Carlie
Es war Ben, der an jenem Vormittag die Tür geöffnet hatte. Wir waren beide noch im Bett gewesen, schließlich hatte Ben an diesem Tag erst Nachmittags Training gehabt, während ich keine Vorlesungen hatte. Während Ben die Tür geöffnet hatte, hatte ich mir schnell noch einen von Bens Hoodies übergezogen, ehe ich ebenfalls nach unten gehen wollte. Schon von weitem hörte ich eine aufgebrachte männliche Stimme und ich sah, dass mein Freund völlig überfordert da stand und sich nicht bewegte.
Umso näher ich der Haustür kam, desto mehr verstand ich, was der Mann sprach, um dann schließlich zu realisieren, wer da gerade so ausflippte.„Ach du Scheiße”, murmelte ich, als ich das wütende Gesicht meines Vaters sah. Ben starrte den Mann derweilen nur mit großen Augen an. Ich griff nach seiner Hand, als ich mich neben ihn stellte, da er ziemlich blass geworden war und ich versuchte ihn damit irgendwie zu helfen.
„Carlie Edwards!” Nun hatte der ältere Mann mich entdeckt, was ihn dazu brachte, nicht mehr Ben irgendwelche Dinge an den Kopf zu werfen, sondern sich direkt an mich wendete. „Da sind deine Mutter und ich gerade zu deiner Wohnung gefahren, nur um dann von Leonie zu erfahren, dass du dort nicht mehr wohnst, sondern bei diesem Kerl!” Seine Stimme war laut und vermutlich hallte diese gerade durch das gesamte Haus. Ich sah, wie meine Mutter im Hintergrund stand und empört ihren Kopf schüttelte.Ich musste schlucken und ich traute mich in diesem Moment nicht meinen Freund anzuschauen, der vermutlich noch viel überforderter war, als ich in diesem Moment.
„Dad, ich kann das erklären”, murmelte ich leise, denn zugegeben war ich ziemlich eingeschüchtert. „Aber bitte hör auf so herumzuschreien.” Meine Stimme war zerbrechlich, weshalb Ben mit seinem Daumen leicht über meine Hand strich.
„Sag mir nicht, was ich tun soll!”, schrie er diesmal noch aufgebrachter, weshalb sowohl Ben als auch ich zusammenzuckten.
„Sir, ich-”, fing Ben an, doch mein sturer Vater unterbrach ihn sofort.
„Du, mein Freundchen, bist lieber ganz still. Ich rede hier mit meiner Tochter.”
„George.” Nun war es meine Mutter, die sich zu Wort meldete.„Beruhig’ dich bitte.” Sie legte ihre Hand auf seine Schulter, doch dieser trat zur Seite, damit sie ihre Hand wieder wegziehen musste.„Unsere Tochter hält es nicht mal für notwendig, uns zu sagen, dass sie einen Freund hat und bei diesem Idioten wohnt. Ich beruhige mich nicht!” Er schüttelte hektisch den Kopf und schaute Ben mit bösem Blick an.
„Weißt du, du kannst gerne sauer auf mich sein, aber hör auf, Ben zu beleidigen.” Mittlerweile hatte ich mich etwas gefangen. „Und anstatt hier so einen Aufstand zu machen, solltet ihr vielleicht mal darüber nachdenken, wieso ich euch nichts erzählt habe.” Ich trat einen Schritt nach vorne, weshalb ich die Hand meines Freundes loslassen musste.
„Wahrscheinlich, weil du dich für deinen Freund schämst. Deine Männerwahl ist nämlich absolut scheußlich, das sind nämlich immer totale Weicheier.” Mein Vater ließ es sich nicht nehmen, wieder gegen Ben zu sticheln, dass dieser sich nicht verteidigte, war für meinen Vater Bestätigung genug, dass er mit seiner Aussagen recht hatte.„Hör auf jetzt!”, schrie ich. „Ich habe sowas die Nase gestrichen voll, dass du mich immer nur kritisierst, anstatt die Fehler mal bei dir zu suchen.” Mein Herz pochte, denn ich war verdammt wütend.
„Carlie”, sagte meine Mutter und ich erkannte, dass sie ziemlich verletzt war.
„Mum, es tut mir leid, aber ich weiß genau, dass euch es nicht passt, dass ich glücklich mit Ben bin.”
„Das stimmt doch nicht.” Meine Mutter schüttelte den Kopf.
„Und ob das stimmt!”, schrie ich, wobei meine Stimme mittlerweile zu zittern begann. „Wann habt ihr das letzte Mal gefragt, wie es mir geht? Wann?”Nun schwiegen beide und ich war währenddessen kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich zitterte und atmete viel zu schnell. Das schien auch Ben zu bemerken, der seinen Arm um mich legte, ehe er sich räusperte.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie jetzt gehen.” Bens Stimme war ernst und auffordernd.Mein Vater wollte etwas erwidern, doch meine Mutter hinderte ihn daran und zog ihn nach hinten.
„Das Thema ist noch nicht gegessen, junge Dame!”, sagte er und kniff die Augen zusammen, während meine Mutter ihn in Richtung Auto zog.Ben zog mich näher an sich und wir beobachteten meine Eltern dabei, wie sie in das Auto stiegen und das dabei nicht aus den Augen ließen. Erst als die Beiden nicht mehr in Sichtweite waren, löste er sich von mir, nur um kurz darauf die Tür wütend zuzuknallen.
Dann blieb er stehen, schaute mich mit einem verletzten Blick an und atmete tief durch. „Wie geht es dir?”, fragte er bloß und sein Blick wanderte durch den Eingangsbereich. Es war so, als wollte er mir nicht in die Augen schauen, weshalb ich erstmal schlucken musste.
„Ich weiß es nicht”, gestand ich wahrheitsgemäß und schaute niedergeschlagen auf den Boden.„Carlie, ich weiß, dass das gerade ziemlich viel war, aber-”, fing Ben an und kam einen Schritt auf mich zu. „Ach vergiss es.” Ich hob meinen Blick und sah, wie er eilig den Kopf schüttelte. Anschließend drückte er mir einen hektischen Kuss auf den Scheitel und verschwand daraufhin in die Küche.
Vermutlich würde er sich jetzt Frühstück machen, doch ich würde jetzt unmöglich etwas herunterbekommen. Denn diese Diskussion mit meinen Eltern, war erstmal genug zu verdauen.
Auch wenn ich wusste, dass das für Ben ebenfalls nicht einfach war, und ich vielleicht mit ihm darüber reden sollte, entschied ich mich dazu, mich wieder in das Bett zu legen. Mir war unglaublich übel und vor allem zum Heulen zumute.
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PAPER RINGS - ben chilwell
Fanfiction━━ 𝗣𝗔𝗣𝗘𝗥 𝗥𝗜𝗡𝗚𝗦 💍 Ein Paar, wie aus dem Bilderbuch- doch vielleicht sind sie nicht so perfekt, wie alle denken. TEIL 2 DER PAPER-REIHE © CHVRZLLY, 2021