Kapitel 13 - Ist deine Schuld

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Pov Lou:

Bei der Arbeit ankommen fiel mir Lena gleich in die Arme. Wir zogen uns um und gingen hinter die Bar. Da wir heute nur zu dritt waren hatten wir jede Menge Zeit nochmal ausführlich über die letzten Tage zu reden. Lena quetschte mich echt aus. Aber ich mochte es, mit ihr über alles zu reden. Ich hatte nie wirklich viele Freundinnen, war immer eher mit Jungs befreundet oder beziehungsweise mit den Freunden meines Ex. Seit der Trennung fühlte ich mich allein, hatte keinen mit dem ich über meine Gefühle reden konnte und machte es einfach mit mir selbst aus. Ich wusste nicht, dass ich so dringend eine Freundin brauchte. Für einen Samstag war es heute relativ leer. Muss wohl am Wetter liegen. Es Regent mal wieder und abgesehen davon ist Januar wohl auch nicht unbedingt die Zeit, in der Touristen Berlin besichtigen wollen. Um so besser für Lena und mich. Wir quatschten und tranken einen Kaffee nach dem anderen. Das Koffein machte sich schon bemerkbar und ich wurde richtig hibbelig. Um etwas runter zu kommen legte ich eine kleine Raucherpause ein, zog mir meine Jacke an und ging durch die Hintertür nach draußen. Der Tabak breitete sich in meinem Körper aus und entspannte mich ein wenig. Plötzlich sah ich, wie ein großer Typ, vermummt mit Kapuze und gesenktem Kopf auf mich zukommt. Die Gangart ist mir schon bekannt und ich verdrehte die Augen.
„Was machst du denn hier?" fragte ich leicht genervt und schaute Ali an.
„Hey Lou, ich wollte dich nochmal sehen, du antwortest ja nicht mehr auf meine Anrufe, da blieb mir keine andere Wahl als bei deiner Arbeit vorbeizukommen" sagte Ali mit gesenktem Kopf.
„Woher weißt du überhaupt wo ich arbeite?"
„Hab's halt rausgefunden. Bisschen rumgefragt" antwortete er schüchtern.
„Mhm und worüber willst du reden? Ich muss gleich wieder rein" fragte ich ihn. Am liebsten würde ich sofort wieder rein gehen aber irgendwie interessierte es mich schon was er zu sagen hatte. Wir haben uns nie wirklich ausgesprochen, er hat sich mir nie erklärt und abgesehen davon bin ich so langsam auch wirklich über ihn hinweg. Es tut nicht mehr so weh mit ihm zu reden.
„Ich will mich dir einfach nochmal erklären und das wie erwachsene klären. Wann hast du Feierabend? Ich würde dich sonst abholen und wir können was essen gehen und in Ruhe reden. Ich lad dich auch ein" schaute er mich mit einem Hundeblick an.
„Musst du nicht" antworte ich trocken. „Aber okay, wir können reden. Hol mich um 16 Uhr hier wieder ab". Habe ich das gerade echt gesagt?
Ich nickte Ali noch einmal zu und ging wieder in den Laden. In mir machte sich eine Nervosität breit. Ich weiß nicht, ob das vom Kaffee oder von der Begegnung mit ihm kommt. Als ich wieder an der Bar stand guckt Lena mich mit großen Augen an.
„Was ist denn mit dir? Du siehst auf einmal nicht mehr so happy aus" fragte sie mich.
„Hab gerade Ali getroffen, wir will nochmal mit mir reden und holt mich nachher zum Essen ab."
„Dein Ernst?" fragt mich Lena mich skeptisch.
„Ja" antwortete ich trocken.
„Warum triffst du dich mit ihm?" fragte sie.
„Keine Ahnung. Wir haben nie wirklich über das ganze geredet, ich bin einfach abgezischt und ich würde mir schon gerne mal anhören was er zu sagen hat und wie es ihm geht und so. Immerhin waren wir 3 Jahre zusammen und auch wenn er mich verletzt hat, ist er mir ja trotzdem irgendwo nicht egal. Ich glaub ich bin jetzt bereit darüber zu reden mit ein bisschen Abstand" sagte ich und schaute von Lena weg.
„Hey du musst dich nicht schämen, ich kann das verstehen. Du willst damit abschließen, gerade jetzt wo du eventuell etwas neues Anfängst" grinste sie mich an.
„Jaja mach mal halblang" lachte ich.

Die Stunden vergingen und ich schaute immer wieder nervös auf die Uhr. Schon 15:30 Uhr. Bald traf ich mich mit Ali. Lena sah es mir an. „Du kannst auch jetzt schon Feierabend machen und dich noch schnell frisch machen. Ist doch eh nichts los, das schaffen wir hier auch noch zu zweit." Dankbar drückte ich sie, ging nach hinten, zog mich um und frischte mein Makeup im Bad etwas auf. Zum Glück hatte ich immer eine kleine Makeup Tasche dabei. Um Kurz vor 16 Uhr ging ich nach draußen und steckte mir noch eine Zigarette an um mich auf gleich vorzubereiten, da sah ich schon den schwarzen Audi, der auf mich wartete. Ich ließ mir etwas Zeit, drückte meine Kippe aus und ging auf das Auto zu.
„Rauchst ganz schön viel" grinste Ali mich an.
„Ja, ist deine Schuld" antworte ich trocken. „Wo essen wir was?"
„Hatte gedacht wir gehen zu deinem Lieblings Araber und setzten uns da hin?"
„Okay".
Ali starte das Auto und fuhr los. Während der Fahrt redeten wir kein Wort miteinander. Wir haben damals so viel geredet und gelacht, jetzt herrschte Stille. Ich schaute immer wieder auf mein Handy um mich irgendwie abzulenken, aber es brachte nichts, ich war ganz schön nervös.

