.•*:。✩𝟐𝟕. 𝐒𝐜𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞𝐧𝐬𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧

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Carlie

Langsam begann ich zu verzweifeln.
Einen Blick auf die Uhr werfend, wartete ich darauf, dass Ben nach dem Training nach Hause kam.
Es war mittlerweile bereits der dritte Tag in Folge, an dem er kaum zu Hause war, geschweige denn, mit mir Zeit verbrachte.

An sich hatte ich keine Probleme damit, schließlich hatte jeder von uns ein Privatleben, doch immer wieder gab er mir nur kurze und undeutlich Antworten, wenn ich ihm nach seinem Tag fragte.

Gelangweilt öffnete ich den Kontakten meiner besten Freundin und drückte auf das Telefonsymbol. Zunächst schien niemand den Anruf entgegenzunehmen, bis sie tatsächlich doch an ihr Telefon ging.
„Was gibt's?“, fragte sie, während ich im Hintergrund eine Frau irgendetwas erzählen hörte, doch diese Stimme wurde immer leiser.

„Wo bist du?“, fragte ich verwirrt, da ich glaubte, dass sie irgendetwas von Blumen erzählt hatte.
„Einkaufen“, antwortete sie bloß. „Also, wieso rufst du an?“
„Ich wollte bloß fragen, ob du Lust hast, mit mir etwas zu unternehmen?“, murmelte ich leise, irgendwie hatte ich bereits eine Vorahnung, was kommen würde.

„Du, Carlie, an sich, immer gerne, aber gerade ist es wirklich schlecht.“ In Leonies Stimme war eine gewisse Art von Unsicherheit, die mich etwas stutzig machte.

„Ach so, okay. Macht nichts“, antwortete ich ihr mit einem leichten Lächeln. Natürlich fand ich es schade, doch ich konnte immerhin nicht erwarten, dass sie immer für mich Zeit hatte.

Nachdem ich aufgelegt hatte, hatte ich mir eine Weile lang Gedanken gemacht, was ich gegen meine Langweile tun konnte, weshalb ich mich entschied einen kleinen Spaziergang zu machen.

Doch schnell wurde mir klar, dass aus meinem kleinen Spaziergang eher eine kleine Shoppingtour wurde. Ich lief so ziemlich in jeden Laden herein, der mich auch nur ansatzweise ansprach, schaute mich um und probierte einige Sachen an.

„Carlie?“, hörte ich auf einmal eine Stimme, die mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. Die Stimme kam mir bekannt vor, doch erst, nachdem ich mich umgedreht hatte und in das Gesicht der Blonden geschaut hatte, konnte ich diese auch zuordnen.

„Amy, hey!“, begrüßte ich sie mit einem Lächeln. Sie erwiderte dies, ehe für einen Moment, eine unangenehme Stille herrschte.

„Alleine unterwegs?“, fragte ich sie deshalb, woraufhin sie nickte.
„Ja, du auch?“, stellte sie die Gegenfrage, welche ich bejahte.

So kam es, dass wir eine Weile gemeinsam durch die Gegend schlenderten. Natürlich kamen wir so auch ins Gespräch und ich lernte Amy, die ich bisher eher nur aus Erzählungen kannte, besser kennen.

„Und wie geht es Declan?“, erkundigte ich mich nach einer Weile. Seit der Party hatte ich nichts mehr von ihm gehört, ob Ben im Kontakt zu ihm stand, wusste ich nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sich diese Freundesgruppe mehr und mehr auseinander lebte.

Amys Lächeln verschwand langsam, als ich den Namen des Fußballspielers erwähnte.
„Keine Ahnung, zwischen uns läuft es momentan nicht so gut“, gestand sie, schaute auf den Boden. „Eigentlich schon länger nicht mehr.“

Mein Mund formte sich zu einem 'O' und ich wusste in dem Moment nicht wirklich, was ich sagen sollte.
„Das wusste ich nicht“, murmelte ich. „Auf der Party schien zwischen euch aber alles in Ordnung zu sein.“

Amy lachte.
„Eigentlich bin ich überhaupt nur mitgekommen, weil Declan mir vorgeworfen hatte, dass wir nie etwas gemeinsam unternehmen würden, – ich nicht seine Freunde kennenlernen wollte.“

Ich nickte verstehend.
Damit hatte Amy nicht ganz unrecht, schließlich hatten wir sie bis daher nie zu Gesicht bekommen. Dabei waren Declan und sie schon länger zusammen, als Ben und ich. Nicht mal auf einem seiner Spiele hatte man sie gesehen.

Amy war für lange Zeit förmlich ein Geist. Ich hatte nicht mal eine Ahnung, ob die Öffentlichkeit von Declans Beziehung wusste. Wie konnte sie sich all die Jahre so verstecken?

„Ich meine, er hatte recht – das lag, um Gottes willen, nicht an euch“, erzählte die Blonde weiter. „Aber ich habe mich irgendwie nie wohlgefühlt, in dieser Fußballwelt. Ich wollte unerkannt bleiben und das funktioniert wohl am besten, wenn keiner weiß, wer ich bin.“

„Ja, die ist hart“, antwortete ich nachdenklich. „Ich verstehe dich schon.“
Auch, wenn ich in diesem Moment Verständnis für sie zeigte, verstand ich auch Declan, der seine Freundin anderen vorstellen wollte. Doch ich wusste genau, wie Amy sich fühlte, schließlich war ich auch kein Fan dieser ungewollten Aufmerksamkeit.

„Declan verdient etwas Besseres. Jemanden, der mit diesem Leben, mit dieser Aufmerksamkeit umgehen kann.“ Amy lächelte schwach. „Nur, das will er noch nicht so ganz einsehen.“

Ich musste Schlucken. Harte Worte.
Etwas überfordert zog ich die Augenbrauen zusammen, was Amy zum Lachen brachte.
„Ach, du bist wirklich eine Süße. Ben kann sich glücklich schätzen.“ Sie umarmte mich, woraufhin ich etwas überrumpelt war. Doch ich erwiderte jene Umarmung.

„Ich glaube, wir passen ganz gut zueinander“, lachte ich, während mir das Blut in die Wangen schoss. Manchmal, wenn es um Ben und mich ging, verhielt ich mich immer noch, wie ein verliebter Teenager. Teilweise war das Ganze ziemlich peinlich.

Amy und ich gingen gemeinsam noch eine Kleinigkeit essen, ehe wir uns voneinander verabschiedeten.

Ich war glücklich darüber, nicht den Tag alleine verbracht zu haben, aber gleichzeitig wurde mir klar, dass nicht jede Beziehung für die Ewigkeit bestimmt war.

Nichtsdestotrotz kam ich mit einem kleinen Grinsen nach Hause, doch dieses verschwand, als ich bemerkte, dass Ben immer noch nicht zu Hause war.

Ich hatte keine Ahnung, wo er sich in den letzten Tagen herumtrieb, und wahrscheinlich war es gerade diese Unwissenheit, die mich unwohl fühlen ließ. Dabei hatte ich gedacht, dass von nun an, alles besser laufen würde.

PAPER RINGS - ben chilwellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt