Anathema - III - Harry Potter Fanfiction

22. Vollmond

Der Sonnenuntergang kam schnell in den rumänischen Bergen, vor allem da es inzwischen Herbst war. Der erste Schnee würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, dann würde alles unter genauso tiefem Schnee bedeckt liegen, wie die umliegenden Berge.

Emily hoffte, dass sie bis dahin wieder in Großbritannien sein würde, auch wenn Charlie ihr gesagt hatte, dass sie noch hierbleiben würde. Hier, in dem rumänischen Drachenreservat, der Ort mit den besten Heilern für Brandwunden. Und ein Ort, an dem Voldemort sie nicht suchen würde, zu dem Greyback nicht hingehen würde.

Es lief immer wieder auf Greyback hinaus.

Sogar diese Nacht. Emily wusste natürlich, dass sie kein richtiger Werwolf war, schließlich war es keine Vollmondnacht gewesen war, als er sie angegriffen hatte. Aber Greyback war mehr Wolf als Mensch und keiner wusste, wie sehr er Emily mit der Lykanthropie infiziert hatte. Das magische Koma hatte die meisten Symptome unterdrückt, wie ihr Sirje, die zuständige Heilerin berichtet hatte.

Es war auch Sirje, die Emily nun eine Tasse heißen Kräutertee reichte, während Emily auf der kleinen Veranda vor der Krankenstation saß und wartete.

“Hast du schon etwas gegessen?”, fragte Sirje und ließ sich neben Emily auf der Bank nieder. “Du brauchst deine Kraft”. Ihr Englisch war von dem dunklen, kehligen Akzent gekennzeichnet, wie Emily ihn von den Durmstrangschülern kannte.

Emily schüttelte den Kopf. “Ich habe keinen Hunger.” Sie war viel zu nervös um etwas zu essen können. Es erinnerte sie an die vielen Quidditchspiele in Hogwarts, doch hier war kein Leo und keine Ginny, die sie zum Essen zwangen. Schnell schob sie die Gedanken daran beiseite.

Sirje nickte, als ob sie Emily genau verstehen würde. “In der Küche steht ein Topf mit Hühnersuppe, den mache ich dir warm, wenn du wieder zurück bist.”

“Danke.” Emily zwang sich, trotz ihrer Nervosität, Sirje anzulächeln. Die junge Frau hatte sich bisher hauptsächlich um Emily gekümmert, zumindest so weit Emily das bisher mitbekommen hatte. Die einzigen anderen Personen, die Emily in den paar Tagen gesehen hatte, waren Charlie und zwei weitere Heiler. “Aber du musst nicht auf mich warten.”

Sirje lachte auf. “Ich schreibe in zwei Tagen meine große Abschlussprüfung in medizinischer Kräuterkunde und mir fehlen noch zwei Kapitel. Ich werde einfach lernen, ich bin sowieso eine, wie sagt ihr Engländer, Nachteule?” Als Emily nickte, fuhr sie fort: “Ich studiere an der magischen Universität in Bukarest Medizin. Wir haben die Vorlesungen immer blockweise und sind in der anderen Zeit an einem Krankenhaus, oder so.”

“Wie kommt es, dass du dann ausgerechnet hier gelandet bist?”, fragte Emily. “Dass ist doch bestimmt nicht die erste Wahl, oder?”

“Nein, das nicht.” Wieder musste Sirje lachen. “Mein Professor hat mich für verrückt erklärt. Ich darf auch nur hier sein, wenn ich später ein Jahr an ein großes Krankenhaus gehe. Vielleicht gehe ich ja nach London, oder so.” Sie grinste. “Aber für mich ist das praktisch, weil Yuna hier ist. Du kennst doch Yuna noch, oder?”

Emily sah Sirje mit großen Augen an. Natürlich kannte sie Yuna noch und es erklärte auch, warum Sirje ihr so bekannt vorgekommen war. “Yuna ist auch hier? Sie hat es wirklich geschafft?”

“Ja, wenn es dir morgen gut geht, kommt sie bei dir vorbei”, antwortete Sirje. “Sie wollte schon eher vorbei kommen, aber wir wollten dich nicht überfordern.”

Emilys Herz wurde ein bisschen leichter bei der Vorstellung ein bekanntes Gesicht zu sehen. Außerdem freute sie sich zu hören, wie es Yuna ergangen war.

Sirje sah auf ihre Armbanduhr. “Für heute hast du nämlich anderen Besuch.”

“Ich habe Besuch?” Emily hätte beinahe ihren Tee verschüttet, so schnell setzte sie sich auf. Vielleicht durfte Harry vorbei kommen? Bestimmt hatte ihm jemand berichtet, dass sie wieder wach war. Sie würde ihm so gerne alles mögliche erzählen und hören, wie es ihm in Hogwarts erging. Sie war so neugierig, wer dieses Jahr Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste war und wie es mit dem Quidditchteam lief.