Beim Araber angekommen bestellten wir uns unser Essen und setzten uns an einen Tisch in Fensternähe. So konnte ich wenigstens noch rausschauen und musste ihn nicht die ganze Zeit angucken.
„Na dann leg mal los" schaute ich ihn erwartungsvoll an.
„Lou ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich denke jeden Tag an dich und an das was wir hatten. Ich vermisse dich jeden Tag. Besonders seit ich dich letztens kurz wiedergesehen habe. Mir tut das alles so leid, ich hätte das nicht einfach so kaputt machen sollen, was wir hatten. Irgendwie hab' ich das erst begriffen, als es schon zu spät war. Ich weiß, dass ich totale scheiße gebaut habe und dass ich das wahrscheinlich nie wieder gut machen kann" mit hängendem Kopf schaute er auf das Essen vor sich.
„Ne du kannst es wahrscheinlich nicht wieder gut machen" antworte ich etwas überfordert. Ich wusste nicht, dass es ihm so schlecht ging ohne mich. Ich hatte es zwar manchmal gehofft, aber ihn jetzt hier so zu sehen tat mir schon leid.
„Mir ging es die Wochen nach unserer Trennung richtig beschissen. Ich hab jeden Tag geheult und wusste nicht, was ich ohne dich machen sollte. Ich hab dich so sehr vermisst aber konnte dich einfach nicht mehr sehen, nachdem, was du mir angetan hast. Aber das ist inzwischen Monate her. Ich bin darüber hinweg. Es geht mir endlich wieder gut verstehst du?" fragte ich ihn.
„Das ist die Hauptsache, dass du glücklich bist" lächelte Ali mich an.
„Danke. Ich weiß nicht genau, worauf du hier hinauswillst, aber mir geht es wirklich gut allein. Ich hatte immer Angst davor, einsam zu sein, weil ich immer mit dir zusammen war. Aber ich weiß jetzt, dass ich keine Angst haben muss. Ich komme alleine sehr gut klar. Es geht mir gut und es fällt mir gar nicht schwer, neue Leute kennenzulernen" lächelte ich ihn an.
„Hast du denn schon jemanden kennengelernt?" schaute er mich erwartungsvoll an.
„Äh das tut jetzt nichts zur Sache. Abgesehen davon geht dich das glaub ich auch nichts mehr an" stotterte ich.
„Ja du hast recht".

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile. Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten unserer Beziehung nicht so viel geredet wie an diesem Tisch. Der Abstand tat uns gut und wir konnten endlich wieder miteinander lachen. Ich machte Ali noch einmal klar, dass ich über ihn hinweg war und er verstand und akzeptierte dies auch, hatte ich das Gefühl. Das Vertrauen war gebrochen und meine Liebe für ihn verschwunden, aber ich war froh, dass wir nochmal in Ruhe über alles reden konnten was zwischen uns stand.
Ich hatte total die Zeit vergessen und schaute auf mein Handy als Ali auf Klo gegangen ist. Es war schon fast 18 Uhr, mein Display zeigte 3 ungelesene Nachrichten von Felix an. Ich tippte sie an und mein Herz machte einen Aussetzer.

16:21 Uhr, F: Hey, hast du Lust heute vorbeizukommen? Würde was für uns kochen.
16:55 Uhr, F: Hast du schon Feierabend? Meld dich mal
17:47 Uhr, F: Vergiss es! Wie ich sehe hast du schon gegessen.

Fuck! Hat er mich gesehen wie ich hier mit Ali sitze? Gut möglich, schließlich wohnt Felix nicht weit von hier entfernt. Ich weiß, dass das komisch aussehen muss, uns hier so sitzen zu sehen, aber warum wirkt er so angepisst? Wir sind doch nicht exklusiv oder? Ist er etwa eifersüchtig?
Ich antworte erstmal nicht auf die Nachricht und beschließe mich von Ali zu verabschieden.
„Sorry ich muss los, hab die Zeit voll vergessen. Ich bezahl noch schnell" sagte ich leicht gestresst.
„Hab ich eben schon, alles gut" grinste er mich an. „Danke dass du dir die Zeit genommen hast, mich noch einmal zu erklären." Sagte er mit einem Lächeln im Gesicht.
„Danke, war ja doch nicht so schlimm" grinste ich und zog mir schnell meine Jacke über.
„Ist alles klar? Du wirkst so gestresst auf einmal?" schaute Ali mich skeptisch an.
„Ja wie gesagt, ich hab nur die Zeit vergessen und muss noch wohin"
„Soll ich dich fahren?" bot er mir an.
„Ne alles gut, ist nicht weit von hier" ich umarmte Ali und er drückte mich fest, als ich mich löste schaute er mich kurz erwartungsvoll an, doch ich vergrößerte den Abstand zwischen uns schnell, indem ich einen Schritt nach hinten machte und mich von ihm verabschiedete. Ich zündete mir eine Zigarette an und verharrte noch kurz vor dem Imbiss. Wollte er mich gerade küssen? Nein Quatsch! Das war jetzt geklärt zwischen uns.

Nachts in Berlin (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt