.•*:。✩𝟗. 𝐀𝐧𝐬𝐩𝐚𝐧𝐧𝐮𝐧𝐠

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Ben

Verwirrt schaute ich Carlie dabei zu, wie sie durch das Haus rannte, dabei einige Male fast ausrutschte und irgendetwas zu suchen schien. Ich zog die Augenbrauen zusammen und rappelte mich vom Sofa auf, um sie, das nächste Mal, wenn sie hier vorbeirannte, aufzuhalten. Das traf schneller als erwartet ein, weshalb ich, etwas überrumpelt, meine Arme ausstreckte, um sie am Vorbeilaufen zu hindern.

„Ben!", jammerte sie. „Lass mich bitte wieder los."
Doch ich ignorierte sie und zog sie stattdessen näher an mich ran.
Ich schaute die Brünette besorgt an, während ihr die Verwirrung auf der Stirn geschrieben war.
„Wieso flitzt du hier herum, als wärst du auf zwanzig Dosen Energiedrink?", lachte ich und kassierte dafür einen beleidigten Blick.
„Schön, dass du so entspannt bist, immerhin kennst du deine Eltern ja, aber ich bin es nicht." Carlie versuchte sich aus meiner Umarmung zu lösen, doch ich hatte sie fest umschlungen, weshalb sie mich nur flehend anschaute. „Ben, ich suche mein Handy, kannst du mich bitte loslassen?"
„Erst will ich, dass du runterkommst, du machst mich damit ebenfalls nervös." Ich schaute sie auffordernd an und lächelte beruhigend. „Und zweitens will ich erst einen Kuss, dann helfe ich dir auch suchen." Natürlich schlich sich ein schelmisches Grinsen auf meine Lippen, weshalb Carlie ihre Augen verdrehte.
„Manchmal bist du ein Idiot, Benjamin." Doch glücklicherweise erfüllte sie mir meinen Wunsch und legte ihre Arme um meinen Nacken, ehe sie sich etwas streckte, um mir einen Kuss zu geben.
Zufrieden grinste ich in den Kuss hinein und als sie sich wieder von mir löste, hielt ich mein Wort und ließ Carlie wieder los.

„Übrigens liegt dein Handy auf dem Sofa", flüsterte ich, nachdem sie kurz davor war, ihre Suche fortzusetzen.
„Du wusstest es und hast nichts gesagt?", jammerte die Brünette theatralisch, während ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
„Ich hasse dich, Benjamin", antwortete sie beleidigt und lief zum Sofa, um ihr Handy zu holen.
„Nein, tust du nicht", antwortete ich selbstsicher und lief ebenfalls zum Sofa.
„Nein, tu ich nicht, aber-" Carlie schaute mich mit ernster Miene an, „Ich muss dich jetzt alleine lassen, weil ich mich fertig machen möchte, bevor wir zu deinen Eltern fahren."

Ich konnte mir ein Schmollen nicht verkneifen, doch sie lief bereits in Richtung der Treppe, um ins Schlafzimmer zu gehen.
„Ich kann auch mitkommen, dann musst du mich hier nicht alleine lassen!", rief ich ihr hinterher, weshalb sie sich umdrehte und mir einen Vogel zeigte.
„Vergiss es, ich will pünktlich fertig werden." Daraufhin ließ ich sie gehen, immerhin würde sie viel länger brauchen als ich, weshalb ich sie erstmal in Ruhe machen ließ.

Knapp eine halbe Stunde später, ging ich ebenfalls nach oben, um mir etwas Anständiges anzuziehen. Als ich die Tür öffnete, bekam ich erstmal einen Schock, weil über all auf dem Bett verteilt, irgendwelche Kleidungsstücke lagen.
„Was hast du denn hier veranstaltet?", fragte ich sie lachend, doch dass ihr nicht zu Lachen zumute war, konnte ich ihr deutlich ansehen. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, während sie mich verzweifelt mit großen Augen anschaute.
„Hey, was ist los?" Ich ging auf Carlie zu und zog sie an mich.
„Ich weiß nicht, was ich anziehen soll, immerhin will ich einen guten ersten Eindruck hinterlassen und ich habe Angst, dass sie mich nicht mögen werden", ratterte sie im Rekordtempo herunter, sodass ich mir schwertat, überhaupt etwas zu verstehen.

Wir hatten einige Tage gewartet, doch dann hatte Carlie behauptet, dass sie bereit wäre, meine Eltern kennenzulernen, weshalb meine Mutter uns kurzerhand zum Essen eingeladen hatte. Doch ich hatte bereits gestern Abend gemerkt, dass meine Freundin vor Anspannung fast umkippte, zusätzlich hatte sie die Nacht kaum ein Auge zugedrückt. Vermutlich dachte sie, dass ich davon nichts mitbekommen hatte, doch natürlich tat ich es.
„Mach dir wirklich keine Sorgen", beteuerte ich erneut. „Meine Eltern werden dich lieben, glaub mir."
Daraufhin lächelte Carlie leicht und ich half ihr, etwas zum Anziehen zu finden, ehe ich mich um meine Klamottenwahl kümmerte.

Knapp eine Stunde später fanden wir uns im Auto wieder. Carlie war immer noch nervös, doch das konnte ich ihr nicht verübeln. Auch ich war ziemlich nervös, was ich aber versuchte mir nicht anmerken zu lassen. Ansonsten würde Carlie vermutlich komplett durchdrehen.
Vermutlich sorgte das Schweigen während der Autofahrt nicht gerade dafür, dass die Anspannung sich löste, doch in meinem Kopf herrschte ein gewaltiges Chaos, was es mir nicht erlaubte, ein normales Gespräch zu führen.

„Wir sind da", sagte ich, als wir vor dem Haus meiner Eltern zum Stehen kamen. Carlie riss ihre Augen auf und schaute mich überrascht an.
„Schon?" Sie runzelte mit der Stirn und ich nickte.
„Wollen wir rein?", fragte ich, doch Carlie begann mit dem Kopf zu schütteln.
„Ben, ich kann das nicht." Sie atmete tief durch und schloss dabei die Augen, weshalb ich nach ihrer Hand griff.
„Doch, du kannst das. Ich bin doch da."
Carlie öffnete ihre Augen und atmete tief durch, ehe sie nickte.

Wir stiegen beide aus dem Auto aus, ehe ich den Kofferraum öffnete, um die Gastgeschenke für meine Eltern herauszuholen. Carlie nahm mir den Blumenstrauß für meine Mutter ab, während ich die Flasche Wein für meinen Vater in der Hand hielt. Nachdem ich den Kofferraum wieder geschlossen hatte, griff ich mit der freien Hand nach Carlies und zog sie zur Tür.
„Willst du klingeln?", fragte ich, doch sie antwortete mir nicht und tat es einfach.
Ich lächelte ihr nochmals aufmunternd zu, da öffnete sich auch schon die Tür und meine Mutter stand mit einem breiten Grinsen vor uns.

PAPER RINGS - ben chilwellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt