie ihr Gesicht nicht sehen konnte und so setzte sie sich so gut es ging auf.
Natasha schien nicht gut zu träumen, denn sie war enorm unruhig und säuselte immer wieder unverständliche Phrasen vor sich hin. Es hörte sich nach irgendeiner anderen Sprache an. Russisch vielleicht, dachte Eleanor.
Es quälte sie, Nat so sehen zu müssen und so legte sie ihr ihre Hand auf die Schulter. Auf diese Berührung hin, schreckte die Agentin reflexartig mit einem kurzen Aufschrei hoch und saß auf einmal kerzengerade in ihrem Bett. Weil sie sich auf diese Plötzlichkeit hin erschrocken hatte, war Ellies einzige Reaktion, die Hände hochzunehmen und offen vor sich zu halten, wie es jemand tun würde, der von einer Waffe bedroht würde."Hey, Nat, Darling, ich bin's. Alles ist gut", flüsterte Ellie beruhigend. Natasha atmete schnell und flach und starrte in die schwarze tiefe des Zimmers. Eleanor legte erneut langsam ihre Hand auf die Schulter der 26-jährigen, diese blickte direkt zu ihr und starrte sie nun etwas desillusioniert an. Langsam zog Ellie sie immer näher an sich ran und in eine Umarmung. Natasha ließ es zu und rutschte sogar ein Stück mit ihrem Körper an sie heran. So saßen sie nun: Ellie breitbeinig mit ihren Armen um Natasha, der sie sanft immer wieder über die Haare strich, und Nat saß zwischen Ellies Beinen und hatte ihren Kopf in Ellies Halsbeuge vergraben.
Normalerweise ließ Natasha sich nicht so in den Arm nehmen, aber Ellie hatte sie einfach an sich heran gezogen und sie hatte nicht den Versuch unternommen, es zu unterbinden.
"Hast du etwas geträumt, dass dich aufgebracht hat?", fragte Ellie nach einigen Minuten, Beide immer noch in der gleichen Position. Nat zuckte mit ihren Schultern, aber als Eleanor ihr Kinn von Nats Kopf nahm und sie ansah, nickte sie knapp.
"Möchtest du darüber reden?", fragte die 21-jährige und sah sie dabei aufbauend an.
"Eher nicht, denke ich", zuckte die Agentin mit ihren Schultern, fuhr dann aber noch kurz fort: "Hab bloß von meiner Jugend geträumt. War nicht so das glorreichste Kapitel meines Lebens", erklärte sie und sah Ellie dabei nicht an, sondern starrte auf die Decken, die neben den Beiden im Bett lagen.
"Möchtest du wieder schlafen oder vielleicht ein Weilchen wach bleiben oder eventuell sogar aufstehen?", stellte Eleanor die Wahlmöglichkeiten vor.
"Ich denke, ich würde gern einen Moment an die frische Luft", erklärte Nat, die sich nun langsam aufrichtete.
"Auf den Balkon raus oder aus dem Tower raus?", erkundigte sich Ellie, die sich auch aufrappelte, denn sie würde ihre Freundin heute Nacht nicht allein lassen, so aufgewühlt, wie diese eben noch gewesen war. Egal ob sie sich nun etwas beruhigt hatte.
"Weiß nicht. Du siehst aus als wolltest du mitkommen. Dann lieber Balkon", beschloss diese.
"Würdest du lieber allein sein?", fragte Eleanor, innerlich etwas vom letzten Ton Natasha's verletzt.
"Oh, nein, das meinte ich nicht. Wenn ich jetzt allein wach geworden wäre, wäre ich vermutlich boxen oder joggen gegangen, um mich abzulenken, aber es wäre komisch, dich jetzt einfach hier zurückzulassen, das will ich nicht. Ich brauch bloß einen kurzen Umfeldwechsel", beteuerte die Rothaarige, während sie sich einen Pullover überstreifte.
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All die einsamen Leute
Fanfiction„Als ich dich sah, verfiel ich dir. Und du fingst an zu lächeln, weil du es wusstest." plot: Eleanor ist 21 Jahre alt und arbeitet in einem New Yorker Buchladen. Eines Tages trifft sie eine bezaubernde junge Frau, die, wie sie später erfährt, zu den...