.•*:。✩𝟐𝟗. 𝐦𝐢𝐬𝐬𝐭𝐫𝐚𝐮𝐞𝐧

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Carlie

„Ich glaub's ja nicht", begrüßte ich meine beste Freundin ungläubig. „Dich gibt's auch noch." Ich lachte, als die Blonde mich verwirrt anschaute.

„Du bist in letzter Zeit ziemlich beschäftigt. Ich habe dich ewig nicht mehr gesehen", erklärte ich meine vorangestellte Aussage, weshalb Leonie einen verstehenden laut von sich gab.

„Ja, viel zu tun. Immer unterwegs." Sie begann zu grinsen. Nun war ich diejenige, die sie verwirrt anschaute.
Doch ich fragte nicht weiter nach.
In den letzten Tagen sprach sowieso nur jeder in Rätseln. Vielleicht war ich auch nur zu blöd, um die kryptischen Erzählungen zu verstehen.

„Übrigens", begann ich zu erzählen, während wir den Gang entlang liefen, „habe ich gestern Amy getroffen." Daraufhin erzählte ich ihr von dem gestrigen Tag, wobei ich ihr verschwieg, dass ich ein wenig sauer auf Ben war.

„Schöner Mist", murmelte sie, lächelte mir dann sanft zu. „Ich muss jetzt los, wir sehen uns." Mit einer Umarmung verabschiedete sich meine beste Freundin und lief mit schnellen Schritten in Richtung ihres Vorlesungssaales.

Auch ich befand mich kurz darauf in meiner Vorlesung, wobei sich meine Gedanken jedoch um etwas ganz anderes drehten.

So konnte es nicht weitergehen.
Schnell schrieb ich Ben eine Nachricht und fragte ihn, ob wir nach seinem Training etwas gemeinsam unternehmen wollten. Ich hatte keine Ahnung, ob und wann er antworten würde, denn ich blickte bei seinen Terminen nie durch.

Doch schnell erfolgte die Ernüchterung, als er mir schrieb, dass er eigentlich zu Mason wollte. Mittlerweile glaubte ich, dass Mason und er zusammen waren, - und nicht wir.

Ich versuchte mir einzureden, dass alles in Ordnung war und er mir nicht aus dem Weg ging. Dass er nur etwas Zeit mit seinen Freunden verbringen wollte, doch es fiel mir schwer, meinen eigenen Gedanken Glauben zu schenken.
Am liebsten würde ich mich meiner besten Freundin ausheulen, doch sie schien ja ebenfalls anderweitig beschäftigt zu sein, sodass ich diese Gedanken nun mit mir selbst auskämpfen musste.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich vorher mit irgendjemanden darüber geredet hätte. Denn ich hatte keine Ahnung, ob das, was ich gerade tat, sinnvoll war.

„Carlie?", fragte mich Mason verwirrt, als ich vor seiner Tür stand. Da ich keine Ahnung, wann das Training enden würde, war ich auf gut Glück hingefahren und tatsächlich war Mason bereits zu Hause.

„Hey", begrüßte ich ihn mit einem sanften Lächeln. „Ist Ben bei dir?"
Ich war nervös und ich hatte keine Ahnung, wieso. Immerhin hatte ich keinen Grund Ben in irgendeiner Weise zu Misstrauen, doch anscheinend war es mein Bauchgefühl, welches mich zu Mason geführt hatte.

„Nein", murmelte er leise, schaute sich nachdenklich um. „Aber ich glaube, er wollte gleich kommen." Mason kratzte sich am Hinterkopf, während er keine Ahnung hatte, worauf er seinen Blick richten sollte. Er war so ein unfassbar schlechter Lügner.

„Cool, kann ich bei dir warten? Ich muss dringend etwas mit ihm besprechen, wenn er ja gleich herkommt, sollte es ja kein Problem sein, oder?"

Keine Ahnung, was in diesem Moment in mich gefahren war; wieso ich eine Bestätigung wollte, dass Mason die Wahrheit erzählte.

„Ich wollte jetzt eigentlich noch duschen, bevor Ben kommt", plapperte mein Gegenüber.
„Dein Ernst?" Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Okay, setze ich mich halt vor deine Haustür und warte hier draußen."

So schnell ließ ich mich nicht abschütteln.
„Du bist ein kleiner Dickkopf", grummelte Mason und machte einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte.

„Geht doch, danke." Triumphierend grinste ich, ehe ich meine Schuhe auszog und in sein Wohnzimmer lief.

„Sag mal, Mase", fing ich an. „Warum geht Ben mir so aus dem Weg?"
Ich setzte mich auf seine Couch und schaute ihn auffordernd an.

„Keine Ahnung?" Es klang mehr wie eine Frage. „Aber ich bin mir sicher, er geht dir nicht aus dem Weg, Carlie." Mason ging einige Schritte aus dem Zimmer, kam dann jedoch zurück. „Wenn es an der Tür klingelt, kannst du sie ja öffnen. Ist dann wahrscheinlich Ben. Ich bin duschen."

Na, immerhin war das mit dem Duschen nicht gelogen. Ungeduldig wartete ich darauf, dass sich etwas tat, doch die Zeit verging wie im Schneckentempo.

Es vergingen knapp zehn Minuten, bis sich etwas tat. Doch es war nicht die Türklingel, sondern das Aufschließen eines Schlüssels.

„Was machst du denn hier?", fragte Leonie irritiert, als sie mich auf der Couch sitzen saß.
„Warten", antwortete ich ihr bloß, während sie mich skeptisch musterte.

Noch bevor sie etwas darauf erwidern konnte, tauchte Ben hinter ihr auf.
Er sah ziemlich gestresst aus, doch als er mich entdeckte, fing er an zu lächeln.

„Was machst du hier?" Er fragte genau dieselbe Frage, wie Leonie, doch nicht ganz so skeptisch, stattdessen kam er auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Du riechst", murmelte ich nachdenklich, „nach Essen."
„Zum Anbeißen meinst du?", witzelte er, doch dann sah er meinen ernsten Gesichtsausdruck. „Dir kann man auch nichts verheimlichen, oder?" Ben lachte.
„Ja, ich war etwas essen, aber verrate es bloß nicht Tuchel."

„Was soll sie nicht Tuchel verraten?" Es war Mason, der aus der Dusche kam und gerade seine Haare mit einem Handtuch abtrocknete. Misstrauisch musterte ich Ben. Entweder war er ein unfassbar guter Lügner, - im Gegensatz zu Mason, oder er sagte die Wahrheit.

„Ach nichts", antwortete Ben Mason, richtete seinen Blick dann aber wieder auf mich. „Aber jetzt sag mal, was du hier machst."

„Du meintest, du wärst mit Mason verabredet und -", fing ich an, während ich im Augenwinkel sah, wie sich Leonie und Mason ausgiebig begrüßten, weshalb ich das Gesicht verzog.

„Hast du Sehnsucht nach mir?" Ben hob neckend eine Augenbraue, weshalb ich ihn boxte.
„Ja, vielleicht." Ich schmollte. „Weil du in den letzten Tagen ein totaler Idiot warst und mir aus dem Weg gegangen bist."

„Tut mir leid, aber-" Seine Stimme wurde etwas leiser, „der morgige Tag gehört uns beiden, okay?" Ben begann zu strahlen und ich glaubte, in diesem Moment ein verschmitztes Grinsen von Leonie und Mason zu sehen.

PAPER RINGS - ben chilwellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt