Kapitel 24 - Wolf

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Pov Lou:

„Alter du siehst ja gar nicht gut aus" sagte Lena mit aufgerissen Augen, als sie plötzlich unangekündigt vor meiner Tür stand.
„Ich weiß" sagte ich monoton und ging ins Wohnzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und folgte mir.
„Was ist hier passiert? Sieht aus als hätte ne Bombe eingeschlagen" stellt sie fest, während sie einen Blick durch meine unordentliche Wohnung wirft.
„Du klingst wie meine Mutter" schmunzelte ich. „Warum hast du nicht gesagt, dass du vorbeikommst?" Fragte ich sie.
„Ja ich weiß, dass du unangekündigten Besuch hasst, aber mich ließ der Gedanke nicht los, dass irgendwas mit dir nicht stimmt, deswegen bin ich sofort nach der Arbeit zu dir gefahren" sagte sie und setze ihren Hundeblick auf.
Bevor ich zum Sprechen ansetzten konnte setzte sie wieder an.
„Und ich weiß auch, dass du lieber alleine bist und dich abschottest, wenn es dir nicht gut geht, aber das ist nicht gesund. Ich will einfach für dich da sein, wir müssen auch nicht darüber reden" sagte sie und schaute mich eindringlich an.
„Darf ich jetzt was sagen?" schmunzelte ich.
„Ja, jetzt darfst du" grinste Lena.
„Danke, dass du hier bist" sagte ich und umarmte sie. Etwas zu lange für meinen Geschmack, aber es tat gut jemanden um sich zu haben, dem wirklich was an mir lag und dem es wichtig war, dass es mir gut geht.
„Ich hab dir noch Zimtschnecken mitgebracht" grinste Lena, nachdem ich mich von ihr löste und holte eine Brot Tüte aus ihrer Tasche.
„So wie ich dich kenne, hast du noch nichts gegessen"
„Stimmt, habe irgendwie keinen Appetit" gab ich zu.
„Es ist fast 18 Uhr, dein Kreislauf macht das nicht mehr lange mit und von Kippen und Kaffee kannst du dich auch nicht ernähren. Los, iss jetzt" sagte sie und wedelte mit der Zimtschnecke vor meinem Gesicht rum.
Ich nahm ihr das Gebäck ab und biss ein paarmal ab. Lena tat es mir gleich und wir genossen die Stille.
„Willst du mir erzählen was passiert ist?" fragte sie mich, nachdem wir aufgegessen haben.
„Weiß nicht".
„Hat es mit Felix zu tun?" stocherte sie rum.
„Ja" sagte ich und ließ meinen Kopf senken.
„Was ist denn passiert?"
„Ich hätte einfach von Anfang an auf mein Gefühl hören sollen und die Finger von ihm lassen sollen" sagte ich und starrte auf den Boden.
„Kann ich nicht beurteilen, bevor du mir nicht erzählst, was passiert ist".
Lena würde nicht lockerlassen, bevor ich ihr alles erzählen würde, deswegen berichtete ich ihr ausführlich von meinem Telefonat mit Felix, als ich noch in der Heimat war, wie er sich danach nur noch wenig gemeldet hat, bis zu gestern Abend, wo er plötzlich vor meiner Tür stand, wir Sex hatten und er mir danach sagt, dass ich für ihn nur ein Zeitvertreib war.
„Wow" sagte Lena entsetzt mit offenstehendem Mund.
„Jap dachte ich mir auch".
„Für dich war das aber schon mehr als Sex oder?" fragte sie mich nach einiger Zeit. Es wirkte so, als müsste sie erstmal verarbeiten, was ich ihr gerade alles erzählt habe.
„Ja irgendwie hat sich da schon was entwickelt bei mir in den letzten Wochen. Ich meine wir haben die letzten zwei Monate fast jeden Tag miteinander verbracht. Natürlich passiert da was mit einem gefühlsmäßig" sagte ich und schluckte währenddessen. Es tat immer noch weh, mir das einzugestehen.
„Ja klar, verstehe. War er nicht sogar mega eifersüchtig, nachdem er dich das eine mal mit Ali gesehen hat?" fragte sie mich.
„Ja, er meinte damals, dass er wohl schon immer so ein Problem mit Eifersucht hat".
„Mhm" sagte Lena und überlegte wieder. „Klingt für mich irgendwie nicht so, als wärst du für ihn nur irgend ne Sidechick. Schließlich ist man nicht eifersüchtig, wenn man seine Sidechick mit jemand anderem sieht. Das wäre einem egal" analysierte sie.
„Was meinte er gestern noch mit der Tour?" fragte sie.
„Er meinte, dass er keine Zeit für mich hat, wenn er auf Tour ist".
„Okay, nächste Frage, warum sollte er sich die Zeit für dich nehmen, wenn es nur im Sex geht? Verstehst du? Immerhin ist er Felix Lobrecht, ich glaube der hat's nicht schwer damit, no offance".
„Ja, hab ich auch schon gedacht" sagte ich nachdenklich.
„Man Lou, ist doch offensichtlich, dass du ihm nicht egal bist. Ich bin mir sicher, dass da mehr hinter der ganzen Sache steckt".
„Mag ja sein, aber was soll ich machen? Er hat mich gestern richtig verletzt damit. Er war richtig anders und kalt irgendwie" sagte ich während mich wieder eine Traurigkeit überkam.
„Vielleicht wartest du ein paar Tage und schreibst ihm nochmal?".
„Auf gar keinen Fall. Warum sollte ich das tun? Er hat doch mich doch hier so stehen lassen. Wenn sich einer melden sollte, dann ist er das".
„Ja, hast recht" sagte Lena und redete noch eine Weile über weitere Theorien, warum Felix sich sie so verhalten hat.
„Können wir bitte einfach über was anderes reden? Ich hab mich da einfach in was verrannt. Er hat nicht das gleiche gefühlt wie ich und fertig. Es bringt nichts, immer wieder darüber zu reden und sich zu fragen, was sich in einer Woche bei ihm geändert hat. Das macht mich nur noch trauriger. Ich will jetzt einfach versuchen damit abzuschließen und mein Ding durchzuziehen".
„Ich bin mir sicher, dass er einfach zu feige ist, sich seine Gefühle für dich einzugestehen. Aber okay, wir können das Thema wechseln, ich bin schließlich hier, um dich abzulenken" grinste Lena.
„Tut trotzdem gut, mit dir darüber zu reden" sagte ich und lächelte sie an.
„Ich weiß. Kannst dich nicht immer in deiner Wohnung einschließen und niemanden an dich ranlassen, wie son Wolf" lachte sie
„Hä? Was ist das für ein Vergleich?" lachte ich.
„Keine Ahnung man, mir ist gerade nichts Besseres eingefallen. Aber Wölfe sind doch Einzelgänger oder?"
„Keine Ahnung" lachte ich.

Lena und ich machten uns noch einen gemütlichen Abend bei mir zuhause. Sie überredete mich, Harry Potter zu gucken, das würde mich wohl auf andere Gedanken bringen. Bisher bin ich dem immer aus dem Weg gegangen, weil ich diese Erwachsenden Potter Fans immer bescheuert fand, aber sie sollte recht behalten. Der Film brachte mich auf andere Gedanken und ich fand ihn sogar ziemlich gut. Weil sie mich nicht alleine lassen wollte, übernachtete sie bei mir. Wir waren fast die ganze Nacht wach, schauten noch den 2. Teil und redeten viel, was mir sehr geholfen hat, denn alleine hätte ich sowieso kein Auge zubekommen.

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt