58. McGonagalls Worte

752 61 30
                                    

58. MCGONAGALLS WORTE

Eine von Minervas liebsten Aufgaben als Hauslehrerin war es am Beginn des Schuljahres die neuen Stundenpläne an ihre Schülerinnen und Schüler zu verteilen. Es war eine willkommene Gelegenheit alle zu begrüßen, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln und dabei zu sehen wie sie alle im Laufe der Jahre gewachsen waren und seine ganz eigenen Erfahrungen und Erlebnisse gemacht hatte.

Doch was jedes Jahr gleich blieb, war dass am ersten Morgen es immer ruhiger wurde, je weiter Minerva den langen Gryffindortisch entlang schritt und zu den älteren Schülerinnen und Schülern kam. Und, dass auf seltsame Weise der Konsum von Kaffee und schwarzen Tee in schwindelerregende Höhen schoss.

"Guten Morgen", begrüßte Minerva ihre Siebtklässler. "Ich hoffe, dass Sie im Unterricht alle etwas wacher sind."

"Keine Sorge, Professor McGonagall", murmelte Emily Potter und gähnte verstohlen.

Minerva versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, wusste sie doch ganz genau, dass letzten Abend die große Party bei den Hufflepuffs stattgefunden hatte. Eine Party, deren Tradition bis weit über Minervas eigene Schulzeit zurück reichte. Solange die Partys harmlos ausfielen und nicht mehr passierte, als dass alle Schüler am nächsten Morgen müde waren, ließen die Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler in dem Glauben sie hätten keine Ahnung was sie des Nächtens triebens.

Minerva verteilte die Stundenpläne und zählte durch, vier ihrer Schülerinnen und Schüler fehlten allein aus diesem Jahrgang. Ein bitterer Anblick.

"Bitte beachten Sie, dass in diesem Jahr eine zusätzliche Stunde Verteidigung - also Dunkle Künste- haben, ebenso wie Muggelkunde", sagte Minerva. Sie konnte und würde sich nicht daran gewöhnen, was Snape und die Carrows aus diesem Fach, aus dieser Schule gemacht hatten.

"Aber das können die doch nicht einfach so machen", empörte sich Lavender Brown, ohne genauer darauf einzugehen wen sie meinte.

Minervas Mund verzog sich zu einer dünnen Linie. "Leider ja. Die Schulräte können auch über den Lehrplan entscheiden und haben unter der Führung von Mr Malfoy für eine Änderung gestimmt."

"Und die Schulräte haben auch entschieden, dass Snape Schulleiter wird?", fragte Parvati Patil.

"Nein, der Schulleiter wird vom Ministerium bestimmt", erklärte Minerva geduldig. Sie hatte heute Morgen schon eine ganze Reihe ähnlicher Fragen beantworten müssen.

"Aber Sie sind doch schon noch stellvertretende Schulleiterin, oder?", fragte Seamus Finnigan. "Ich meine wer könnte den Job auch besser machen als Sie?"

"Wenn Sie Ihre aktuellen Hogwartsbrief gelesen hätte, dann wüssten Sie, dass ich immer noch die Stellvertretung innehabe", sagte Minerva und die Gryffindors lachten leise. "Aber vielen Dank für Ihr Vertrauen, Mr Finnegan." Sie lächelte kurz.

"Mr Longbottom, Miss Potter." Minerva wandte sich lieber einem anderen Thema zu. Die beiden Angesprochenen zuckten zusammen, was Minerva etwas zu schmerzhaft an die Väter der beiden erinnerte. "Bitte kommen Sie nach dem Unterricht in mein Büro."

"Haben wir was angestellt?", rutschte es Neville Longbottom heraus.

"Nicht, dass ich wüsste?" Minerva betrachtete Neville und Emily über den Rand ihrer Brille hinweg.

"Haben wir auch nicht", beeilte sich Emily zu beteuern. Dass diese Reaktion sie ihrem Vater noch ähnlicher machte, war dem Mädchen vermutlich nicht mal bewusst. Wie oft Minerva dies Worte aus dem Mündern ihres Vaters und ihrer Onkel damals gehört hatte...

"Dann ist ja gut", sagte Minerva. "Da Sie beide zu neuen Vertrauensschülern ernannt wurden, würde ich gerne mit Ihnen über Ihre neuen Aufgaben sprechen." Emily und Neville waren nur die ersten Gryffindors mit denen sie dringend über die veränderte Situation in Hogwarts sprechen musste, was nicht nur damit zu tun hatte, dass die beiden Vertrauensschüler waren.

Anathema - III -  Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt