.•*:。✩𝟓. 𝐒𝐜𝐡𝐥𝐚𝐠 𝐚𝐮𝐟 𝐒𝐜𝐡𝐥𝐚𝐠

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„Ben, du bist dran!” Wir saßen auf dem Sofa und spielten Karten, doch mein Gegenüber schenkte dem Spiel kaum Aufmerksamkeit, starrte mich stattdessen mit einem breiten Grinsen an.
„Was ist? Ben, du musst eine Karte hinlegen.” Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, als er nicht reagierte und deutete auf die Karten in seiner Hand.
„Ich habe eine hübsche Freundin”, sagte er und legte seine Karten vor ihn ab. „Da waren einige meiner Teamkollegen ziemlich beeindruckt.”
Etwas überfordert, fing ich an zu schmunzeln.

„Sehr witzig, jetzt spiel schon weiter!” Ich hatte so gute Karten auf der Hand, dass ich unbedingt, weiterspielen wollte, außerdem glaubte ich seine Aussage nicht, immerhin waren diese ganzen anderen Spielerfrauen doch viel hübscher als ich.
„Ich mein es ernst, Carlie. Weißt du, wie oft Fußballer schon versucht haben, die Freundinnen ihrer Teamkollegen auszuspannen?” Ben griff nach seinen Karten und legte eine auf den Stapel.
„Du scheinst deinen Mannschaftskollegen aber zu vertrauen”, sagte ich ironisch, was Bens Miene verhärten ließ.
„Tue ich doch, aber-”, fing er an, jedoch unterbrach ich ihn.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du so darüber denkst, wäre ich gar nicht aufgetaucht.” Ich wusste, dass es eine bescheuerte Idee war.

„So meinte ich das doch gar nicht.” Ben stöhnte auf, schmiss seine Karten vor sich und fuhr sich gestresst durch die Haare.
„Alles gut, lass uns einfach das Thema wechseln.” Die Stimmung war angespannt und ich wollte nicht, dass das Ganze in einem Streit endete.
„Okay, aber ich habe keine Lust mehr weiterzuspielen. Du gewinnst doch sowieso immer.” Ben fing an zu schmollen, was mich zum Lächeln brachte.
„Ach, du lässt mich nicht immer absichtlich gewinnen?”, witzelte ich, was ihn dazu brachte, sich in meine Richtung zu beugen.
„Das wirst du nie erfahren”, flüsterte er und fing daraufhin an zu grinsen. Wir brachen in Gelächter aus.

Ich streckte mich und konnte mir auch ein Gähnen nicht verkneifen.
„Bin ich so langweilig?”, sagte er, nachdem er ebenfalls gähnen musste.
„Nein, ich hatte bloß keinen Kaffee heute Mittag”, antwortete ich wahrheitsgemäß, zudem war die Uni auch so einschläfernd gewesen.
„Ich kann dir einen machen”, fragte er, doch ich schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist schon zu spät.” Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war mittlerweile schon kurz nach sechs. „Vielleicht sollten wir uns lieber etwas zu essen machen.”

Ben nickte und stand sofort vom Sofa auf, was ich ihm gleich tat.
Zugegeben würde ich es vermissen von Leonie bekocht zu werden, denn auch, wenn Ben zumindest probierte, etwas zu kochen, konnte sein Essen nicht mit dem meiner besten Freundin mithalten.

Ich war gerade dabei, Gemüse zu schneiden, als mein Freund sich plötzlich räusperte. Fragend hob ich meinen Blick von dem Schneidebrett, während er mich nachdenklich anschaute.
„Ist was?”, fragte ich und legte das Messer beiseite.
„Also”, fing er an und fuhr sich mit seiner Hand über das Gesicht. „Meine Mutter hat letztens nach dir gefragt und ich denke, jetzt wo wir planen zusammenzuziehen, wäre die Zeit gekommen, dich meiner Familie vorzustellen.” Er schaute mich abwartend an, wartete auf einer Reaktion meinerseits, doch ich stand wie angewurzelt da. Zwar waren wir mittlerweile schon einige Monate zusammen, doch waren unsere Eltern nie ein ernsthaftes Gesprächsthema gewesen.

Als es mir langsam dämmerte, mittlerweile stand ich mit weit aufgerissenen Augen vor da, fing ich an zu stottern.
„Oh mein Gott”, schrie ich und schlug mir daraufhin die Hand vor den Mund. Ben war währenddessen zusammengezuckt und schien durchaus verwirrt zu sein.
Ich begann in der Küche auf und abzulaufen und raufte mir durch die Haare.
Natürlich wollte ich seine Eltern kennenlernen, das stand keineswegs infrage, dennoch ergriff mich die Panik.
Wie kam er auch darauf, so etwas zu fragen, während ich Gemüse schnitt? Ich wollte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich das Messer nicht weggelegt hätte. Vermutlich hätte ich mir in die Hand geschnitten.

Ich hatte das Verlangen aufzuschreien, doch stattdessen versuchte ich mich zu beruhigen, indem ich tief ein und ausatmete.
„Hör bitte auf auszuflippen. Das überfordert mich”, sagte Ben und lachte nervös auf, nachdem ich immer noch vollkommen überfordert in der Küche stand und mir verzweifelt über das Gesicht fuhr. Er schritt auf mich zu und legte meine Arme um mich, ehe er mir beruhigend über den Rücken strich.
„Wenn es dir zu früh ist, können wir auch warten.” Ich beruhigte mich allmählich und schüttelte leicht den Kopf.
„Nein, ich will deine Eltern kennenlernen, das ist nicht das Problem.” Ein Seufzen entwich mir.
„Sondern?” Er wirkte durchaus besorgt und ich suchte nach den richtigen Worten.

„Das ist alles so viel auf einmal.” Ich drückte mich näher an ihn. „Außerdem, was ist, wenn sie mich nicht mögen werden?”  Es fühlte sich so an, als würden wir die verpasste Zeit, aufgrund unserer beider Unfähigkeit, den ersten Schritt zu machen, aufholen wollten. Anders konnte ich mir die vielen Ereignisse in der kurzen Zeit nicht erklären. Zwar fühlte sich jeder dieser Schritte richtig an, jedoch war das alles zu viel für meine Nerven.

„Carlie”, murmelte er. „Du machst dir immer viel zu viele Gedanken.” Ich löste mich aus der Umarmung und schaute ihn    verlegen an. „Es gibt gar keinen Grund, wieso sie dich nicht mögen könnten.” Er lächelte mir aufmunternd zu und legte eine Hand auf meine Schultern.
Ich nickte verstehend und begann ebenfalls zu lächeln.
„Danke fürs beruhigen.”

Natürlich hatte ich immer noch Angst davor, seine Eltern kennenzulernen, doch gleichzeitig wusste ich auch, dass ich mir die Dinge wieder schlimmer ausmalte, als sie werden würde.
Mir war jedoch auch klar, dass meine Familie ihn ebenfalls noch kennenlernen musste und davor graute es mir jetzt schon.

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Na, vermisst eigentlich schon jemand Drama? Ich habe irgendwie das Gefühl Gefühl, dass es teilweise echt kitschig ist, aber naja... 😼

PAPER RINGS - ben chilwellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt