44. Panische Angst

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"Wach auf! Wach auf!", ruft Jungkook panisch und stürzt auf den
in der Dusche liegenden Tae zu, fällt auf seine Knie, rüttelt energisch an dessen Schultern und versucht ihn wachzubekommen, während das Wasser der Dusche auf sie beide einprasselt und sie durchnässt.

"Bitte sag, was mit dir los ist?!", schreit er weiter auf den bewusstlosen Jungen ein, der zwar atmet aber absolut nicht aufwachen will.
"Bitte sag mir, was ich tun soll...!"
Tränen laufen über seine Wangen und die Hände zittern, als sie sich aus Verzweiflung tiefer in Taes nackte Schultern graben.

Aber der ältere Junge zeigt keine Reaktion und hält weiterhin die Augen geschlossen, egal wie oft er ihn schüttelt.

Jungkook zieht Taehyung fest an seine Brust und wiegt ihn hilflos in seinen Armen.
Er ist völlig überfordert und weiß nicht was er tun soll, bis er nur noch eine Möglichkeit sieht.

"Ich werde jetzt...", stottert er, während das Wasser von seinen Haaren tropft, über sein Gesicht läuft und sich mit seinen Tränen vermischt.
"... den Rettungsdienst rufen, ja?
Also bitte... Stirb nicht, hörst du mich?", schluchzt er, lehnt den älteren Jungen wieder zurück an die weiße Fliesenwand und dreht die Dusche ab.

Er eilt ins Schlafzimmer und
ergreift sein Handy, fliegt mit zitternden Fingern über den Bildschirm und gibt die Nummer des Rettungsdienstes ein und als sie rangehen, kann Jungkook nicht anders als hysterisch in sein Telefon zu weinen:
"Hallo... Mein Verlobter ist in der Dusche zusammengebrochen und ist nicht ansprechbar...", schluchzt er.
"Ich habe Angst...
Das er... Er stirbt...", weint er weiter.
"...bitte kommen sie schnell."

Die Person am anderen Ende versichert ihm ruhig, dass gleich jemand da sein wird und er sich beruhigen soll.
Sie sagen ihm, dass er am Telefon bleiben muss, damit man ihm Anweisungen geben kann, aber Jungkook ist viel zu durch den Wind, um alles zu verstehen.
Er wirf stattdessen sein Handy einfach zurück aufs Bett, öffnet alle Türen, damit der Notarzt schnell herein kommen kann und hastet zurück zu Taehyung,
dessen Lippen schon ganz blau von der Kälte sind.

Bitte kommt schnell, betet er.

Mit zitternder Unterlippe geht er auf die Knie, legt seinem Geliebten eine Decke um und streicht ihm zart das nasse Haar aus dem schlaffen Gesicht.
Wieder verliert er ein paar Tränen und spricht besorgt in dessen Haar, obwohl Tae nicht antworten wird.
"Halte einfach durch, ja?
Für mich. Für uns.
Wir brauchen dich."

Irgendwann kommt der Rettungsdienst.
Zu viert betreten sie das kleine Bad.
Eine Frau mittleren Alters, die die Notärztin ist, zieht sich Handschuhe an, fühlt Taes Puls am Hals und fragt den anderen völlig aufgelösten Jungen, der neben ihr kniet.
"Kannst du uns sagen, was passiert ist?"

"Nein... Ich meine, ja... Ich war im Bett und Tae wollte nur kurz Duschen.
Er war völlig fertig...
Die ganze Zeit schon.
Über Wochen.", erklärt er schnell.

Die Frau sieht die anderen Nothelfer wissend an. Die nicken stumm und holen eine Trage.
Sie wendet sich wieder an den völlig verstörten Jungen, während sie dem bewusstlosen Taehyung eine Infusion legt.
"Was meinst du mit fertig seit Wochen?", wiederholt sie verständnisvoll.

Jungkook wischt sich mit dem Unterarm über sein tränenverschmiertes Gesicht und antwortet:
"Er hat diesen blöden Job.
Und arbeitet und arbeitet fast rund um die Uhr, damit er einen Studienplatz bekommt...
Damit er uns besser versorgen kann, hat er gesagt und dann..."

"Hat er sich überarbeitet.", schlussfolgert die Frau und macht ein verständnisvolles Gesicht.

"Ja."

Es ist typisch in der korianischen Gesellschaft, alles zu geben, was man hat, um ganz oben mit dabei zu sein und wer schwächelt hat verloren und wird aussortiert.
Das wollte Tae vermeiden.
Er wollte es Junkooks Eltern beweisen, dass er Verantwortung übernehmen kann.
Er wollte, dass sie stolz sind.
Wollte das Jungkook auf ihn stolz ist.
Und das ist er.
Immer.

Als der junge Mann versorgt ist,
heben sie ihn hoch und legen ihn mit der Decke zusammen auf eine Trage.
Jungkook geht noch zu ihm hin,
bevor sie ihn abtransportieren und küsst Taes nasse Stirn.
"Ich bin stolz auf dich, hörst du Liebling?
Auch wenn du nur ein Tellerwäscher wärst. Ich würde dich lieben.", flüstert er gegen dessen blasse Haut.

Sie bringen ihn weg, tragen den leblos wirkenden Tae die Treppe runter, während Jungkook verängstigt und zitternd zurück bleibt.
Er kann nicht mitkommen wegen Puma und weil er bis auf die Knochen nass ist.

Trotzdem will er seinen überalles geliebten Taehyung nicht allein im Krankenhaus lassen.
Also atmet er erstmal durch, zieht sich um und überwindet sich, seine Mutter anzurufen.
"Eomma? Kannst du...", druckst er am Handy rum.
"Kannst du vielleicht vorbeikommen?
Ich brauche deine Hilfe."

Zu seiner Überraschung, kommt sie sofort vorbei und ist in weniger als einer halben Stunde da.
Er öffnet die Haustür und sie nimmt ihren erschöpften Sohn sogleich in die Arme, tröstet ihn und streicht ihm über seinen Rücken.
"Was ist denn passiert?", fragt sie besorgt.

Jungkook erzählt ihr alles und bemüht sich nicht wieder in Tränen auszubrechen.
Sie hört sich alles geduldig an und sagt am Ende mild:
"Ist schon gut mein Kind.
Ich werde auf Puma aufpassen.
Geh du derweil zu Taehyung.
Wenn er aufwacht, wird er dich brauchen."

Kurz kann Kookie nicht glauben wie hilfsbereit sie geworden ist.
Er fällt ihr wieder um den Hals und murmelt erleichtert gegen ihre Schulter, bevor er sich auf den Weg macht:
"Ich danke dir, Eomma."

𝐌𝐘 𝐔𝐍𝐈𝐕𝐄𝐑𝐒𝐄 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt