67. Aktion und Reaktion

584 44 9
                                    

67. AKTION UND REAKTION

Die riesigen, leuchtenden Schriftzüge von Dumbledores Armee im gesamten Schloss waren praktisch Kunst und als solche sah sich Filius Flitwick in keinster Weise dazu verpflichtet diese zu entfernen.

Lieber bewunderte er still die Zauberkunst, die hinter den meterhohen Schriftzügen in den buntesten Farben und den brennenden Buchstaben stecken musste.

Lieber entfernte er mit ein paar heimlichen Bewegungen seines Zauberstabes ein paar Farbflecken und Fußspuren auf dem Boden, als er morgens auf den Fluren Hogwarts unterwegs war.

Es war eine schlaflose Nacht gewesen, wie so viele, seit Beginn des Schuljahres. Es war nicht mehr länger das Alter, das ihn wach hielt, sondern eine tiefe Besorgnis. Besorgnis um sein Haus, Besorgnis, ob sich die Geschehnisse von vor sechzehn Jahren wiederholen würden. Ob die Bücherverbrennung nur der erste Schritt in einen neuen Krieg war. Ein Krieg in Hogwarts.

Und wenn dem so war, dann hatte Dumbledores Armee nun auch seinen Schritt gemacht.

Wir sind zurück.

Daran gab es nach dieser Aktion wohl keinen Zweifel mehr.

Zwei Jahre zuvor hatte es genug Gerüchte über diese geheime Schülerorganisation gegeben und Albus hatte diese am Ende des Schuljahres gegenüber seinen vertrautesten Kolleginnen und Kollegen bestätigt. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler hatten sich unter der Führung von Harry Potter zusammengeschlossen, um zu trainieren und voneinander lernen zu können.

Ein Vorhaben, das Filius als Ravenclaw nur allzu gut heißen konnte.

Im letzten Jahr hatte es keine Gerüchte mehr gegeben und alle hatten geglaubt, dass mit Umbridge auch Dumbledores Armee verschwunden war. Nun war Harry Potter verschwunden und Dumbledores Armee war wieder aufgetaucht.

Ein Vorhaben, das Filius als Hauslehrer nur mit Sorge betrachten konnte.

Minerva hatte als Erste die Sorge geäußert, dass ihre Schülerinnen und Schüler gegen die Carrows und Snape- nicht mehr Severus, weil er nicht mehr der Kollege von damals war - rebellieren würden. Schließlich kannte Minerva ihre Schützlinge und auch ihre Familien und ihre Geschichten - Potter, Longbottom, Weasley, Black. Gryffindors würden niemals bei Seite stehen, wenn ein Unrecht geschah.

Pomona hatte ebenfalls schnell Bedenken geäußert, denn ihre Hufflepuffs gaben alles für Gerechtigkeit. Nicht so rasch und wild wie Gryffindors, aber nicht weniger wütend im Angesicht von Unrecht.

Filius war bewusst gewesen, dass auch irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, in dem seine Ravenclaws sich für eine Seite entscheiden würden. Manche schneller, manche langsamer, aber immer alle Seiten und Argumente abwägend. Er wusste, dass Voldemort auch Anhänger in seinem Haus finden würde. Egal, wie sehr er dagegen lehrte. Wenn sie eine Logik in den Lehren sahen und die ihrer Ansicht nach richtigen Argumente präsentiert bekamen, dann würden sich wohl leider einige seiner Schützlinge für die andere Seite entscheiden.

Ebenso wie der Untergang der Hufflepuffs ihre Loyalität werden würde und der der Gryffindors ihr Drang sich beweisen zu wollen.

Keines der vier Häuser in Hogwarts war besser oder schlechter in diesen Zeiten. Und Hogwarts täte gut daran, sich genau an das zu erinnern. Aber Gräben und Vorurteile liefen tief, das wusste Filius aus eigener Erfahrung nur allzu genau.

Alectos gehässige Worte von gestern Abend konnten ihm schon längst nichts mehr anhaben, er konnte nicht mal mehr zählen, wie oft er schon mit solchen Worten bedacht worden war. Schlimmer waren die brennenden Bücher gewesen. So viel Wissen, was nun verloren ging, war die Bibliothek von Hogwarts doch auch Heimat für zahlreiche, seltene Lehrwerke gewesen. Sein Herz blutete bei dem Gedanken an all die Seiten, die nun zu Asche verbrannt waren in einem Schauwerk aus ignorantem Machtstreben und verblendeten Ideologien.

Anathema - III -  Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt