21. Erwachen

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21. Erwachen

Die Luft schmeckte hier anders. Fühlte sich anders an. Die Geräusche waren seltsam und fremd.

Sie spürte ein kühles Tuch auf ihrer Stirn und das erdrückende Gewicht der Decke auf ihrem Körper. Angestrengt strampelte sie mit ihren Beinen, die ihr noch nicht wirklich gehorchen zu schienen, um das Gewicht loszuwerden. Doch sie erreichte nicht viel, denn ihr Körper fühlte sich seltsam fremd an. Es war dunkel hier, aber nicht zu dunkel um nicht ein paar Schemen erkennen zu können. Sie kannte diesen Raum nicht und langsam stieg Panik in ihr auf. Sie erinnerte sich nicht, wie sie hier her gekommen war, sie erinnerte sich an kaum etwas. Als ob ihr Körper ihr verbot sich zu erinnern, auch wenn sie wollte.

Und so lag sie wieder still und lauschte. Ihr Herz pochte schnell – schneller als es eigentlich sollte – und sie hörte das leise Rauschen von mehreren Stimmen, die sich anscheinend außerhalb ihres Raumes unterhielten. Sie erkannte die Stimmen nicht, verstand noch nicht mal die Sprache, in der sie redeten. Wahrscheinlich war es schlauer, wenn sie still blieb. Wer weiß wer sie hier her gebracht hatte.

Mit der flachen Hand strich sie über die Laken, sie fühlten sich weich und sauber an, in ihnen hing auch noch der Geruch von Waschmittel. Sie sollte es also bequem haben. Vielleicht war sie doch keine Gefangene. Sicherlich würde man Gefangene nicht so behandeln. Oder war sie vielleicht einfach nur eine besonders wertvolle Gefangene?

Mit einem leisen Klacken ging eine Tür auf und jemand trat in ihr Zimmer. Anscheinend war die Tür nicht abgeschlossen gewesen. Die Schritte waren leicht und die Person bewegte sich trotz der Dunkelheit sicher durch den Raum. Ein erneutes Klappern und Rappeln verriet ihr, dass die Person etwas abgestellt hatte. Dann trat die Person neben ihr Bett und entfernte das kühle Tuch auf ihrer Stirn, dafür legte sie eine Hand darauf, als ob sie ihre Temperatur fühlte.

Durch die offene Tür fiel nun etwas mehr Licht, so dass sie die andere Person erkennen konnte. Es war eine schmale junge Frau, deren blondes Haar wie eine geflochtene Krone auf ihrem Kopf ruhte und die weiße Kleidung trug. In ihren Erinnerungen blitze das Bild eines bildhübschen jungen Mädchens hervor, zusammen mit einem dunkelhaarigen Mädchen. Aber sie konnte die Bilder nicht einordnen.

„Du bist wach", sagte die junge Frau. Ihre Stimme war leise und melodisch, dennoch verriet sie, dass Englisch nicht ihre Muttersprache war. „Wie geht es dir, Maia?"

Maia? Das war ihr Name? Sie hatte keinerlei Erinnerung an Maia. Sie war nicht Maia.

„Magst du etwas trinken?", fragte die junge Frau weiter und reichte ihr einen tönernen Becher.

Vorsichtig streckte sie den Arm aus, sie traute ihrem Körper noch nicht wieder, und schloss die Finger langsam um den Becher. Die junge Frau zog ihren Arm erst zurück als sie sicher war, dass sie den Becher wirklich alleine halten konnte und lächelte ihr aufmunternd zu.

Sie trank ein paar Schluck des Wassers und es löste den Knoten in ihrer Kehle wieder etwas. „Danke." Ihre Stimme war leise und brüchig, als hätte sie eine lange Zeit nicht gesprochen. Aber wenn sie sich so ansah, hatte sie lange Zeit nichts anderes gemacht, als in diesem Raum zu liegen. Sie fühlte sich als ob sie aus einem langem Schlaf erwacht sei, doch was sie überhaupt in diesen Schlaf versetzt hatte, dass wusste sie immer noch nicht. „Was-?"

Die junge Frau nahm ihr lächelnd den Becher ab und tauchte das Tuch in eine andere Schale, die sie mitgebracht hatte, um dann ihr Gesicht abzuwischen. „Nachher kommt jemand, der kann dir das alles besser erklären als ich. Ich bin nur hier um mich um deine Verletzungen zu kümmern, Maia."

Da war wieder der seltsame Name, der nicht ihrer war. Sie wusste nicht viel, aber sie wusste, dass sie nicht Maia war. Wer hatte ihr den Namen gegeben?

Anathema - III -  Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt