XIII

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"Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber Tony fragt nach dir", sagte Steve in einer monotonen Stimmlage von der Seite des Towers. Ellie zuckte bei dem plötzlichen Geräusch zusammen und Natasha schloss für einen Moment die Augen, als hätte man sie bei etwas verbotenem erwischt und sie wüsste, dass sie nun Ärger bekommen würde. Aber dass war nicht der Fall. Steve starrte die beiden einfach weiterhin an und mittlerweile starrte Ellie zurück. Nat sah ihn nicht an, sondern blickte noch einen Moment in Eleanor's weggedrehtes Gesicht und erhob ihren Blick dann.

"Was will Tony?", fragte Natasha mit einem Lächeln, welches Steve zu verwirren schien. Er zuckte nur mit den Schultern und meinte: "Weiß ich nicht genau, schien aber dringend zu sein."

"Ich geh gleich zu ihm, ich bring nur kurz Ellie rein, wegen ihrer Knie", verkündete die Agentin und machte mit ihrem Kopf eine andeutende Geste in Richtung der Knie ihrer Sitznachbarin.

"Oh, mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich komm schon klar. Geh ruhig!", forderte diese sie mit einem ermutigenden Lächeln auf.

"Keine Widerrede, du humpelst schlimmer, als jeder Pirat, dem sein Holzbein geklaut wurde", kommandierte Nat in leicht militantem Ton.

"Ich möchte aber noch einen Moment draußen bleiben", konterte die Brünette in widerwilligem Ton und so gab Nat mit einem sanften Lächeln nach. Sie stand auf, gab dem Mädchen einen sanften Kuss auf die Stirn, der Steve einen misstrauischen Blick verpasste und Ellie selbst aufsehen und lächeln ließ, und ging dann zielstrebig und mit schnellen Schritten zur Tür, wobei sie Steve am Arm packen und mit ziehen musst, weil er sonst verwirrt zurückgeblieben wäre.

Die beiden Avengers verschwanden im Tower und Eleanor drehte sich wieder auf der Bank zurück nach vorne, denn sie hatte ihnen nachgesehen, und blickte in Richtung des Central Park. Sie liebte die riesige Grünfläche. Es schien so surreal einen so großen Park mitten in einer so vollgebauten Stadt zu finden.

Bald setzte sich jemand neben sie. Es war ein Mann, den sie schon einmal im Buchladen gesehen hatte. Sie hatte ihm einen Agatha Cristie Roman verkauft. Welchen genau wusste Eleanor nicht mehr genau. Aber Mord im Orientexpress war es nicht gewesen, so weit war sie sich sicher.

Erst sah der junge Mann ein wenig in der Gegend herum, dann schaute er sie an, dann sah er wieder weg und schließlich schien er sie wiederzuerkennen, was Ellie irgendwie Unwohlsein bereitete, da sie aus offensichtlichen Gründen zur Zeit nicht sonderlich gut auf Männer zu sprechen war. Sie wollte sich eigentlich nicht mit ihm unterhalten, doch es war schon zu spät. Er hatte sich mit kompletter Gestik zu ihr gedreht und angefangen zu reden. Ob sie sich an ihn erinnere, und das wäre ja nicht selbstverständlich, sie habe ja bestimmt viele Kunden und da könne man sich sicherlich nicht jeden merken, ob sie das Buch aus dem Gedächtnis kenne, welches er gekauft hatte, er nannte Titel und Autorin - Agatha Cristie - und dann fuhr er kurz über den Plot fort und bedankte sich schließlich für die Empfehlung dazu und für ihren freundlichen Service. Eigentlich war er sehr freundlich. Etwas langatmig vielleicht, aber freundlich. Jedoch fühlte sich Eleanor so unwohl, dass sie nur ein gezwungenes Lächeln über die Lippen bekam und nach zwei Minuten peinlichsten Schweigens dann gehen wollte. Das war allerdings nicht so einfach. Sie kam mehr oder weniger gut hoch, aber sobald sie stand, tat ihr jeder Schritt weh.

"Alles in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?", fragte der Mann besorgt und verzog dabei das Gesicht, als könne er ihre Schmerzen nachvollziehen.

"Oh, nein, nein, vielen Dank", lehnte Eleanor hastig ab und hob dabei die Hand, als würde sie damit abwinken.

So schnell wie sie konnte, trotzdem recht langsam, machte sie sich auf den Weg zurück zum Tower. Es war von der Entfernung her nur ein Katzensprung, aber die Strecke fühlte sich wie ein Marathon an. Gerade am Eingang angekommen, lehnte sie sich an die große Tür, die aber scheinbar nicht ganz geschlossen wurde, und fiel deshalb auf ihren Knien. Das erschütterte sie so sehr, dass sich ein schmerzhafter Stoß durch all ihre Gliedmaßen zog und sie spitz aufschrie. Der Versuch, den Schrei, durch ihre Handfläche zu dämpfen, war die Rettung, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

All die einsamen LeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt