19. Fünf Monate

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Das Karma schlägt immer irgendwann zu.

Es ist nur eine Frage der Zeit.

Irgendwann wird sich immer das Blatt wenden. So kann ein immer fleißiger Schüler plötzlich nicht mehr fleißig sein. Die Noten sinken auf einen Schlag, dabei aus völlig unterschiedlichen Gründen.

Davon kann wohl Jungkook mittlerweile einen Song schreiben. Von einem Einserschüler, gefallen auf einen Fünfer- und Sechserschüler.

Und das alles nur, weil er seiner großen Liebe vertraut und sich ihm hingegeben hat. Vielleicht wollte er den Sex nicht, aber die Zweisamkeit hat er sehr wohl genossen.

Er hat die Nähe und Wärme zu Taehyung geliebt, für Jungkook war es bis zu einem gewissen Punkt das schönste Date, was er sich hätte vorstellen können.

Doch als Taehyung ihn rausgeschmissen hat, das war der Punkt, an dem das Karma zugeschlagen hat. Das war der Moment, als sein doch so angenehmes Leben ein Ende nahm.

Jetzt ist er schwanger, hat schlechte Noten und sein Vater steht ihm im Nacken. Denn gerade wird er von ihm angeschrien, was für ein misslungener Sohn er sei.

Dabei versucht er hoffnungslos die Worte seines Vaters nicht zu sehr an sich ranzulassen, den das Baby merkt den Stress. Es merkt genau, wenn es Jungkook nicht gut geht und das kann sich fatal auf das Ungeborene ausüben.

"Wieso lernst du nicht mehr?! Wieso schreibst du nur noch null Punkte?! Wieso schwänzst du die Schule?! Rede gefälligst mit mir, Jeon Jungkook!", brüllt dieser und schlägt mit der Faust auf den Tisch.

Erschrocken zuckt der Schüler zusammen, damit hat er nicht gerechnet. Auch er ist am Ende. Sein Vater redet nun schon seit geschlagenen eineinhalb Stunden auf ihn ein und bis jetzt hat Jungkook nicht ein Wort verloren.

"Müssen wir wieder strenger mit dir werden, in deinem Alter?!"

Die Mutter sitzt neben ihrem Ehemann und guckt besorgt ihren zusammengekauerten Sohn an. Sie findet es nicht okay, wie der Mann neben ihr schreit, denn so kommt man zu keiner Lösung.

"Beruhige dich, Schatz. So machst du doch unseren Jungen nur noch mehr Angst. Das führt so zu nichts."

Tatsächlich atmet der Mann aus und lehnt sich zurück. "Nagut, du hast recht. Aber wir wollen endlich wissen, was mit dir los ist, Jungkook. So geht es nicht weiter."

Ermüdend schließt Jungkook die Augen und überlegt, was er jetzt machen soll. Langsam wird er die Wahrheit sagen müssen, denn er verheimlicht das nun schon seit geschlagenen fünf Monaten.
Wie er das so lange geheim halten konnte, weiß er auch nicht, denn sein Baby nimmt ganz schön viel Platz in seinem Bauch ein.

Ich muss es sagen...

Noch einmal atmet er tief durch und versucht sein Zittern in den Griff zu bekommen. "Es gibt da etwas, was mir momentan ziemlich viel den Kopf raubt.", beginnt er leise und guckt auf den Stoff seines Oberteils, welches sich sanft um die Kugel schmiegt.

"Ach ja? Und was soll das sein?", fragt der Vater.

"Gib ihm Zeit, Schatz. Es scheint ihn wirklich sehr mitzunehmen.", einfühlsam guckt sie ihren Sohn an, der noch immer den Kopf gesenkt hält.

"Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, deshalb-?" Das babyblaue Heft, welches er unter dem Tisch verdeckt hält, nimmt er hervor und schiebt es zu seinen Eltern rüber. "-zeige ich es euch einfach..."

Starr guckt er den blauen Einband des Heftes an, auf dem groß "Mutterpass" draufsteht. "Ich bin mir sicher, dass ihr das schon mal gesehen habt.", ironisch lacht er auf.

"Jungkook- was?" Staunend guckt Jungkook auf, denn er hat seinen Vater noch nie stottern gehört.

Anders reagiert seine Mutter, die das ganze sofort versteht und das Buch zur Hand nimmt.
"Wow.", murmelt sie lächelnd.

"Ich verstehe, dass du nicht mehr klar denken kannst, Kookie, aber du hättest doch nur mit uns reden brauchen-" Sie blättert in dem Buch herum. "-und es keine fünf Monate verheimlichen müssen."

"Es tut mir leid, ich wusste nicht, wie ich auf euch zu kommen sollte..."

"Du bist schwanger?! Mein Sohn ist schwanger?! Hab ich dir nicht beigebracht, dass Schule vorgeht und du lässt dich von irgendeinem Jungen-"

"Appa! Ich weiß, dass es ein Problem ist, ich hab auch wirklich viel darüber nachgedacht. Denkst du, für mich ist das alles leicht? Ich bin noch nicht mal aus der Schule raus und werde Appa oder Eomma, wie auch immer."

Ihm reicht es, lang genug hat er sich von seinem Vater anschreien und erniedrigen lassen.

"Es ist halt jetzt so und ganz ehrlich, ich freue mich auf das Baby. Wenn du damit nicht klar kommst, dann musst du es einfach akzeptieren!" Hektisch hebt sich der Brustkorb von Jungkook, denn er hat sich noch nie seinem Vater wiedersprochen.

Doch muss er zugeben, dass es sich befreiend anfühlt.

Sein Vater schnalzt mit der Zunge. "Wo ist der Vater?"

Eigentlich hat er sich erhofft, dass diese Frage ihm erspart bleibt. Bedrückt guckt er weg und weiß nicht so recht, was er sagen soll. "Ich muss gleich zur zweiten Untersuchung. Darf ich das Heft wieder haben?", versucht er sich mit einer Wahrheit rauszureden.

Er muss wirklich zur Untersuchung des Babies, deshalb hat er auch den Mutterpass bei sich, doch da haben seine Eltern ihn aufgehalten.

"Ich will erst wissen, wer der Vater ist."

Schluckend guckt er seinen Vater an. "Er geht in meine Parallelklasse und er sorgt sich... sehr um unser Kind."

Lüge. Sie haben die vergangen Wochen nicht ein Wort gewechselt.

Für seinen Vater scheint das erstmal zu reichen, denn dieser nickt. "Bring ihn mal mit nach Hause. Wir wollen schließlich den Vater unseres Enkelkindes kennenlernen."
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Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten. 🎄🎁

Soll ich am Silvester, ein Freitag, was hochladen oder wann anders?
Nennt gerne Vorschläge. ♡

𝐌𝐘 𝐔𝐍𝐈𝐕𝐄𝐑𝐒𝐄 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt