Kapitel 9 - Weißt du, was ich meine?

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„Ja?" antworte ich vorsichtig auf das klopfen der Schlafzimmertür. Die Tür wurde einen Spalt gehöffnet und Felix Blickte hindurch.
„Sorry, bist du noch wach? Hat sich so angehört" spähte er vorsichtig durch den Spalt.
„Ja, ich kann irgendwie nicht schlafen"
„Ich auch nicht, kann ich reinkommen?" fragte er mich zurückhaltend.
„Ja klar, ist ja immer hin dein Schlafzimmer". Ich rückte auf dem Bett etwas zur Seite und klopfte mit meiner Hand auf die leere Fläche neben mir. Felix öffnete die Tür und saß sich neben mich. Ich musste kurz schlucken, er trug nur eine enge Boxershorts und ein Shirt.
„Die Kombo sieht bei Männern aber nicht so hot aus" lachte ich und überfuhr sein Outfit mit meinen Augen.
„Bist du dir da sicher? Dein Blick sagt was anderes" grinste er mich an.
„Warum kannst du denn nicht schlafen Felix?" fragte ich ihn um schnell abzulenken und schaute ihm in die Augen. Felix legte sich neben mich und starrte die Decke an.
„Keine Ahnung, irgendwie bekomme ich meinen Kopf nicht ausgeschaltet. Du?"
„Genau das gleich" antwortete ich und starrte ebenso die Decke an.

Zwischen uns herrschte für kurze Zeit eine Stille, beide vertieft in unseren eigenen Gedanken, bis ich mich zu Felix drehte und ihn beobachtete.
„Hattest du schon immer das Glück in so schönen Betten zu schlafen?" Broch ich die Stille zwischen uns.
„Ne im Gegenteil. Bin ziemlich arm aufgewachsen in der Gropiusstadt in Neukölln. Mein Vater hat mich und meine beiden Geschwister alleine großgezogen" antworte er nachdenklich.
„Oha echt? Das hätte ich irgendwie nicht gedacht. Dachte irgendwie du kommst aus reichem Elternhaus".
Felix lachte „Ja, warum das?"
„Keine Ahnung, dieser Ruhm passt zu dir".
„Dit nehm ich mal als Kompliment" grinste er mich an.
„Und wie hat das alles angefangen mit der Comedy und so?"
„Ich hab damals in Marburg Politikwissenschaften studiert, wissen die wenigsten" lachte er „und dann bin ich mehr oder weniger durch meinen Bruder in den Poetry Slam gerutscht. Das hab' ich dann für ne Weile gemacht, fand aber eigentlich alles scheiße daran, das Einzige was mir gefallen hat war, auf der Bühne zu stehen. Dann hab ich irgendwann mit Comedy angefangen, überall kleinere Shows gehabt und es hat mir richtig Bock gemacht. Irgendwann bin ich alleine durch Deutschland getourt, um in jedem kleinsten Kaffs aufzutreten und das wurde dann halt irgendwann soviel, dass ich mein Studium geschmissen hab und mich dann quasi Vollzeit auf Comedy konzentriert hab. Und ja, jetzt bin ich ein paar Jahre später hier" sagte er und starrte wieder die Decke an.
„Krass" antworte ich ihm schlicht. Ich wusste nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte, ich bewunderte ihn irgendwie dafür, was er alles geschafft hat.
„Finde es echt bewundernswert, was du alles geschafft hast" sagte ich und schaute ihn an.
„Danke, war auch ne Menge Arbeit"
„Glaub ich dir, aber dafür kennt dich ja jetzt ganz Deutschland" zwinkerte ich ihn an.
Felix warf mir einen strengen Blick zu „Wie jesacht, ick bin kein Promi oder sowas"
„Weiß ja nicht" schmunzelte ich.
„Stört dich das?" fragte er mich und schaute mir in die Augen.
„Wie meinst du?"
„Ich hatte das Gefühl, dass du heute irgendwie anders drauf warst, als als wir Döner essen waren und du quasi noch nicht wusstest wer ich bin".
„Naja um ehrlich zu sein, hat mich das am Anfang irgendwie ein bisschen überfordert, hab natürlich nicht damit gerechnet und ich dachte.." ich stockte kurz und schaute Felix in die Augen.
„Jaaa?" fragte mich dieser erwartungsvoll.
„Naja, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das.. also du, ne Nummer zu groß für mich bist und das hat mich einfach überfordert. Ich wusste ja nicht wir du tickst. Ich kannte dich ja nicht wirklich und plötzlich sehe ich dich auf den Podcast Charts auf der eins und Lena erzählt mir, wie bekannt du bist und das mich viele drum beneiden würden, dass du meine Nummer hast, wir was essen waren und bla. Das hat mich einfach überfordert" wiederholte ich mich.
„Mhm" Felix schaut mich nachdenklich an „Und ist das jetzt immer noch so?"
„Nein. Jetzt nicht mehr. Eigentlich war mein Plan auf Abstand zu gehen, aber ich bin so froh, dass ich doch hergekommen bin" lächelte ich Felix an.
„Ja warum?" grinste er zurück.
„Stell dich nicht so doof" lachte ich und schlug ihm gegen einen Oberarm. Ich erschreckte mich kurz, als ich merkte wie hart dieser war und Felix musste lachen.
„Äh- ne.. jedenfalls" versuchte ich die Situation zu überspielen. „Wir haben uns unterhalten und ich hatte plötzlich all diese Vorurteile vergessen. Irgendwie hab ich das Gefühl, wir würden uns schon ewig kennen. Du bist mir so sympathisch und ich hab einfach das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann, wenn du weißt was ich meine" unsicher schaute ich von Felix weg, ich war zu aufgeregt um ihn in die Augen zu schauen. Felix bemerkte dies, drehte sich näher zu mir, und hob mein Kinn etwas an, sodass ich ihm in die Augen schauen musste. Er kam immer näher und plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Ganz behutsam küsste er mich und strich mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. Mich durchfuhr eine Gänsehaut am ganzen Körper, bis Felix schließlich von mir abblies und mir mit einem Lächeln in die Augen schaute.
„Ich weiß genau was du meinst, mir geht es nicht anders mit dir" sagte er schließlich.
Ich lächelte ihn an und wollte ihn wieder küssen, aber Felix wich mir aus und platzierte meinen Kopf auf seiner Brust.
„Ich glaube wir sind immer noch sehr betrunken. Ist besser, wenn wir jetzt schlafen oder?" fragte er mich mit ruhiger Stimme und ich nickte nur als Antwort. Ich lag auf seiner Brust und lauschte seinem Herzschlag, der mich so beruhigte, dass ich wenig später in seinen Armen einschlief.

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt